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FC Barcelona: UEFA leitet Untersuchungen im Korruptionsskandal ein

  • Aktualisiert: 23.03.2023
  • 18:48 Uhr
  • ran.de
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© Imago
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In der Korruptionsaffäre um den FC Barcelona leitet nach der spanischen Staatsanwaltschalt auch die UEFA Untersuchungen ein. Es sollen neue Beweise vorliegen.

von Daniel Kugler

Die UEFA hat Untersuchungen gegen den FC Barcelona im "Fall Negreira" eingeleitet. Wie der Verband mitteilte, wurden Ethik- und Disziplinarinspektoren beauftragt, die eine "mögliche Verletzung des Rechtsrahmens" des Klubs aufdecken sollen.

Den Katalanen wird von der spanischen Staatsanwaltschaft vorgeworfen, zwischen 2001 und 2018 etwa 7,3 Millionen Euro an das Unternehmen des früheren Schiedsrichterchefs Jose Maria Enriquez Negreira gezahlt und dafür Schiedsrichterentscheidungen zu ihren Gunsten erhalten zu haben.

Der Klub behauptet dagegen, er habe die Summe lediglich für Berichte und Ratschläge über Unparteiische überwiesen. Wie mehrere spanische Medien übereinstimmend berichten, laufen die Ermittlungen der Behörden bereits seit einigen Monaten wegen des Verdachts der "Korruption zwischen Privatpersonen" gegen beide Parteien.

Demnach sollen sowohl Vertreter von Barcelona als auch von Enriquez Negreira bei jeweiligen Anhörungen bereits vor Wochen die getätigten Zahlungen bestätigt haben, den Vorwurf der Korruption bestritten beide Seiten aber. 

In einer offiziellen Stellungnahme zerstreuten die Katalanen dabei den Verdacht der unerlaubten Einflussnahme auf Unparteiische. Bei den Zahlungen sei es einzig um den Erwerb von Berichten über Spieler und Schiedsrichter gegangen, "um die eigenen Informationen zu ergänzen". Vorgänge wie diese seien "gängige Praxis in professionellen Fußballvereinen".

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FC Barcelona soll jahrelang Schiedsrichter gekauft haben

Enriquez Negreira war zwischen 1977 und 1992 Schiedsrichter in der ersten spanischen Liga und in der Folge zwischen 1994 und 2018 Vizepräsident des CTA. Gegenüber dem Madrider Radiosender "Cadena Ser" erklärte der 77-Jährige, er habe den FC Barcelona als CTA-Vizepräsident bei keiner Entscheidung oder Schiedsrichterernennung bevorzugt behandelt.

Seine Firma Dasniel 95 SL habe den Klub lediglich mündlich beraten und Informationen geliefert, wie sich die Spieler je nach Schiedsrichter auf dem Platz verhalten sollten. Laut den übereinstimmenden Medienberichten liegen der Staatsanwaltschaft entsprechend keinerlei Belege vor, ob die von beiden Seiten beschriebenen Beratungstätigkeiten überhaupt stattgefunden haben.

Als Enriquez Negreira 2018 aus dem Schiedsrichterausschuss ausschied, stellte der Klub die Zahlungen umgehend ein. Barcelonas Ex-Präsident Josep Maria Bartomeu, der den Klub von 2014 bis 2020 leitete, erklärte bei "Cadena SER", dass die beendete Dienstleistung mit einer eingeführten Sparpolitik der Katalanen zusammengehängt habe. Den Klub drückten zwischenzeitlich Schulden in Milliardenhöhe.

Die Staatsanwaltschaft untersuchte den Medienberichten zufolge auch mögliche steuerliche Vergehen von Enriquez Negreira, da zunächst keine Belege dafür vorlagen, dass er für die Zahlungen überhaupt eine Gegenleistung erbracht habe.

Hierbei kommt jedoch Bewegung in die Angelegenheit.

Justiz erhält Berichte von Enriquez Negreira für Anklage

Mittlerweile sind neue Details ans Licht geraten. Sowohl die "Marca" als auch die "Mundo Deportivo" veröffentlichten die Berichte, die der Sohn von Ex-Schiedsrichter Jose Maria Enriquez Negreira über Jahre hinweg an Barca gesendet haben soll und die nun auch Gegenstand der Beweissammlung der Justiz sein sollen.

Darunter finden sich konkrete Details, die dem Klub zu jedem einzelnen Schiedsrichter, der für ein Spiel des spanischen Topklubs eingeteilt wurde, zugespielt wurden.

So etwa zu den Fragen: Wie viel kommuniziert der Referee mit den Spielern? Auf welche Art? Welche Linie verfolgt er bei Fouls? Lässt er bei Vorteil laufen? Wie reagiert er auf Spielerproteste? Wie ist sein Verhältnis zu Spielern und Trainern?

Der spanische WM-Schiedsrichter Mateu Lahoz, der als äußerst kommunikativ und schnell im Zücken von Gelben Karten bei Spielerbeschwerden gilt, ist ein Teil der Analysen.

"Er wird während des Spiels nicht den geringsten Protest von der Bank aus zulassen", zitierte die "Marca" die Ausführungen über den 46-Jährigen: "Er sucht ständig den persönlichen Kontakt zu den Spielern. Er will, dass man ihm glaubt, was ihn manchmal dazu verleitet, zu viele Erklärungen abzugeben".

Auch die Positionierung des Unparteiischen auf dem Platz wurde von Enriquez Negreira in den Dokumenten analysiert und den Katalanen vorgelegt. Am Ende der Saison wurden die Schiedsrichter-Daten dann in einer Excel-Tabelle zusammengefasst und verglichen.

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FC Barcelona wittert Verschwörung und verklagt Journalisten

Der Zeitpunkt für das Bekanntwerden der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und die Verbreitung des Untersuchungsgegenstands durch die Medien kommt für Barcelonas Klubpräsident Joan Laporta nicht überraschend.

"Es ist kein Zufall, dass diese Informationen gerade jetzt veröffentlicht werden, wo es bei Barca gut läuft", unterstellte der 60-Jährige bereits vor einigen Wochen eine Schmutzkampagne gegen den Klub.

Die "Blaugrana" sind nach einem großen personellen Umbruch im Sommer derzeit auf dem Weg zurück zu alter Stärke und nach dem Last-Minute-Sieg im Clasico am Wochenende mit 12 Punkten Vorsprung auf Erzrivale Real Madrid souveräner Spitzenreiter in La Liga.

Dennoch liegen die Nerven bei den Katalanen wohl weiter blank. So soll der Klub mehrere einheimische Journalisten für die Berichterstattung rund um den Skandal verklagt haben. Diese würden dem Ansehen Barcelonas schaden, heißt es in einem Bericht der spanischen Tageszeitung "Sport".

Insgesamt neun Klagen gegen Medienvertreter sollen bereits eingereicht worden sein, fünf weitere sollen folgen. Diese Meldung bestätigten Verantwortliche der Katalanen.

FC Barcelona drohen massive Strafen

Sollten sich die Anschuldigungen als wahr herausstellen, drohen den Katalanen massive Strafen.

Die "Marca" und der "Kicker" beriefen sich nach Bekanntwerden der Anklage bereits übereinstimmend auf die Grundsätze des spanischen Verbandes RFEF. Artikel 22 aus der Satzung, der sich um Werte wie Loyalität und Integrität in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des Fairplay dreht, könnte zum Knackpunkt für Barcelona werden.

Dem Bericht zufolge ermittle auch die Rechtsabteilung des Verbandes wegen Verstößen gegen die Grundsätze der Liga gegen Enriquez Negreira sowie den Klub und werde dabei von der CTA unterstützt. Darüber hinaus könnte das Vorgehen der Katalanen auch in die Belange des "Königlichen Erlasses über Disziplin im Sport" (Real Decreto sobre Disciplina Deportiva) von 1992 fallen.

Im Dekret des "Consejo Superior de Deportes" geht es in Artikel 14 um Handlungen, "die darauf abzielen, durch Geld, Einschüchterung oder einfache Absprachen das Ergebnis eines Wettbewerbs vorauszubestimmen". 

Wie die "Marca" berichtet, sollen RFEF und Consejo Superior de Deportes zunächst jedoch auf ein Urteil eines Gerichts warten, ehe sie selbst über mögliche Strafen entscheiden würden.

Je nach Verlauf der Ermittlungen könnten Barca dann Sanktionen im Bereich von Geldstrafen bis hin zum Zwangsabstieg drohen. 

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Verwirrung um Gesundheitszustand von Enriquez Negreira

Auch Enriquez Negreira könnte für seine Beteiligung dann zur Rechenschaft gezogen werden. Diesbezüglich herrscht seit Wochen jedoch Unklarheit.

Laut "El Espanol" legte der Anwalt des Ex-Schiedsrichters der Kriminalpolizei kürzlich einen medizinischen Bericht vor, der belegen soll, dass sein Klient unter einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung leide.

Weiterhin heißt es, dass der ehemalige Vizepräsident des Schiedsrichterausschusses von seinem Recht zu schweigen Gebrauch gemacht haben soll und je nach Grad seiner Krankheit strafrechtlich nicht belangt werden könne, sollte Barcelona für die dubiosen Zahlungen zur Rechenschaft gezogen werden. 


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