Rassismus-Eklat bei Olympischen Spielen in Tokio
ranSicht: Patrick Mosters Olympia-Rauswurf ist die einzig richtige Entscheidung
- Aktualisiert: 29.07.2021
- 14:21 Uhr
- ran.de/Martin Jahns
Patrick Moster muss nach seinen rassistischen Äußerungen Tokio nun doch verlassen. Es ist eine späte, aber die einzig richtige Entscheidung. Dass die deutschen Verbände dafür erst das Drängen des IOC brauchten, wirft ein schlechtes Licht auf sie. Ein Kommentar von ran.de-Redakteur Martin Jahns.
München - Für Patrick Moster sind die Olympischen Spiele zu recht vorbei. Der Leistungssportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) muss Tokio nach seiner rassistischen Äußerung beim Einzelzeitfahren verlassen.
Die Entscheidung von DOSB und BDR ist eine Kehrtwende der Verbände. Wohl auch, weil am Donnerstagmorgen das IOC unter Drohung einer Disziplinarkommission um schnelle Klärung des Sachverhalts beim DOSB gebeten hat - was das bedeutet, dürfte klar sein. Noch am Mittwoch beließ es DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Deutschlands oberster Olympia-Funktionär, bei tadelnden Worten. Konsequenzen? Vielleicht nach den Spielen, hieß es. Untätigkeit also. Wird sich schon versenden.
Moster hätte von sich aus abreisen müssen
Dabei waren Mosters rassistische Anfeuerung für Nikias Arndt, der sich im Nachgang ebenso wie Rad-Profi Rick Zabel energisch von der Wortwahl seines Teammanagers distanzierte, weder mit den Werten einer offenen Gesellschaft, noch mit denen der Olympischen Spiele vereinbar.
Moster selbst bat am Mittwoch um Entschuldigung. Allerdings wohl nicht bei den Betroffenen selbst, wie der algerische Radprofi Azzedine Legab mehr als einen Tag nach dem Vorfall zu verstehen gab.
Hörmann versicherte, dass der Funktionär trotz der rassistischen Entgleisung kein Rassist sei. Doch so sehr Moster um die Rettung seines ramponierten Rufs bemüht war, hat er doch das deutlichste Zeichen der Einsicht vermissen lassen: einen freiwilligen Rückzug von den Spielen. So schwer dies persönlich und beruflich auch sein mag.
Stattdessen verschärfte seine Entschuldigung nach Schema F mit fadenscheinigen Verweisen auf Hitze, Stress und "nordafrikanische Freunde" den Gesichtsverlust des deutschen Radsports. Gerade wer interkulturelle Freundschaften pflegt, sollte die Präsenz und zerstörerische Wirkung von Alltagsrassismus kennen – und diesen eben nicht mit herabwürdigender Sprache vor größtmöglicher Weltöffentlichkeit befeuern.
Mosters Entschuldigung verkennt Alltagsrassismus
Moster mag kein Rassist sein. Seine Äußerungen machen aber klar, dass rassistische Denkmuster und Ausdrücke in der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft durchaus vorhanden sind. Damit der Sport die von den Verbänden immer wieder gepredigten Begriffe Toleranz und Respekt tatsächlich mit Leben erfüllen kann, müssen sie auch in den Verbänden vorgelebt und entschlossen verteidigt werden.
Die Athleten haben das früh erkannt und unmissverständlich klare Kante gezeigt. Dass die deutschen Sportfunktionäre dafür erst das Drängen des IOC benötigten, lässt sie in keinem guten Licht dastehen.
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