Sportdirektor-Suche beim DFB
Rudi Völler beim DFB Favorit auf Nachfolge von Oliver Bierhoff - Er muss nur ja sagen
- Aktualisiert: 12.01.2023
- 19:06 Uhr
Bei der Nachfolge von Oliver Bierhoff als Sportdirektor der deutschen Nationalmannschaft läuft alles auf Rudi Völler zu. Der einstige DFB-Teamchef und langjährige Leverkusener Boss muss nach Informationen von ran nur noch zusagen.
Von Martin Volkmar
Oliver Bierhoff geht es gut, so viel kann man rund einen Monat nach seinem Aus nach mehr als 18 Jahren beim DFB sagen.
Sprechen möchte der langjährige Sportdirektor aber nicht über seinen Abschied in Folge des WM-Debakels in Katar. Noch immer ist unklar, wer nach Bierhoff der nächste starke Mann in der sportlichen Leitung des größten Sportverbandes der Welt werden soll.
Denn auch der potenzielle Nachfolger hüllt sich in Schweigen: Rudi Völler will sich vorerst zu den übereinstimmenden Berichten nicht äußern.
Außer dass er grundsätzlich eine andere Lebensplanung habe - aber eben nur "grundsätzlich".
DFB: Rudi Völler klarer Favorit als Sportchef der Nationalmannschaft
Denn ran weiß: Der 62-Jährige ist der klare Favorit der Task Force für die mit Blick auf die Heim-Europameisterschaft 2024 so wichtige Rolle als Vorgesetzter von Bundestrainer Hansi Flick.
"Wenn er will, kriegt er den Job", heißt es aus Völlers Umkreis. Ob er ihn wirklich will, darüber herrscht aber Unklarheit - weil es der einstige Teamchef wohl selbst noch nicht genau weiß.
Angeblich hat er sich Bedenkzeit erbeten bis Ende nächster Woche.
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Rudi Völler: Erst seit Sommer 22 im Ruhestand
Schließlich ist Völler erst vergangenen Sommer in den Ruhestand gegangen, nachdem er in den Jahrzehnten davor praktisch durchgearbeitet hatte: Unmittelbar nach seiner erfolgreichen Profi-Karriere 1996 wechselte der Weltmeister von 1990 ins Management von Bayer Leverkusen, wo er mehr als zwei Jahrzehnte als Funktionär tätig war - unterbrochen nur von seiner knapp vierjährigen Trainerlaufbahn zwischen Ende 2000 und 2004.
Als er nach der vergangenen Saison bei Bayer ausschied, freute sich Völler vor allem auf mehr Zeit für sich und seine Ehefrau sowie weniger Arbeit.
Ab und an ein Job als TV-Experte sowie die Tätigkeit im Bayer-Gesellschafterausschuss, damit sei er noch nah genug dran.
"Ich liebe den Fußball ja immer noch und denke, ganz weg werde ich nicht kommen", sagte er damals. "Nur nicht mehr in der intensiven Form wie bisher, jeden Tag, jedes Wochenende. Das ist genau das, was ich nicht mehr will."
Rudi Völler: Umdenken aufgrund der Probleme im deutschen Fußball
Doch nun hat Völler offenbar umgedacht, angeschoben durch das Drängen seiner langjährigen Mitstreiter und aufgrund der schwierigen Lage im deutschen Fußball.
Weil es ihn ehre und freue, dass er gewollt werde und die Zeit bis zur so wichtigen Heim-EM in eineinhalb Jahren trotz des hohen Arbeitspensums überschaubar sei, glauben langjährige Weggefährten.
Tendenz: Völler macht es.
Rudi Völler: Für Großteil im Profi-Fußball, Fans und Medien ideale Übergangslösung
Aus Sicht eines Großteils der Verantwortlichen im deutschen Fußball und vermutlich auch vieler Medien und Öffentlichkeit wäre der Ex-Nationalspieler die ideale Übergangslösung: sofort verfügbar, extrem populär, krisenfest, erfahren und mit einem riesigen Netzwerk.
Auch zum Bundestrainer hat er ein gutes Verhältnis. "Hansi Flick hat in der Vergangenheit bewiesen, was für ein guter Trainer er ist", sagte Völler vor der WM.
Und er glaubt an die Chancen beim Turnier im eigenen Land. Deutschland habe "Spieler wie Jamal Musiala, Florian Wirtz, Kai Havertz und Leroy Sane, nach denen sich andere Nationen die Finger lecken würden. Dazu Joshua Kimmich, der auch erst 27 ist. Das sind wunderbare Spieler, hier ist Qualität genug vorhanden", erklärte Völler nach dem Ausscheiden dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Zumal es derzeit auch kaum Alternativen gibt und gleichzeitig die EM langsam, aber sicher näher rückt. Einzig Fredi Bobic gilt als konkreter Kandidat, doch sein Vertrag bei Hertha BSC läuft noch bis 2024 und die Berliner würden ihn wohl nur gegen eine Millionen-Ablöse gehen lassen. Doch dazu ist der DFB angesichts eines Minus von rund 31 Millionen Euro allein 2021 aktuell weder bereit noch in der Lage.
Daher herrscht in der Task Force für den Neustart der Nationalmannschaft weitgehend Einigkeit, dass trotz der WM-Pleite keine Zeit für einen kompletten Neuanfang, sonstige Experimente oder ein längeres Machtvakuum ist.
Völler muss in der Task Force niemanden von sich überzeugen
Von Völlers Qualitäten muss die anderen Mitglieder der DFB-Arbeitsgruppe niemand überzeugen. Mit Matthias Sammer und Karlheinz Rummenigge spielte er zusammen in der Nationalelf, der spätere Bayern-Vorstandsboss unterstützte ihn zudem massiv in er Zeit als Teamchef.
Rummenigges Nachfolger an der Spitze des Rekordmeisters, Oliver Kahn, wurde unter Völler damals DFB-Kapitän. Der Keeper dankte es mit herausragenden Leistungen bei der WM 2002, in der die Mannschaft überraschend das Finale erreichte und sich erst dort Brasilien (0:2) geschlagen geben musste.
Bei der Wahl von DFB-Präsident Bernd Neuendorf, zuvor Präsident in Völlers Heimatverband Mittelrhein, war der damalige Bayer-Boss einer der ersten und wichtigsten Unterstützer aus dem Profi-Lager. Und auch mit seinen langjährigen Bundesliga-Kollegen Oliver Mintzlaff und Hans-Joachim Watzke hat Völler seit langem ein hervorragendes Verhältnis.
Er habe zu Völler eine "sehr, sehr gute Meinung", bestätigte DFB-Vizepräsident und DFL-Aufsichtsratsboss Watzke am Mittwoch bei "Sky": "Rudi Völler ist wichtig für den DFB, weil er mit dem DFB schon Weltmeister geworden ist, schon Nationaltrainer war und Vizeweltmeister geworden."
Die Berichte über eine Berufung Völlers zum Sportdirektor seien zwar "hochspekulativ", da das DFB-Präsidium und nicht die Task Force am Ende entscheide, meinte der BVB-Geschäftsführer.
Wenn die Task Force Völler will, stimmt das DFB-Präsidium zu
Doch klar ist: Wenn die Runde mit den beiden wichtigsten DFB-Entscheidern Neuendorf und Watzke an der Spitze sich für Völler ausspricht, werden auch alle anderen Verbandsgremien nachziehen.
Daher wird mit einer eindeutigen Empfehlung der Task Force beim zweiten Treffen am kommenden Donnerstag gerechnet, dem das Präsidium dann bei seiner Sitzung am 27. Januar offiziell zustimmen würde.
Es hängt also nur noch daran, ob Rudi Völler den Job machen will oder nicht.