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Vor dem CL-Achtelfinale gegen Salzburg

Diskussion um Kaderqualität: Trainer Julian Nagelsmann setzt ein Zeichen Richtung Bayern-Bosse

  • Aktualisiert: 16.02.2022
  • 13:06 Uhr
  • ran.de/Stefan Kumberger
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© imago

Die herbe 2:4-Niederlage beim VfL Bochum hat die Bayern schwer getroffen. Plötzlich treten Probleme offen zutage, die nicht auf dem Platz liegen. 

München - Julian Nagelsmann ist kein Trainer, der Pressekonferenzen scheut. Warum sollte er auch? Der 34-Jährige ist schlagfertig und wortgewandt. Hinzu kommt seine fachliche Kompetenz und die stets gute Laune. Man hört ihm einfach gerne zu. 

Umso auffälliger sind daher jene Tage, an denen Nagelsmann keine ansteckende Freundlichkeit versprüht. Der gestrige Dienstag war ein solcher Tag. 

Mit wenigen Sätzen schoss er die aktuellen Brennpunkt-Themen rund um den FC Bayern wie Tontauben ab. Zu offensive Taktik? - "Das gegen Bochum war definitiv die defensivere Ausrichtung als in den Spielen davor!" Planen Sie um? - "Meine Herangehensweise werde ich nicht ändern!" 

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Nagelsmann kontert Matthäus 

Den verbalen Schwung nahm Nagelsmann gleich mit, um das nächste Thema vom Himmel zu holen: Die herbe Kritik von Lothar Matthäus an Dayot Upamecano. Der Rekordnationalspieler hatten den bayerischen Innenverteidiger als "Fremdkörper" bezeichnet. 

Nagelsmanns Reaktion fiel süffisant bis giftig aus: "Ich kann jetzt nicht anfangen, alle Expertenmeinungen, die irgendwo rumschwirren und die man ohne Druck und aus dem Ledersessel tätigen kann, zu bewerten, beurteilen und zu kommentieren. Da werde ich nicht mehr fertig." 

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Clips 15.02.

Nagelsmann stichelt gegen Matthäus & Co.

Nachdem Rekordnationalspieler Lothar Matthäus Bayerns jungen Verteidiger Dayot Upamecano als "Fremdkörper" bezeichnet hat, reagiert Julian Nagelsmann. Der 34-Jährige setzt dabei einen feinen Seitenhieb.

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Dass er einige Experten wohl für Wendehälse hält, machte der Trainer dann auf Nachfrage von ran deutlich: "Am Ende müssen wir es uns ankreiden, dass wir eine Plattform geboten haben, die es zulässt, dass sich mehrere Leute, die mit dem Klub nichts zu tun haben, äußern können. Unsere Aufgabe ist es, so zu spielen, dass diese Experten – denn nach drei Tagen ist das ja wieder andersrum – sagen, dass alles perfekt ist." 

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Nagelsmann setzt klare Grenzen 

Nagelsmann hat damit schnell eine Brandmauer hochgezogen. Die lauten Stimmen von draußen sollen auch weiterhin draußen bleiben. Doch gleichzeitig wurde deutlich, dass es vor allem intern beim FC Bayern eine gewissen Vielstimmigkeit gibt.  

Den Anfang hatte Oliver Kahn am Montag gemacht.  

"Wenn man hoch verliert, wird immer relativ schnell das Thema Mentalität ins Spiel gebracht. Wir lassen nicht nur in dieser, sondern auch in den vorherigen Saisons defensiv in der Rückwärtsbewegung und auch in der Arbeit gegen den Ball einiges vermissen. Wir kassieren zu viele Gegentore!", wetterte der "Titan" und Uli Hoeneß ergänzte am Abend: "Ich habe gehört, dass die Stimmung in der Mannschaft sehr gut ist - vielleicht zu gut, es gibt zu wenig Reibung! Wir haben in Augsburg, in Bochum, in Gladbach 0:5 verloren. Da werden vielleicht nur 75 oder 50 Prozent gespielt." 

Der Boss und der Klub-Patriarch werfen einen prüfenden Blick auf die Mannschaft und urteilen scharf. 

Das kann Nagelsmann nicht gefallen - und das zeigte er auf der Pressekonferenz auch offen. Doch der Trainer ist clever genug, seine Worte charmant zu verpacken: "Ich gebe dem Uli absolut Recht! Das mit der Reibung haben wir am Ende als Klub aber selbst in der Hand..." 

Was Nagelsmann meint: Wir kaufen zu wenig ein! Der Kader ist zu dünn besetzt! 

Streitpunkt Winter-Transfers 

Der 34-Jährige weiter: "Reibung im Team können wir am Ende selbst herstellen, indem man auf dem Transfermarkt aktiv ist. Klar, dafür gibt es bestimmte Rahmenbedingungen. Natürlich kann man auch intern Reibung herstellen, aber dafür musst du immer ein einheitliches Niveau über die gesamte Kaderstruktur haben. Wir haben einfach ein paar Ausfälle mit Jamal Musiala, Leon [Goretzka] und Phonzy [Davies]. Deswegen kann sich der ein oder andere auch ziemlich sicher sein, dass er spielt. Es entsteht dann nicht immer die nötige Reibung." 

Nagelsmann hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er im Winter grundsätzlich gerne auf Einkaufstour geht, scheiterte aber in den vergangenen Wochen am Veto von Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Ohnehin ist man in München nicht gerade für große Winter-Transfers (die dann auch noch funktionieren) bekannt. 

"Es muss ein gemeinschaftlicher Konsens bei allen beteiligten Personen herrschen, der war aber im Winter nicht da und deshalb haben wir nichts gemacht. Es bringt nichts, wenn der Brazzo einen Spieler will, aber ich nicht. Oder wenn ich einen Spieler will, aber der Oli nicht", sagte Nagelsmann und mancher Beobachter glaubt zu spüren, dass es in ihm brodelt.  

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Nagelsmann kuscht nicht vor den Bossen 

"Ich finde es immer grundsätzlich gut, wenn man viele Dinge intern bespricht. Das ist immer leichter. Dann muss ich auch nicht auf Medien-Nachfragen antworten" - der Satz kann gut und gerne als Aufforderung Richtung Kahn & Co. gewertet werden, sich medial doch etwas mehr zurückzuhalten.  

Der Laune von Julian Nagelsmann würde ein Schweigen der Bosse sicher gut tun – ein klarer Sieg gegen Salzburg (Mittwoch ab 21 Uhr im Liveticker) aber noch mehr. 

Von Stefan Kumberger

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