• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Chinese Super League

Vorzeitige Vertragsauflösungen: Wenn Fußballer erkennen, dass Geld nicht alles ist

  • Aktualisiert: 25.07.2020
  • 23:16 Uhr
  • ran.de
Article Image Media
© 2020 imago
Anzeige

Sandro Wagner hat seinen Vertrag mit dem chinesischen Super-League-Klub Tianjin Teda mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Er ist nicht der erste, dessen China-Experiment ein vorzeitiges Ende findet. 

München - Sandro Wagner hat sein China-Abenteuer vorzeitig beendet und seinen Vertrag bei Tianjin Teda mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Wegen der anhaltenden Coronakrise will sich der frühere Bayern-Stürmer nicht mehr ins Ursprungsland der Pandemie begeben. "Ich habe daheim eine Familie mit mittlerweile vier Kindern. Unter den aktuellen Umständen habe ich Angst, nach China zu reisen und sie hier allein zu lassen", begründete der 32-Jährige laut "Bild" seine Entscheidung. 

Anzeige
Sandro Wagner beendet sein Engagement in China
News

Sandro Wagner kehrt nicht nach Tianjin zurück

Der frühere Bayern-Profi Sandro Wagner beendet nach eineinhalb Jahren sein Kapitel beim chinesischen Fußball-Erstligisten Tianjin Teda.

  • 24.07.2020
  • 19:25 Uhr

Wenn die chinesische Super League am Wochenende ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt, ist er schon kein Teil der Mannschaft mehr. Wagners Schritt ist durchaus verständlich. Doch er ist nicht der erste hochbezahlte Legionär, der seinen Vertrag im Fußball-Entwicklungsland China nicht mehr erfüllen will.

Vertragsauflösungen an der Tagesordnung

Auch ohne Pandemie scheint in der steinreichen Super League nicht alles Gold zu sein, was glänzt. Axel Witsel, Anthony Modeste, Anthony Ujah, Roger Schmidt, Robbie Kruse, selbst Superstars wie Carlos Tevez und Didier Drogba beendeten ihr China-Kapitel vor Ablauf der ursprünglich vereinbarten Vertragsdauer. Selten erfolgte die Trennung friedlich.

In vielen Fällen waren die utopischen Gehälter am Ende nicht genug Schmerzensgeld, um abseits der großen Fußball-Bühne im Mittelmaß zu versauern. Dabei fing alles so vielversprechend an.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

China startet Fußball-Offensive

Vor rund acht Jahren rief Chinas Präsident Xi Jinping das ehrgeizige Ziel aus, eine WM ausrichten und gewinnen zu wollen. Internationale Stars – Spieler und Trainer – sollten mit horrenden Summen ins Land gelockt werden, um möglichst rasch von deren Know How profitieren zu können.

Zahlreiche ältere Spieler konnten der Verlockung, im Spätherbst ihrer Karriere noch einmal richtig abzusahnen, nicht widerstehen. Doch dann wechselten auch immer mehr junge Profis im besten Fußballer-Alter ins Reich der Mitte. Anfang 2017 vermeldete Shanghai SIPG einen Rekordtransfer, der bis heute Bestand hat. Für 60 Millionen Euro unterschrieb Chelsea-Star Oscar mit nur 25 Jahren in der Super League. Dort verdient der Brasilianer seither kolportierte 21 Millionen Euro pro Jahr – netto!

Immer wieder Ärger um Spielergehälter 

Auch andere ließen sich locken, merkten aber häufig nach kurzer Zeit, dass sie sich von den schwindelerregenden Zahlen haben blenden lassen. Didier Drogba zum Beispiel. Nach dem Champions-League-Triumph mit dem FC Chelsea 2012 heuerte der Ivorer bei Shanghai Greenland Shenhua an. Nur ein halbes Jahr später flüchtete er zu Galatasaray Istanbul. Weil Shenhua monatelang kein Gehalt überwiesen hatte, schaltete der Angreifer sogar die Fifa ein.

Carlos Tevez hielt es gerade einmal 16 Spiele aus, ehe er zu seinem Ex-Verein Boca Juniors zurückkehrte und damit auf mindestens 40 Millionen Euro verzichtete. 

Anzeige
Anzeige

Modeste-Klub wird aufgelöst

Auch Bundesliga-Stars berichteten über negative Erfahrungen hinsichtlich des Geschäftsgebaren der Chinesen. 2017 zahlte Tianjin Quanjian schlappe 35 Millionen Euro, um Anthony Modeste vom 1. FC Köln loszueisen. Ein Jahr später weigerte sich der Franzose noch einmal für Quanjian aufzulaufen.

Weil Gehaltszahlungen ausblieben, kündigte er seinen Vertrag und kehrte reumütig nach Köln zurück. Finanzielle Abstriche inklusive. Anfang 2019 wurde Klubpräsident und Investor Shu Yuhui wegen undurchsichtigen Geschäften festgenommen. Kurz darauf zog sich Quanjian aus der Super League zurück.

Schmidt grundlos entlassen

Ex-Leverkusen-Trainer Roger Schmidt stand zwei Jahre lang für Beijing Guoan an der Seitenlinie, holte mit dem Klub 2018 sogar den Pokal. Doch weil er seinen 2019 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte, setzte ihn die Vereinsführung kurzerhand mitten in der Saison vor die Tür. Trotz 16 Siegen nach 20 Spieltagen.

Ob ausbleibende Gehälter oder grundlose Entlassungen – es scheint, als seien die Verträge in der Chinese Super League oft das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.

Witsels Sehnsucht nach Weltklasse-Fußball

Anders war die Situation bei Axel Witsel. Der Belgier hatte nie einen Hehl daraus gemacht, aus rein finanziellen Gründen das Experiment China gewagt zu haben. Als 2018 aber der BVB anklopfte, war die Sehnsucht nach hochklassigem Sport dann doch größer als das Streben nach Abermillionen.

Und bei einem Jahresgehalt von 18 Millionen Euro reichte ja auch schon eine verhältnismäßig kurze Zeit aus, um sämtliche Schäfchen ins Trockene zu bringen. Es ist ein legitimer Schritt, auch wenn Fußball-Nostalgiker angewidert die Nase rümpfen. 

Geld und/oder Träume

"Wenn ein Spieler den Fußball wirklich liebt, dann braucht er diese Stimmung wie in der Bundesliga: volle Stadien und das Ganze drumherum", sagte BVB-Star Raphael Guerreiro einmal.

Für die meisten mag das gelten. Doch gibt es auch Ausnahmen, die wie Oscar, Hulk oder Paulinho einen großen Teil ihrer Laufbahn lieber auf Emotionen, Titel und Träume verzichten, um finanziell nach den Sternen zu greifen.

Anzeige

Trendwende in China

Allerdings zeichnet sich in der Super League eine Trendwende ab. Im Dezember vergangenen Jahres beschloss der Verband einen ersten Salary Cap. Die Gehälter der Spieler sollen bei neuen Verträgen laut "Daily Mail" künftig bei 46.000 Euro pro Woche gedeckelt werden. China will erkannt haben, dass der Einkaufswahn ihrem Bestreben, eine Fußball-Macht zu werden, überhaupt nicht zuträglich war. Jetzt sollen lieber eigene Talente gefördert werden.

Gut möglich, dass dann aber die großen Namen aus Europa und Südamerika von vorn herein fernbleiben.

Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.

Anzeige

© 2024 Seven.One Entertainment Group