Zwei Unentschieden
Tiki-Taka bis zum EM-Aus? Spanien vor Entscheidungsspiel
- Aktualisiert: 20.06.2021
- 22:16 Uhr
- ran.de/Tim Rausch
Vor dem Start der Europameisterschaft galt Spanien als Titelfavorit. Zwei Unentschieden aus den ersten beiden Partien bremsen die Euphorie für "La Furia Roja" aus. Über eine Verkettung der Probleme, die möglichst schnell gelöst werden muss.
München - Es benötigt manchmal nur einen Moment, um die Geschichte umzuschreiben. Die Geschichte des Spielers, der von den eigenen Fans ausgebuht, beschimpft, kritisiert wurde. Dann der Moment. Doppelpack. Spanien macht dank des Sieges gegen Polen einen großen Schritt Richtung Achtelfinale. Das Happy End. Alvaro Morata, der tragische Held.
Doch der Fußball schreibt seine eigenen Geschichten. Nicht immer mit Happy End. Morata fiel einer solchen Geschichte zum Opfer. Der Stürmer verpasste am Samstag in zwei Momenten die Chance. Setzte erst den Nachschuss des Elfmeters daneben und scheiterte wenige Minuten vor Schluss an Keeper Wojciech Szczesny. 1:1 gegen Polen. Gruppen-Dritter. Und Spaniens EM-Geschichte könnte sich bereits dem Ende neigen.
Zwei Spiele, ein Tor
Gegen Schweden und Polen holte das Team von Trainer Luis Enrique jeweils einen Punkt. Die Spanier stehen auf Platz drei ihrer vermeintlich "einfachen" Gruppe E. Ein Tor, ausgerechnet durch Morata, schoss die Nationalmannschaft bisher. Um ein Ticket für die K.o.-Runde zu lösen, muss ein Sieg gegen die Slowakei am Mittwoch (18 Uhr im Liveticker auf ran.de) geholt werden. Ein Unentschieden reicht nur, wenn Polen nicht gegen Schweden gewinnt und Spanien einer der vier besten Gruppendritten wird.
Dass die Ausgangslage bereits in der Gruppenphase so prekär sein wird, ahnten die Verantwortlichen nicht.
"Wir zählen zum Favoritenkreis und ich denke, dass es schwer wird, uns zu schlagen", prognostizierte Enrique vor dem Start der Europameisterschaft.
Kaum Torgefahr
Längst steht der Trainer der "La Furia Roja" in der spanischen Presse in der Kritik. "So nicht, Luis Enrique", titelte die "AS". Aber wie dann? Die Spanier spielten bei dieser EM bisher 1712 Pässe, mit Abstand der höchste Wert aller Teilnehmer. Dementsprechend hoch der Ballbesitz. Und auch wenn Pep Guardiola der Blick auf den Statistikbogen gefallen würde, so fehlt der spanischen Auswahl der Abschluss.
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Morata, dessen Präzision seit Jahren eher einer Schrottflinte, als einem Scharfschützengewehr ähnelt, lässt die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor vermissen.
"Genialität" fehlt im Mittelfeld
Das Mittelfeld sucht derweil noch nach dem nächsten "Maestro", nach einem, der die Genialität eines Xavi, Iniesta oder David Silva in sich trägt. Zwar gehören Pedri oder Dani Olmo zu den vielversprechendsten Talenten Europas, keiner von beiden schlüpfte aber bisher in die Rolle des Mittelfeldspielers, der Defensiven ständig mit vertikalen Pässen in die Tiefe unter Druck setzt.
Gegen Polen und Schweden, die sehr diszipliniert und aggressiv verteidigten, benötigte es händeringend einen Geistesblitz aus der Schaltzentrale.
Llorente als Ass im Ärmel?
Mit Sergio Busquets, der wegen einer Corona-Erkrankung die ersten Spiele verpasste, dürfte ein erfahrener Spieler zurück in die Startformation kehren. Zudem werden die Stimmen lauter, die Marcus Llorente in einer offensiven Rolle sehen wollen. Der Akteur von Atletico Madrid feierte vergangene Saison seinen Durchbruch, sammelte, meist als zentraler offensiver Spieler, 23 Torbeteiligungen.
Bei Enrique besetzt er die rechte Abwehrseite, sehenswerte Szenen sind rar. Mit Llorente und Busquets könnte der Trainer zwei erfahrenere Spieler im Mittelfeld aufstellen, Llorente könnte mit seiner Torgefahr dem Angriff Leben einhauchen. Liverpool-Star Thiago wäre ebenfalls eine Option, um mehr Chancen zu kreieren.
Slowakei: Aufbau- oder Angstgegner?
Mit der Slowakei wartet am dritten Spieltag ein unangenehmer Gegner auf die spanische Mannschaft. Die Slowaken verteidigen, angeführt von Star-Spieler Milan Skriniar sehr tief und diszipliniert. Über Marek Hamsik, den schnellen Robert Mak oder Ondrej Duda können sie flink umschalten und kontern.
Ein Aufbaugegner dürften die Slowaken nicht sein, besonders, weil sie mit einem Sieg weiterkommen würden. Spanien und die Slowakei, beide wollen ihre eigene Geschichte schreiben. Es kann jedoch nur ein Happy End geben.
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