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Nach EM-Testspiel gegen Dänemark

DFB-Elf: Experiment Dreierkette - ist Joachim Löws Plan zu retten?

  • Aktualisiert: 03.06.2021
  • 14:13 Uhr
  • ran.de/Martin Jahns
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© imago images/ZUMA Wire
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Seit dem WM-Fiasko von 2018 versucht Joachim Löw, die Dreierkette zu etablieren. Der Test gegen Dänemark machte einmal mehr deutlich: Für eine Dreierkette fehlt Löw an zwei Positionen das richtige Personal.

München - Es ist die letzte große Mission für Bundestrainer Joachim Löw.

Nach dem blamablen WM-Aus von 2018 musste und wollte Löw reagieren, nicht nur personell, sondern auch taktisch. Sein Plan: Die defensive Basis der Nationalmannschaft neu legen. Weg von der inzwischen entschlüsselten typischen DFB-Viererkette. Hin zu mehr Stabilität im Zentrum bei gleichzeitig noch gefährlicheren Vorstößen der Außenbahnspieler. Hin zur Dreierkette.

Drei Jahre später, kurz vor dem Anpfiff der EM, werden nach dem 1:1 im Testspiel gegen Dänemark Zweifel laut: Ist Löws Wunschtaktik wirklich stabil genug für die Horrorgruppe mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal?

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Löw: "In der letzten Reihe möchte ich mehr Kompaktheit"

Gegen Frankreich jedenfalls wäre laut Löw die Dreierkette "möglich". "In der letzten Reihe möchte ich mehr Kompaktheit, Stärke, Präsenz", sagte Löw vor dem Test gegen die Dänen bei "RTL" und ergänzte: "Da waren wir anfällig, hatten häufig große Lücken. Wir spielen gegen Top-Mannschaften wie Frankreich und Portugal, von daher ist es ein wichtiger Ansatz, in der letzten Reihe so stark zu stehen."

Und tatsächlich funktionierte die Dreier-Innenverteidigung aus Matthias Ginter (rechts), Niklas Süle (zentral) und Mats Hummels (links) gegen Dänemark eine Halbzeit lang hervorragend und ließ keinen einzigen Torabschluss des EM-Teilnehmers zu. Doch die Abgeklärtheit bröckelte in der zweiten Hälfte. Der Tiefpunkt: Süles Grätsche ins Nichts und Hummels' orientierungsloser Laufweg vor dem 1:1 durch Yussuf Poulsen.

Trotz aller Kompaktheit im Abwehrzentrum zeigte dieser eine gefährliche Angriff der Dänen: Bei schnellen, diagonalen Sprints in Kontersituationen wie dem von Poulsen kommt es auf Automatismen und blindes Verständnis zwischen den Innenverteidigern an, aber auch auf die individuelle Athletik. Gerade bei der EM, wo nicht Poulsen (schnellster Saisonsprint: 34 km/h), sondern Kylian Mbappe (schnellster Saisonsprint: 38 km/h) in Richtung Tor stürmen wird. Doch bei beidem hat die deutsche Abwehr noch Luft nach oben.

Problem 1: Wer spielt neben Hummels und Rüdiger?

Weder Niklas Süle noch der zuletzt lange verletzte Robin Koch, der zum Zeitpunkt des 1:1 ebenfalls auf dem Platz stand, machten nach ihren langwierigen Verletzungen zuletzt einen top-fitten Eindruck. Hummels hat noch immer die Klasse, ist nach fast drei Jahren DFB-Entzug aber ein komplett neues Element der Löw'schen Dreierkette. Und Matthias Ginter machte in der letzten halben Stunde nach seinem Positionswechsel auf den rechten Flügel eine bessere Figur als der gegen Dänemark offensiv wirkungslose Lukas Klostermann. Legt der Leipziger nicht zu, könnte Ginter zur EM statt im Zentrum der Dreierkette rechts gebraucht werden.

Bleibt noch Hoffnungsträger Antonio Rüdiger. Gegen die Skandinavier saß der Chelsea-Innenverteidiger nach dem Champions-League-Sieg noch zur Regeneration auf der Tribüne. Zur Europameisterschaft dürfte der derzeit formstärkste deutsche Verteidiger aber an Hummels' Seite gesetzt sein. Dann hätte Löw mit den beiden auch ein Duo von internationalem Format, das mit langen Bällen brandgefährlich in der Spieleröffnung sein kann. Aber: Es ist eben kein Trio.

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Problem 2: Keine Offensiv-Power über rechts

Dazu kommt die angesprochene offensive Harmlosigkeit auf dem rechten Flügel. Dabei wären doch gerade die defensiv entlasteten Außenbahnspieler ein großer Pluspunkt einer Dreierkette. Stand jetzt würde der beim DFB-Team auf der rechten Seite verpuffen. Immerhin auf links machte Robin Gosens auch bei Vorstößen eine ordentliche Figur und leitete das 1:0 mit seiner Flanke ein.

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Problem 3: Ein Mittelfeld-Star muss weichen

Das dritte und vielleicht im Spielaufbau schwerwiegendste Problem der Dreierkette: Mit ihr fällt ein Platz im zentralen Mittelfeld neben Joshua Kimmich weg. Bei einem Überangebot an Stars wie Ilkay Gündogan, Leon Goretzka oder Toni Kroos ist das eine bittere Pille, die Löw für die Systemeinstellung schlucken müsste.

Dreierkette oder Viererkette? Löws Dilemma

Zumal die Bilanz nach knapp drei Jahren Dreierkette durchwachsen ist. In 13 Spielen hat Löw seit Sommer 2018 eine Dreierkette (bzw. einmal eine Fünferkette) aufgeboten. Dabei gab es nur fünf Siege, sechs Remis und zwei Niederlagen. Lediglich in drei Spielen mit Dreierkette stand am Ende die Null. Insgesamt kassierte das DFB-Team in diesen 13 Spielen 19 Gegentore. Keine sonderlich gute Ausbeute.

Teil der Wahrheit ist aber auch: Beim blamablen 0:6 gegen Spanien stand eine Viererkette auf dem Platz. Genauso beim 1:2 im letzten Pflichtspiel gegen Nordmazedonien.

Nun steht Löw vor dem Dilemma: Weder drei noch vier Defensive haben sich zuletzt bewährt. Während die Viererkette seit Jahren von Gegnern auf Topniveau dechiffriert ist, fehlt für die Dreierkette ein dritter Innenverteidiger in herausragender Form – etwa ein Jerome Boateng dieser Bayern-Saison – sowie ein offensivstarker Spieler auf dem rechten Flügel. Es sei denn, Löw würde Kimmich auf eine Position ziehen, für die der Bayern-Star wenig Gegenliebe empfindet.

Wie auch immer sich Löw entscheidet. Vieles spricht dafür, dass Manuel Neuer bei dieser EM eine Menge zu tun bekommt.

Martin Jahns

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