Olympia 2022: Chinas eingebürgerte Athleten - Aus Anna Fairman wird Fei Anna
- Aktualisiert: 09.02.2022
- 15:58 Uhr
Eine Eiskunstläuferin aus den USA im Shitstorm, Eishockeyspieler aus Kanada mit lustigen Namen: Eingebürgerte Sportler wie Olympiasiegerin Eileen Gu bringen China nicht nur Erfolg.
Peking - Zhu Yi, die eigentlich Beverly heißt, weinte bittere Tränen. Die Eiskunstläuferin aus Los Angeles war im Kürfinale des Teamwettbewerbs mehrfach gestürzt. Ein Shitstorm im Internet hatte die 19-Jährige völlig aus dem Tritt gebracht, der Eingriff der chinesischen Zensur kam zu spät - die spöttischen Hashtags auf der Social-Media-Plattform Weibo waren bereits millionenfach geklickt.
Im Eishockey schoss Mi Le das erste Tor für Chinas Frauen bei Olympia seit zwölf Jahren, doch ihr amerikanischer Trainer Brian Idalski schwieg, als er nach ihrer Herkunft gefragt wurde: "Ich möchte das nicht beantworten." Was auch die offizielle Olympia-Homepage verschweigt: Die blonde 25-Jährige ist als Hannah Miller in Kanada geboren und spielte vor acht Jahren noch mit dem Ahornblatt auf der Brust bei der U18-WM. Jetzt ist sie eine von 13 Nordamerikanerinnen im Team, die das Niveau beim Weltranglisten-19. China deutlich angehoben haben.
Bei der letzten WM 2019 in der drittklassigen Division IB waren sie alle noch nicht dabei, einige spielen erst seit September für den chinesischen Klub Shenzhen KRS Vanke Rays - im Moskauer Vorort Mytischtschi in der russischen Frauenliga. Offiziell mit chinesischer Staatsangehörigkeit und neuen, mitunter lustigen Namen. Die gebürtige Amerikanerin Anna Fairman heißt in Peking Fei Anna, ihre Landsfrau Rebekah Kolstad Li Beika.
Doppelte Staatsbürgerschaft nicht erlaubt
Eigentlich erlaubt China keine doppelte Staatsbürgerschaft, und deshalb ist die Frage nach dem Pass eine heikle, die ungern beantwortet wird. Jake Chelios bestätigte auf "SID"-Nachfrage: "Ich habe meinen US-Pass." In der Mixed-Zone stand ein chinesischer Teambetreuer neben ihm und drängte ihn mehrmals, das Interview zu beenden. Der Sohn der NHL-Legende Chris Chelios heißt bei Olympia Jieke Kailiaosi und spielt am Donnerstag gegen sein Geburtsland.
Eine Erfolgsgeschichte wie die von Freestyle-Olympiasiegerin Eileen Gu, mit der sich die chinesische Regierung schmücken kann, werden die beiden Eishockey-Teams nicht schreiben. "Golden Gu", das Gesicht des Olympiateams der Gastgeber, ist Kalifornierin, ließ am Dienstag beim spektakulären Big-Air-Triumph aber das Heimatland ihrer Mutter jubeln.
Mi und Jieke werden derartige Jubelstürme nicht auslösen. Die Frauen aus Nordamerika führten Chinas Eishockey-Team aber immerhin zu zwei überraschenden Siegen und der unverhofften Chance aufs Viertelfinale. Elf Kanadier, drei Amerikaner und ein Russe werden im Männerturnier wohl allenfalls hohe Niederlagen verhindern. Auch nach der Absage der NHL ist China, mit den Kunlun Red Stars aus der russischen KHL identisch, krasser Außenseiter. Auch hier wurden die Namen angepasst. So wird aus Chinas Kapitän Brandon Yip für Olympia Ye Jinguang. Zheng Enlai war vorher als Ty Schultz bekannt und Spencer Foo heißt jetzt Fu Jiang.
Obwohl der Weltverband IIHF in einigen Fällen ein Auge zudrückte und Spieler, die schon für ein anderes Land antraten, auch ohne die vorgeschriebene vierjährige Wartezeit zuließ. Auf Weibo sind durchaus kritische Stimmen zu den Eingebürgerten zu lesen - nicht nur über Zhu Yi.
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