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Tragischer Tod schockt England

Vichai Srivaddhanaprabha: Er brachte das Fußball-Märchen nach Leicester

  • Aktualisiert: 29.10.2018
  • 08:56 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago/Colorsport
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Vichai Srivaddhanaprabha ist bei einem tragischen Hubschrauber-Absturz ums Leben gekommen, Leicester City trauert um seinen Besitzer. Wer war der Mann an der Spitze des Sensationsmeisters von 2016?

München/Leicester – Märchen beginnen immer gleich. "Es war einmal", lautet die typische Einleitungsphrase. Es ist der Hinweis: Jetzt kommt eine schöne Geschichte. Oder besser: Wundersame Begebenheiten. 

Es war einmal ein thailändischer Selfmade-Milliardär, der vor einigen Jahren den Fußball als neues Betätigungsfeld entdeckte. Der sich mit Leicester City einen unscheinbaren englischen Zweitligisten kaufte. Und ein Fußball-Märchen möglich machte, dass wohl selbst in Hollywood für zu kitschig befunden worden wäre. 

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Srivaddhanaprabha starb bei einem Helikopter-Absturz
News

Leicester-Eigentümer stirbt bei Heli-Absturz

Vichai Srivaddhanaprabha, thailändischer Besitzer des englischen Erstligisten Leicester City, ist bei einem Helikopter-Absturz ums Leben gekommen.

  • 29.10.2018
  • 00:00 Uhr

Doch Vichai Srivaddhanaprabha hatte es vorher gewusst. "Wir wollen in drei Jahren unter den ersten fünf der Premier League landen", sagte er 2014, nach dem Aufstieg. Vier Jahre vorher hatte er die graue Maus übernommen, für 45 Millionen Pfund, er machte den Verein offiziell schuldenfrei. Heute ist der Klub laut Forbes das Zehnfache wert. 

Zwei Jahre nach seiner Ankündigung holte Leicester City den Meistertitel. Ein Underdog, der nach dem Fast-Abstieg 2015 mit der praktisch gleichen Mannschaft die großen Player wie Manchester City, Manchester United, FC Arsenal, FC Chelsea oder den FC Liverpool düpierte – wann gibt es so etwas noch in Europas Topligen? 

Srivaddhanaprabha machte es möglich. In erster Linie natürlich durch sein Geld. Forbes führt ihn mit einem Vermögen von umgerechnet rund 4,3 Milliarden Euro, er ist der fünftreichste Thailänder. Der Aufstieg gelang ihm vor allem in den vergangenen zehn Jahren. 2007 noch wird er mit dem vergleichsweise bescheidenen Vermögen von 180 Millionen Euro geführt.

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1989 beginnt seine Erfolgsgeschichte

Mit seinem Unternehmen King Power startete er 1989 mit einem Duty-Free-Shop in Downtown Bangkok, vor zwölf Jahren dann erhielt er ein Monopol für die Verkaufsflächen am neuen Bangkoker Flughafen Suvarnabhumi. Es gab Streitereien über die Legalität des Deals, doch Srivaddhanaprabha setzte sich durch. Wie so oft. Denn was seine Geschäfte anging, konnte er knallhart sein. Muss man wohl auch, um so erfolgreich zu sein.

Wie sonst schafft man es, seine One-Man-Show zu einem milliardenschweren Monopol-Unternehmen mit enormer Marktmacht aufzubauen? Der 60-Jährige, ein ausgewiesener Polo-Fan, hatte mit Politik wenig am Hut, hatte aber wichtige und spezielle Beziehungen zum Königshaus. Das verlieh Vichai Raksriaksorn – so sein eigentlicher Name – 2012 den Namen Srivaddhanaprabha: "Licht des voranschreitenden Ruhmes".

Kein Mann großer Worte

Was ihn aber zu anderen Investoren unterschied: Der Verein hing ihm tatsächlich am Herzen. Sehen andere Milliardäre ihren Klub als reine Investition, als Spielball, der oft finanziell ausgesaugt, umgekrempelt und ausgespuckt wurde, war bei Srivaddhanaprabha vieles anders. Er war für die strategischen Entscheidungen zuständig, sein Sohn Aiyawatt Srivaddhanaprabha für das Tagesgeschäft.

Während den anderen Geldgebern oft Hass, Zynismus, Protest, mindestens aber Skepsis entgegengebracht wurde und wird, ist die thailändische Besitzer-Familie beliebt. Er war kein Mann großer Worte, lieber ließ er Taten sprechen. Bei aller Härte als Geschäftsmann: Von Weggefährten aus dem Fußball wird er als ehrlich, fair und freundlich beschrieben. Und als großzügig.

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Viele Fans sind Srivaddhanaprabha schlicht dankbar für die wohl größten sportlichen Höhepunkte ihres Fandaseins, das früher mit den Foxes sehr oft so trist wie das Wetter in den East Midlands war. Er brachte den Glanz der Champions League in die Provinz. Fans können unerbittlich sein, wenn sie ein Feindbild haben, wenn es eine Persona non grata für sie gibt. Genauso groß ist aber auch ihre Zuneigung, wenn man sie einmal für sich gewonnen hat.

Srivaddhanaprabha hatte sie gewonnen.

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Owner zeigt sein großes Herz

Keine Frage: Berauscht von der eigenen Euphorie, schaut man über eigentliche Ressentiments, Vorurteile oder Antipathien vielleicht etwas großzügiger hinweg. Und klar: Sorgt man aus der eigenen Geldbörse zum Beispiel dafür, dass eine Auswärtsfahrt mit dem Bus für die Fans günstiger wird, steigt die Zuneigung. Der Selfmade-Milliardär wusste, wo und wie er ansetzen musste. Erfolg und ein großes Herz machen vieles einfacher.

Und ja, der Mann war auch schrullig. Setzte schon mal auf buddhistische Mönche, die das Stadion oder die Spieler segnen, oder auf Glücksamulette. Immer mal wieder gab es Freibier, zum Aufstieg, zum Nicht-Abstieg, zum eigenen Geburtstag – der Klubboss fand immer einen Anlass. 

Kaviar und Wein oder ein neuer BMW i8

Beim Aufstieg lud er die Mannschaft zu Kaviar und Wein ein, einen 10.000-Pfund-Chip für einen nahe gelegenen Zockerclub inklusive. Seinem Meisterkader stellte er nagelneue, 105.000 Pfund teuren BMW i8 auf das Trainingsgelände. Zu seinem 60. im vergangenen April verschenkte er 60 Dauerkarten.

Leider ist das wahre Leben nicht immer nur ein Märchen. Vichai Srivaddhanaprabha ist tot, abgestürzt mit einem Hubschrauber nach einem Spiel seiner Foxes. Es gibt also keine Endphrase. Kein "Und wenn sie nicht gestorben sind..." Mit Srivaddhanaprabha ging zwar der Autor des Leicester-Märchens. 

Doch auch wenn er gestorben ist: Sein Werk wird in Leicester weiterleben.

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