Neun Punkte aus sechs Spielen
FC Brentford: Das Moneyball-Märchen zündet auch in der Premier League
Mit mutigem Offensivfußball, einer perfekt eingestellten Mannschaft und einer Menge Moral mischt der FC Brentford die Premier League auf. Das spektakuläre 3:3 gegen den FC Liverpool war sinnbildlich für den Aufschwung. Mittendrin: ein Deutscher im Visier von Bundestrainer Hansi Flick.
Brentford/München - So richtig glauben konnte es Vitaly Janelt noch nicht. Der Abpfiff lag gerade einmal ein paar Minuten zurück, da musste sich der deutsche U-Nationalspieler der englischen Medienlandschaft stellen.
Der Mittelfeldspieler des FC Brentford war ein gefragter Mann. Kein Wunder. Beim spektakulären 3:3 gegen den FC Liverpool war er nicht nur einer der besten Spieler auf dem Platz, sondern hatte in der 63. Minute auch zum zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich getroffen - sein erstes Tor in der Premier League.
Gleich zweimal kam der Aufsteiger in einem wilden Duell zurück und ließ Jürgen Klopp so an der Seitenlinie verzweifeln.
Für Janelt geht ein Traum in Erfüllung
Trainer Thomas Frank sprach von einem "unglaublichen Spiel", in dem seine Spieler "extrem mutig" agiert haben: "Wir haben auf Augenhöhe gespielt. Gegen eines der besten Teams auf der Welt."
Auch Janelt gab zu: "Das war ein absolut verrücktes Spiel. Von solchen Momenten träumst du als kleines Kind."
Ohne Zweifel: Es läuft derzeit beim Fußballklub aus dem Westen Londons.
Im Frühjahr stiegen die "Bees" nach einem Herzschlagfinale in den Playoffs erstmals in ihrer Geschichte in die Premier League auf.
Kleiner Etat, keine Top-Stars
In der noch jungen Saison spielt der Aufsteiger nun einen unbeschwerten Fußball. Neun Punkte aus sechs Spielen stimmen die Fans zufrieden - Brentford setzt auf attraktiven Fußball und scheint im Vergleich zu Mitaufsteiger Norwich (null Punkte) keine Anpassungsprobleme zu haben.
Ohnehin setzt der seit 2018 amtierende dänische Cheftrainer gerne auf Konstanz. Punktuell wurde der Kader verstärkt, im Kern steht aber nahezu die gleiche Truppe auf dem Platz wie im Aufstiegsjahr.
Zu dieser gehört auch der 23-jährige Janelt, der 2020 Teil der Erfolgsgeschichte wurde. Vor zwölf Jahren hatte Brentford noch in der vierten Liga gespielt, seitdem aber durchaus kontinuierlich aufgerüstet und ist weiter dabei, den großen Teams dank einer spektakulären Transferpolitik ein Schnippchen zu schlagen.
Erfolg dank des "Moneyball-Prinzips"
Klubbesitzer Matthew Benham gilt als Zahlenfreak - Brentford verpflichtet seine Spieler vor allem auf einer datenbasierten Grundlage, bei der Algorithmen und Modellrechnungen die passenden Spieler für die passende Position aufzeigen. Es ist der Weg, mit dem auch Schwesterklub FC Midtjylland aus Dänemark europaweit Schlagzeilen schrieb.
Das Ganze nennt sich "Moneyball" und geht zurück auf ein US-Baseball-Team, das sich auf diesem Weg zu einem Playoff-Aspiranten mauserte.
Es ist eines der spannendsten Experimente im Profifußball, denn der kleine Klub mischt so derzeit die finanziell bestens aufgestellte Premier League auf.
Eine Entwicklung, die auch Bundestrainer Hansi Flick nicht verborgen blieb. Im Rahmen seiner Stadiontour machte der 56-Jährige auch Halt in England.
Hansi Flick sieht starken Janelt
Mittags saß er beim Top-Spiel zwischen dem FC Chelsea und Manchester City (0:1) auf der Tribüne, abends in Brentford.
Janelt machte bei dem Spektakel auf sich aufmerksam. Nach zehn Länderspielen für die U21 scheint für den zentralen Mittelfeldspieler nun auch der Traum von der A-Nationalmannschaft immer näher zu rücken.
"Ich wusste schon vorher, dass er heute kommt", erklärte der Torschütze nach dem Spiel: "Wenn ich auf dem Platz stehe, denke ich nicht drüber nach, aber klar ist es cool, dass er gerade heute, wenn ich mein erstes Tor schieße, da war. Ein gutes Timing."
Besser hätte es kaum laufen können. Für Vitaly Janelt und den FC Brentford.
Timo Nicklaus
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