Verletzungsrisiko wäre stark erhöht
Liga-Abschluss im Eiltempo? Fitness-Experte fordert fünf Wochen Vorbereitung nach Corona-Pause
- Aktualisiert: 23.03.2020
- 13:58 Uhr
- ran.de
Im Juni sollte eigentlich die kontinental ausgetragene EM steigen. Doch stattdessen gibt es wohl Ligaspiele en masse. Nun schlägt ein Fitness-Experte Alarm und warnt vor vielen Verletzungen - wenn nicht entsprechend vorgesorgt werde.
London/München - Europas Topligen stehen vor einem großen Problem: Trotz der Coronakrise soll die unterbrochene Saison unbedingt zu Ende gespielt werden. Einerseits um die Klubs vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren. Aber auch, damit die neue Spielzeit im Spätsommer regulär begonnen und bis kommenden Sommer durchgezogen werden kann.
Um das zu gewährleisten, nehmen die Ligen offenbar einen wahren Match-Marathon in Kauf. Die Premier League soll laut "Telegraph" ihre übrigen neun Spieltage sowie die Nachholpartien ab 1. Juni in sechs Wochen durchpeitschen wollen. In der Bundesliga wird laut "Bild" sogar darüber nachgedacht, die ausstehenden neun Runden im Juni im Zwei-Tages-Rhythmus durchzuprügeln.
Fitness-Experte warnt vor "Russischem Roulette mit der Gesundheit der Profis"
Offenbar ohne Rücksicht auf Verluste. Denn die wird es unter den Spielern zweifellos geben, wie Raymond Verheijen in der "Sun" warnt. Der niederländische Fitness-Experte arbeitete einst im Stab von Guus Hiddink bei diversen Nationalteams, war außerdem beim FC Barcelona oder Manchester City angestellt und kurzzeitig für die walisische Auswahl als Teammanager zuständig.
Nun schlägt er angesichts der kursierenden Notfallpläne Alarm. Die Ligen würden "Russisches Roulette mit der Gesundheit der Profis" spielen. Denn: "Normalerweise haben die Spieler vier Wochen Pause und dann dauert die Vorbereitung vier bis sechs Wochen, um die Fitness zu erreichen. Das Fitnesslevel wird nun geringer sein, weil die Zeit der Inaktivität länger dauert."
Fünf Wochen Training samt Testspielen vor Pflichtpartien gefordert
Verheijen stellt klar, wie eine Vorbereitung aussehen müsste: "Sie werden vier oder fünf Wochen Training brauchen inklusive Testspielen." Falle die Vorbereitung zu kurz aus, würde die Zahl der Verletzungen zunehmen: "Das ist das eigentliche Problem. Um darauf zu kommen, muss man nicht Einstein sein."
Zum niedrigen Fitnesslevel komme dann noch die besonders hohe Intensität mit nur noch Englischen Wochen. Denn so würden die Profis schneller ermüden, könnten zwischen den Spielen nicht komplett regenerieren.
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"Informationen werden vom Gehirn langsamer zu den Muskeln übertragen"
"Das Nervensystem reagiert träger und so werden die Informationen vom Gehirn zu den Muskeln langsamer übertragen", veranschaulicht Verheijen, den Bayern München bei Fitnessfragen zu Arjen Robben konsultierte. Die Folge wären Kreuzbandrisse, Knie- und Oberschenkelverletzungen - was die Klubs wiederum Geld kosten würde.
Zudem hätte das Coronavirus nicht nur die Ligen zu einer Pause gezwungen, sondern würde die Spieler auch in ihren aktuellen Trainingsmöglichkeiten stark einschränken. Diese seien auf das angewiesen, was ihr eigenes Haus ihnen bietet. Etwa Hometrainer.
"Fußballer eher wie Sprinter als wie Marathonläufer"
Für Verheijen ist das jedoch der falsche Ansatz. "Fußballer sind eher wie Sprinter als wie Marathonläufer, sie benötigen hohes Tempo und Intervalltraining", erklärt der 48-Jährige: "Sie brauchen auch Kraft- und Rumpfübungen, um ihre Muskeln auf das richtige Level zu bringen, denn aktuell sind sie runtergefahren."
Und sollen doch in Windeseile wieder Vollgas geben können. Zum Wohle der Klubs und der Ligen.