Frauen-EM
Alex Popp nicht zu stoppen: "Macht mich unheimlich glücklich"
- Aktualisiert: 28.07.2022
- 08:13 Uhr
- ran.de/Christian Stüwe
Alex Popp reiste eigentlich als Backup von Lea Schüller zur Europameisterschaft. Beim Halbfinalsieg gegen Frankreich zeigt sie eine Weltklasseleistung und ragt aus dem starken DFB-Kollektiv heraus. Nach einer langen Leidenszeit fehlt nun noch ein Schritt zur Krönung.
Milton Keynes/München - Etwas mehr als 90 Minuten war Alexandra Popp am Mittwochabend wirklich überall zu finden.
Sie ackerte im gegnerischen Strafraum, sie klärte in der eigenen Abwehr und rackerte im Mittelfeld. Nur als dann das Mannschaftsfoto nach dem sensationellen 2:1-Sieg gegen Frankreich und dem damit verbunden Finaleinzug bei der Europameisterschaft gemacht werden sollte, war die Mittelstürmerin plötzlich verschwunden.
Mitten im Jubel und Trubel der deutschen Spielerinnen wurde die 31-Jährige parallel von der UEFA als Spielerin des Matches ausgezeichnet. Angesichts der Weltklasseleistung und der zwei überragenden Tore von "Poppi" eine Selbstverständlichkeit. Und so machte sich das ganze Team auf den Weg zu ihrer Kapitänin und tanzte so ausgelassen mit der Angreiferin, dass die Werbewand des Verbands ordentlich ins Wackeln geriet.
Popp fiel lange mit einer Knieverletzung aus
Der Teamgeist stimmt in der deutschen Mannschaft, die Truppe von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg tritt bei der Europameisterschaft in England als verschworene Einheit auf und zeigte gegen Frankreich erneut eine geschlossene, bärenstarke Leistung. Trotzdem muss man Popp an diesem Tag aus dem deutschen Kollektiv herausheben.
"Das Selbstvertrauen haben wir uns in den Spielen erspielt. Ganz ehrlich, die Mannschaft ist geil. Die stärken mir übertrieben den Rücken und freuen sich mit mir", sagte Popp nach Abpfiff im ZDF: "Nach meiner langen Leidensgeschichte kann ich daraus unheimlich Kraft ziehen. Das macht mich unheimlich glücklich."
Fast neun Monate war die gelernte Tierpflegerin wegen einer Knorpelverletzung ausgefallen, nach einem Einsatz in einem Testspiel im Januar musste sie wieder am lädierten Knie operiert werden und fehlte dem VfL Wolfsburg erneut. Erst Mitte März kehrte sie auf den Platz zurück und brachte es in der abgelaufenen Bundesliga-Saison nur auf neun Einsätze und zwei Tore.
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Popp war als Backup für Lea Schüller eingeplant
Weshalb Popp eigentlich nur als Backup von Bayern-Stürmerin Lea Schüller zur EM reiste. Erst als Schüller wegen einer Corona-Infektion ausfiel, rutschte Popp in die Startelf und spielt nun vielleicht sogar das Turnier ihres Lebens.
Gegen Frankreich gelangen ihr die die EM-Tore fünf und sechs, in jeder einzelnen Partie in England hat sie getroffen. Zweimal flankte Svenja Huth am Mittwochabend, zweimal setzte sich Popp unnachahmlich durch. Das erste Tor erzielte sie hart bedrängt mit einer herrlichen Direktabnahme, beim zweiten Treffer setzte sie sich im Kopfballduell gegen gleich zwei Französinnen durch und köpfte wuchtig ein.
"Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Wir haben eine Wahnsinnspartie gespielt und alles reingeworfen", sagte Popp: "Frankreich hat echt gedrückt. Wir sind so unfassbar glücklich, kein Schwein hat mit uns gerechnet. Wir stehen jetzt im Finale im Wembley vor 90.000 Zuschauern. Was Schöneres gibt es nicht."
Das DFB-Team will das Wembley-Stadion rocken
Alexandra Popp hat in ihrer langen Karriere sieben Mal die Deutsche Meisterschaft gewonnen und neun Mal den DFB-Pokal, zwei Champions-League-Siege stehen ebenfalls in ihrer Titelsammlung. Mit der Nationalmannschaft gewann sie 2016 olympisches Gold, jetzt fehlt gegen England am Sonntag (ab 17:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) nur noch ein Schritt zum nächsten großen Titel.
"Wir müssen jetzt schnell regenerieren, so viele Tage sind es nicht. Aber wir haben so viel Bock, so viel Vorfreude, etwas Besseres als ein Finale in Wembley gibt es nicht", sagte Popp mit einem breiten Grinsen.
Angst vor dem Auftritt in dem legendären Londoner Stadion, in der Höhle der Löwinnen, hat niemand im deutschen Team. "Wir wollen da etwas rocken", kündigte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg selbstbewusst an.
Umgekehrt darf man sich aber ziemlich sicher sein, dass die englischen Spielerinnen nach dem Auftritt am Mittwoch zumindest ordentlich Respekt vor Alex Popp und dem famosen deutschen Team haben werden.
Christian Stüwe
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