Wie sein erster Aufenthalt bei den 49ers beinahe zum Karriereende führte
San Francisco 49ers: Mike Persons langer und steiniger Weg in den Super Bowl
- Aktualisiert: 25.01.2021
- 18:21 Uhr
- ran.de / Daniel Kugler
Wenn die San Francisco 49ers am Sonntag im Super Bowl auf die Kansas City Chiefs treffen, geht für einen Spieler eine lange Odyssee zu Ende: 49ers-Guard Mike Person. Der bisherige Höhepunkt einer steinigen NFL-Karriere.
München/Miami - Wenn am Sonntag die San Francisco 49ers im Super Bowl auf die Kansas City Chiefs treffen (die Countdown-Show zum Super Bowl am Sonntag ab 20:15 Uhr auf ProSieben MAXX, die Übertragung des Super Bowl dann ab 22:45 Uhr auf ProSieben und ran.de), geht für einen Spieler eine lange Odyssee zu Ende: 49ers-Offensive Guard Mike Person. Denn der Guard wurde in der Vergangenheit in mehreren Spielzeiten, in denen seine Mannschaften den Super Bowl erreichen sollten, noch vor oder während der Saison entlassen.
Konkret war dies bereits drei Mal der Fall: 2012, als die 49ers an den Baltimore Ravens scheitern sollten, 2013, als die Seattle Seahawks über die Denver Broncos triumphierten und in der Spielzeit 2016, wo die Atlanta Falcons knapp an den New England Patriots scheiterten.
Der verpasste Super Bowl mit den Falcons tat Person am meisten weh: "In Atlanta hatte ich viele wirklich gute Freunde und ich habe sie logischerweise angefeuert. Aber es war einfach irgendwie bittersüß. Einerseits will man, dass seine Kumpels erfolgreich sind. Auf der anderen Seite hat man aber auch im Hinterkopf: 'Ich könnte ein Teil davon sein'. Und du das Gefühl, dass du ein Teil davon sein solltest", wird Person vom "San Francisco Chronicle" zitiert.
Mit dem Auftritt in Super Bowl LIV schließt sich damit in seiner zweiten Station in San Francisco der Kreis für den 31-Jährigen. "Es fühlt sich ziemlich gut an", erklärte der Spieler im Vorfeld der Partie, glücklich, den lange gehegten Traum endlich realisieren zu können.
Doch zunächst ein Blick zu Persons Anfängen.
Mike Persons schwerer Start in der NFL
Der Weg des Guards hin zu seinem bevorstehenden Karriere-Highlight war ein überaus steiniger. In der siebten Runde des Drafts 2011 von den 49ers verpflichtet, hielt sich der Absolvent der Montana State in San Francisco aber nur eine Spielzeit. Die Erfahrungen seiner ersten Saison als Profi sollten Person für die kommenden Jahre entscheidend prägen. Die ganze Rookie-Saison über nicht zum Einsatz gekommen, erlebte er in der Folge ein Training Camp zum Vergessen.
Der damalige Head Coach Jim Harbaugh ließ die jungen Spieler routinemäßig nach jedem Training mindestens 30 Minuten länger auf dem Feld ausharren und die schweren Jungs knüppelten im wahrsten Sinne des Wortes immer weiter aufeinander ein - um "sich abzuhärten", wie es Harbaugh ausdrückte.
"Das Training Camp hat mich wirklich dazu gebracht, den Football in Frage zu stellen", blickte Person auf seine schwierige Anfangszeit zurück: "Denn es glich einer Schleifmaschine. Es war eines dieser berühmten Harbaugh-Trainingslager."
Person weiter: "Meine einzige Erfahrung mit der NFL war seine Art zu arbeiten. Ich sagte: 'Wenn jedes Team das so macht, Mann, dann gebe ich allen anderen viel Anerkennung.' Wenn Joe (der Left Tackle Joe Staley, Anm. d. Red.) das bereits seit fünf Jahren mitmacht? Na Prost, Mahlzeit".
Nach der Saison erfolgte dann die Trennung. Person schlug trotz der schmerzlichen Erfahrung die Tür für eine Rückkehr nach San Francisco nicht endgültig zu - hatte er doch das Gefühl, dass die Organisation sich um ihre Spieler kümmern würde und er rückblickend nicht in allen Belangen bloß Negatives erlebte, auch wenn die negativen Emotionen zunächst überwogen.
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Erster Aufenthalt bei 49ers hinterließ Spuren
Auch die nächsten Stationen seiner Karriere waren nicht minder frustrierend. Nachdem er bei den Indianapolis Colts gecuttet wurde, folgten zwei Jahre bei den Seahawks und danach ein Stint bei den St. Louis Rams. In seinen ersten fünf Jahren in der NFL sollte Person nur ein einziges Spiel bestreiten (Seahawks, 2013).
14 seiner Starts erfolgten dann 2015 mit den Falcons - während der ersten Saison von Kyle Shanahan als Offensiv Coordinator in Atlanta. Dort kam er etwas unerwartet aufgrund von Personalproblemen zunächst als Center zum Einsatz, seine guten Blocking-Fähigkeiten blitzen damals bereits.
Ein Lichtblick am Ende des Tunnels. Eine Spielzeit später dann aber der erneute Rückschlag: Person sollte ohne Einsatz im Laufe der Super-Bowl-Saison der Falcons entlassen werden.
Die ständige Angst, die er als Spieler am Rande des Kaders empfand, veranlassten ihn bereits vor seiner vierten Saison dazu, einen Sportpsychologen aufzusuchen. Die Erfolge seiner Ex-Teams und das mehrmalige Erreichen des Super Bowls ohne ihn hatten tiefe Wunden hinterlassen.
Person stand vor 49ers-Wechsel vor Karriereende
Über erfolglose Aufenthalte bei den Chiefs und erneut den Colts folgte 2018 der Wechsel nach San Francisco und die Wiedervereinigung mit Coach Shanahan, der ein Jahr zuvor das Ruder übernommen hatte. Person hatte insgesamt erst 18 Karriere-Starts zu Buche stehen, bevor er bei den 49ers unterschrieb. Doch dazu wäre es beinahe nicht gekommen.
Denn aufgrund der schlechten Erfahrungen zu Beginn seiner Karriere und mehrerer Cuts in den Folgejahren fällte Person 2018 eigentlich die Entscheidung, dem Football den Rücken zu kehren und seine aktive Karriere zu beenden. Nach Informationen des "San Francisco Chronicle" lehnte der Guard aus diesem Grund im April des Jahres sogar ein Vertragsangebot der New Orleans Saints ab.
Doch sein alter Weggefährte Shanahan überzeugte ihn nur wenige Wochen danach vom Gegenteil und die Zusammenarbeit sollte sofort wieder fruchten. Im vergangenen Jahr begann er alle 16 Spiele und erhielt in der Folge einen Dreijahresvertrag über neun Millionen Dollar.
Zuschauerrolle drohte im Dezember
Bis in Week 15 der laufenden Saison bestritt Person insgesamt 30 Spiele in Folge und hatte entscheidenden Anteil am steilen Aufstieg der 49ers vom zweitschlechtesten Team der Liga in der Vorsaison zu einem der heißesten Teams der laufenden Saison.
Ende Dezember drohte ihm dann kurzzeitig die Zuschauerrolle, als er an einer Nacken- und Schulterverletzung laborierte. Diese behinderte Person merklich und führte dazu, dass Daniel Brunskill in den letzten beiden Spielen der Regular Season als Guard startete. Person sollte entsprechend Zeit zur Genesung gewährt werden, um dann in den Playoffs wieder eingreifen zu können.
Es war hart", wird Person vom "San Francisco Chronicle" zitiert: "Man fängt an, sich einige Gedanken zu machen, die man lieber nicht haben möchte. Es war definitiv eine stressige Zeit. Aber im Gespräch mit Kyle wurde mir genau gesagt, was er von mir erwartet und wie der Plan aussieht. Und die Marschroute hieß: 'Wir müssen deinen Hals in Ordnung bringen.' Ganz einfach. Weil wir alle irgendwie wussten, dass wir die Möglichkeit hatten, etwas Besonderes zu erreichen."
Der Plan zahlte sich aus und Person kehrte pünktlich zum Playoff-Auftakt in der Divisional Round gegen die Minnesota Vikings zurück.
Person als wichtiger Eckpfeiler der Offensive Line
"Der Kreis hat sich geschlossen", frohlockte ein überglücklicher Person in der Umkleidekabine nach dem Sieg über die Green Bay Packers im NFC Championship Game: "Was sagt man dazu? Es war eine beachtliche Reise. Und ich würde sie jetzt gegen nichts eintauschen."
Diese Aussagen treffen der Kern des Ganzen ziemlich gut. Person ist ein weiterer Beweis und ein fehlendes Puzzlestück für das Erfolgskonzept der 49ers. Nach zahlreichen kleineren Verletzungen in den letzten beiden Jahren ist Person ein elementarer Teil der Offensive Line der Niners geworden.
Sein Impact auf die Offense seit der Rückkehr pünktlich zu den Playoffs ist mit durchschnittlich 235,5 Rushings Yards, 5,3 Yards pro Carry und sechs Rushing Touchdowns des Teams in den beiden Playoff-Duellen gegen die Vikings und Packers, immens - das merken auch seine Mitspieler. Und diese stellen den Team-Erfolg sowie die harte Arbeit der einzelnen Spieler, deren Karriereweg häufig von zahlreichen Hindernissen geprägt wurde, an erste Stelle.
"Ich bin sehr dankbar, dass Mike seine Chance bekommen hat", sagte Right Tackle Mike McGlinchey: "Die Jungs in diesem Team, die dabei waren und die unglaubliche Zeit, praktisch ihr ganzes Leben und ihre ganze Karriere für so etwas eingesetzt zu haben. Besonders die Schinderei, die Mike Person auf sich nehmen musste. Das macht es umso spezieller."
Daniel Kugler
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