Beim Grand Prix von Abu Dhabi
Vettel und Alonso wüten nach Qualifying über andere Piloten - Kritik auch an Renndirektor
- Aktualisiert: 12.12.2021
- 09:39 Uhr
- ran.de
Mit einer neuen Entwicklung in der Formel 1 tun sich Sebastian Vettel und Fernando Alonso schwer. Deshalb lassen sie ihren Frust nach dem Qualifying von Abu Dhabi an den Fahrerkollegen und dem Renndirektor aus.
München - Es war beileibe nicht alles jugendfrei, was da während des Qualifying zum Grand Prix von Abu Dhabi gesendet wurde. Kein Wunder, ging es doch um die letzte Startaufstellung des Jahres. Der Grundstein wurde gelegt für das Gefühl, mit dem die Piloten in die Winterpause gehen werden.
Bei den Weltmeistern Sebastian Vettel und Fernando Alonso herrschte der Frust. Beide verpassten Q3 und damit die Top10, weil sie bei ihrer schnellen Runde während der zweiten Session im Verkehr feststeckten.
Vettel schimpft über "Sh*tshow"
So ließ der Heppenheimer seinem Ärger freien Lauf, schimpfte über Funk nicht nur für sein Team hörbar über die sich "jedes verf*ickte Mal" wiederholende "Sh*t-Show".
Was er genau meinte: Die zahlreichen Überholvorgänge während der Einrollrunde. Wenn es darum geht, die Reifen auf Temperatur zu bekommen und zugleich genug Abstand zum Vordermann aufzubauen, um nicht während der schnellen Runde aufzulaufen.
Doch so mancher Pilot krempelte die Ärmel hoch und machte schon beim Out Lap die eine oder andere Position gut. Somit war Vettels Plan dahin, sich mit dem letzten Versuch noch entscheidend zu verbessern und den Kampf um die Pole Position auf der Strecke mitzuerleben.
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Alonso fordert einen "Schiedsrichter, der uns schützt und uns hilft"
Und so echauffierte sich der Aston-Martin-Fahre weiter: "Schaut euch doch einfach die Aufzeichnung an. Sie (die anderen Piloten) verursachen das Chaos, aber sie werden es nie lernen. Und sie kommen immer damit davon." Der letzte Satz war ein freundlicher Gruß an Renndirektor Michael Masi, der im Fahrerlager bei weitem nicht die Autorität zu genießen scheint wie sein 2019 verstorbener Vorgänger Charlie Whiting.
Auch Alonso wütete in Richtung des Australiers, den er für "zu schwach" hält. "Wenn wir in den Aufwärmrunden so vorgehen dürfen, dann endet es immer in einem Durcheinander", monierte der Alpine-Fahrer, der als Elfter vier Plätze vor Vettel landete: "Wir brauchen einen Schiedsrichter, der uns schützt und uns hilft. Das haben wir im Moment nicht, und das ist schlecht."
Chaos statt Gentlemen's Agreement
Es scheint, als wäre die Erfahrung der beiden F1-Stars in diesem Fall ihre Schwäche. Denn sie kennen noch die Zeit, als das Gentlemen's Agreement galt, in der Einrollrunde wie an der Perlenschnur gezogen hintereinanderher zu fahren, aber den Vordermann nicht zu überholen.
"Das hat sich längst erledigt", gab sich Vettel auf die entsprechende Frage desillusioniert. Mittlerweile hat das Chaos das Kommando übernommen, wenn nahezu alle Piloten auf den letzten Drücker noch ihre Zeit verbessern wollen. Dann, wenn der Asphalt die idealen Voraussetzungen bietet.
Vettel verweist auf andere Qualifyings
Der viermalige Champion verweist auf ähnliche Situationen in Österreich oder erst vor einer Woche in Saudi-Arabien: "Es ist oft vorgekommen in diesem Jahr. Es sind auch immer die gleichen Leute, die aus der Reihe tanzen."
Alonso geht sogar noch einen Schritt weiter. "Alle tun es", echauffierte sich der Asturier, demzufolge es mit der Zeit "deutlich schlimmer" geworden sein. Im Gegensatz zu Vettel, der seit 2008 durchgehend Stammpilot in der Formel 1 ist, kehrte der zweimalige Weltmeister nach einem zweijährigen Abstecher in andere Serien erst zu dieser Saison zurück.
Alonso "spielt Spiel mit"
Doch er scheint sich schneller umgestellt zu haben. Weil sich Alonso im ersten Saisondrittel vergeblich beschwert habe, hätte er im Laufe des Jahres "meine Einstellung dazu geändert und (…) das Spiel mitgespielt".
Auch Vettel gehörte an diesem vorletzten Tag der WM zu den Getriebenen. Doch letztlich war er offenbar dennoch zu brav. "Ich habe zu viel Temperatur in den Reifen verloren. Ich hätte egoistischer sein sollen", zeigte sich der einstige Red-Bull- und Ferrari-Star selbstkritisch: "Ich habe halt versucht, eine saubere Runde zu erwischen. Dann aber waren die Temperaturen so gering, dass ich die letzte Runde abschreiben konnte."
Alonso erwartet umgehende Strafen
Derweil machte sich Alonso bereits Gedanken, wie dem Tohuwabohu künftig beizukommen sein könnte. "Es sollte viel klarer sein, was eine Strafe nach sich zieht und was nicht. Und bei manchen Entscheidungen müssen die Sportkommissare einfach klare Kante zeigen", forderte er.
Zugleich verdeutlichte Alonso, dass er umgehende Strafen erwarte: "Schauen wir mal, wo ich starte. Ich denke, es wird P9 sein, aber warten wir ab." Das würde dann also bedeuten, dass zwei Piloten vor ihm zurückgesetzt werden müssten.
An Selbstbewusstsein hat es ihm aber ohnehin noch nie gemangelt.