Von Christian Stüwe

Das Wort "Weltklasse" schwebt über der Karriere von Max Meyer wie eine dunkle Gewitterwolke. 

Nach der gescheiterten Vertragsverlängerung 2018 behauptete der damalige Schalker Manager Christian Heidel, Meyers Berater Roger Wittmann habe den Spieler in den Verhandlungen als Weltklassespieler bezeichnet, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft spielen könne. Das Schalker Angebot - angeblich ein Jahresgehalt von 5,5 Millionen Euro - wurde nicht angenommen.

In Gelsenkirchen, wo harte Arbeit seit jeher über allem steht, kam das natürlich nicht gut an. Wittmann bestritt die Aussage vehement, Meyer wurde trotzdem zum Inbegriff des überheblichen Jungprofis.

An dem Wort "Weltklasse" wurde er künftig gemessen und musste sich nicht selten auch verspotten lassen. 

"Ich habe das Wort Weltklasse nie benutzt, ich habe mich nie so gesehen und würde so etwas ganz sicher nie über mich selber sagen", erklärte Meyer nun im Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung".

Max Meyer überzeugt in der Schweiz

Meyer, der immer noch erst 27 Jahre alt ist, spielt seit dem Sommer beim FC Luzern. Und in der Schweiz scheint er endlich wieder den Anschluss an seine vielversprechende Anfangszeit auf Schalke zu schaffen. Am Samstag erzielte er den Führungstreffer beim FC Zürich per Elfmeter, mit jetzt neun Toren und drei Vorlagen ist Meyer der siebtbeste Scorer der Schweizer Super League, in 20 Spielen kam der offensive Mittelfeldspieler zum Einsatz.

Davor lagen schwierige Jahre. Von Schalke aus wechselte er zu Crystal Palace in die Premier League, wo nach drei Jahren mit 46 Spielen und einem Tor Meyers Vertrag aufgelöst wurde.

Meyer konnte sich im Anschluss weder beim 1. FC Köln, noch bei Fenerbahce Istanbul durchsetzen. Fenerbahce verlieh ihn nach Dänemark zum FC Midtjylland, wo er im vergangenen Jahr im Elfmeterschießen des Sechzehntelfinales der Conference League bei PAOK Saloniki den entscheiden Versuch im Elfmeterschießen verschoss.

Neustart am Vierwaldstätter See

Midtjylland verzichtete nach Ende der Leihe auf eine feste Verpflichtung, Meyer landete im Sommer am Vierwaldstättersee. Gezweifelt habe er nie, selbst als es in Midtjylland nicht lief, erzählte der in Oberhausen geborene Profi der "NZZ".

"Ich habe in den Trainings ja immer gesehen, dass ich mich nicht verstecken muss. Ich war sicher, dass mein Einsatz irgendwann belohnt wird. Ich musste nur einen Klub finden, der mir das Vertrauen gibt. In Luzern ist das der Fall. Aber das ist nicht selbstverständlich, im Fußball wartet grundsätzlich keiner auf dich", sagte Meyer.

Mit dem bisherigen Verlauf seiner Karriere zeigte sich Meyer trotz aller Schwierigkeiten zufrieden. Er sei deutscher Nationalspieler geworden, habe das DFB-Team im Olympia-Finale 2016 als Kapitän aufs Spielfeld geführt und in der Premier League gespielt, sagte Meyer: "Dafür bin ich dankbar. Es gibt so viele Spieler, die gerne mit mir tauschen würden."

Meyer kennt das Auf und Ab im Fußball

Die Zeiten auf Schalke, die Schlammschlacht und der unglückliche Abgang aus Gelsenkirchen scheinen so langsam vergessen.

"Ich weiß jetzt, dass es in beide Richtungen verdammt schnell gehen kann. Ich will irgendwann auf meine Karriere zurückschauen und damit zufrieden sein", sagte Meyer.

Auch wenn die Weltklasse im malerischen Luzern ein ganzes Stück weit weg ist, scheinen sich die dunklen Gewitterwolken über Meyers Karriere so langsam zu verziehen.

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