• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
WM 2022 in Katar

WM 2022: Bernd Schneider exklusiv vor Deutschland gegen Costa Rica: "Würde Kimmich rechts hinten spielen lassen"

  • Aktualisiert: 01.12.2022
  • 22:40 Uhr
  • ran.de
Article Image Media
© Imago
Anzeige

Ex-Nationalspieler Bernd Schneider spricht exklusiv mit ran über seine Erinnerungen an das bislang einzige WM-Spiel 2006 gegen Costa Rica, seine Eindrücke vom aktuellen DFB-Team und die Rollen von Kimmich, Müller, Füllkrug und Sane.

Von Dominik Hechler

München - Er war Teil des "Sommermärchens 2006", als die deutsche Fussball-Nationalmannschaft das ganze Land mit ihren Leistungen regelrecht verzaubert hat: Bernd "Schnix" Schneider.

Der Auftaktgegner der DFB-Elf bei der WM 2006: Costa Rica. Damals hieß es am Ende 4:2 für Deutschland.

Nun geht es zum zweiten Mal gegen die Mittelamerikaner. Bei der WM 2022 in Katar. Im letzten Gruppenspiel. Es geht ums Achtelfinale (ab 290 Uhr im Liveticker auf ran.de).

Mit ran spricht der 49-Jährige, der 81 mal für Deutschland spielte, über seine Erinnerungen an 2006, seine aktuellen Eindrücke vom aktuellen DFB-Team, die Rollen von Niclas Füllkrug, Thomas Müller und Leroy Sane sowie seine Erwartungen an die Flick-Elf im entscheidenden Gruppenspiel.

Anzeige
Vogts
News

"Kocht im eigenen Saft": Weitere Kritik an DFB Task Force

Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar ist die deutsche Nationalmannschaft erneut in der Vorrunde gescheitert. Wenig später musste Oliver Bierhoff seinen Hut nehmen. Was passiert als nächstes beim DFB? ran hat alle Ereignisse im Liveblog für euch.

  • 17.12.2022
  • 19:39 Uhr

ran: Bernd Schneider, die deutsche Nationalmannschaft muss im letzten WM-Gruppenspiel in Katar gegen Costa Rica gewinnen, um die Chance auf den Achtelfinaleinzug zu wahren. Sie haben zum Auftakt der WM 2006 selbst mit der DFB-Elf gegen die Mittelamerikaner gespielt – welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Partie?

Bernd Schneider: Natürlich nur gute Erinnerungen. Es war das Eröffnungsspiel, wir haben gewonnen und dieser Sieg war dann letztlich auch der Start ins Sommermärchen 2006. Wir haben damals durch Philipp Lahm, Torsten Frings und zwei Mal Miroslav Klose insgesamt vier wunderschöne Tore erzielt, mussten aber trotzdem immer wieder auf der Hut sein. Denn Costa Rica war durchaus gefährlich - immerhin haben sie damals zwei Tore gegen uns gemacht.

ran: Die deutsche Mannschaft von 2006 hat ähnlich wie das aktuelle DFB-Team in den Länderspielen vor dem Turnierstart nicht wirklich überzeugt, wusste also nicht so recht, wo es leistungstechnisch bei der WM stehen wird. Inwiefern erkennen Sie also Parallelen zwischen den Mannschaften von 2006 und 2022?

Schneider: Es ist sicherlich richtig, dass sowohl damals als auch dieses Jahr die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft eher durchwachsen lief. Trotzdem sind wir 2006 mit einem 4:2 gegen Costa Rica ins Turnier gestartet - obwohl wir tatsächlich nicht so recht wussten, wo wir stehen. Gerade auch Costa Rica konnte man als Gegner damals nur sehr schwer einschätzen. Jetzt hat man den großen Vorteil, dass man eigentlich alles über diese Mannschaft weiß und es nach zwei bereits absolvierten Partien bei der WM in Katar eigentlich keine Geheimnisse mehr gibt. Deswegen spielt es für mich auch keine Rolle mehr, was da im Vorfeld vielleicht alles gelaufen ist. Wir haben 2006 vor der WM auch vieles ausprobiert und waren dementsprechend noch lange nicht auf dem Höhepunkt unserer Leistungsfähigkeit. Ich glaube aber, dass die aktuelle deutsche Mannschaft mehr und mehr genau dorthin kommen wird und somit auf dem richtigen Weg ist.

ran: Die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick hat gegen Japan und Spanien zwei unterschiedliche Gesichter gezeigt. Wie erklären Sie sich diese extremen Leistungsschwankungen?

Schneider: Das sehe ich ehrlich gesagt gar nicht so. Ich habe diese extremen Leistungsschwankungen nicht gesehen. Sie haben gegen Japan nur vergessen, das 2:0 zu machen. Und du musst in so einem Spiel irgendwann mal den Sack endgültig zumachen. Trotzdem war das in meinen Augen richtig gut. Die kleinen, leider spielentscheidenden Fehler resultierten vor allem aus Problemen in der Abstimmung, die aufgrund der Kürze der Vorbereitungszeit innerhalb der Mannschaft noch nicht so vorhanden war wie bei früheren WM-Turnieren. Normalerweise kann man sich als Team rund drei, vier Wochen auf so ein Turnier vorbereiten. Das war bei uns im Jahr 2006 auch ein großes Plus, das muss man ganz ehrlich sagen. So konnten wir nämlich sämtliche Automatismen einstudieren und letztlich wusste dann auf dem Rasen auch jeder, was der andere tut. So war das bei der deutschen Mannschaft in Katar im ersten Spiel eben noch nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es immer besser wird. Gegen Spanien haben sie schon mal gezeigt, welches Potenzial in ihnen steckt. In dieser Partie haben sie das abgerufen, was sie wirklich leisten können und als DFB-Elf natürlich auch ein Stück weit leisten müssen.

ran: Könnten vor allem zu Beginn des Turniers die politischen Diskussionen - unter anderem um die "One Love"-Binde - die Mannschaft negativ beeinflusst haben?

Schneider: Das kann ich aus der Ferne nur schwer beurteilen. Aber natürlich bekommt man als Spieler vor Ort alles mit und spricht innerhalb der Mannschaft auch darüber. Allerdings kommt dann irgendwann ein Zeitpunkt, ab dem man sich nur noch voll auf das fokussiert, was wirklich zählt - und das ist letztlich der Sport und was auf dem Fußballplatz passiert.

ran: Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen der deutschen Mannschaft?

Schneider: Wenn man die beiden Spiele gegen Japan und Spanien betrachtet, muss die deutsche Mannschaft vor allem die individuellen Fehler in der Defensive abstellen - auch wenn man sicherlich nie über 90 Minuten alles wird verteidigen können. Und vorne müssen sie einfach effizienter werden und ihre Chancen nutzen.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

ran: Vor allem die Defensive gilt als Achillesferse der deutschen Mannschaft, speziell die Rechtsverteidiger-Position. Das war ja auch 2006 so, als dann Arne Friedrich als gelernter Innenverteidiger hinten rechts einspringen musste...

Schneider: Ich finde zunächst einmal, dass Thilo Kehrer das als Rechtsverteidiger gegen Spanien sehr gut gemacht hat. Allerdings wird das gegen Costa Rica nun ein ganz anderes Spiel werden. Vielleicht könnte man deswegen sogar ein wenig umstellen. Wenn man viel Ballbesitz hat, würde ich sogar Joshua Kimmich auf der Rechtsverteidiger-Position spielen lassen, ihn dann aber weiter nach vorne ziehen, weil die Defensive gegen Costa Rica wahrscheinlich nicht so sehr gefordert sein wird wie gegen Spanien. Dafür könnte man Thomas Müller dann hinter die Spitze ziehen und Niclas Füllkrug in die Startelf nehmen. Bei der Kimmich-Option geht es mir vor allem darum, dass er ein sehr passsicherer und offensiv denkender Spieler ist. Das hätte gerade gegen Costa Rica sicherlich seine Vorteile. Und weil ja immer wieder die Frage kam, ob Müller oder Füllkrug spielen sollen - ich würde in diesem Fall beide ranlassen.

ran: Nach seinem Treffer zum 1:1 gegen Spanien fordern auch viele ehemalige Mitspieler von Ihnen und andere Experten Niclas Füllkrug in der Startelf - ein echter Neuner also, wie es 2006 der damalige Bremer Miroslav Klose ja auch war.

Schneider: Der Junge hat ja schon sehr viel Lob abbekommen, da muss ich gar nicht mehr viel dazu sagen. Er macht seine Sache richtig gut. Und wenn Hansi Flick seine Aufstellung gegen Costa Rica personell und taktisch tatsächlich so lassen sollte wie zuletzt gegen Spanien, dann soll Füllkrug einfach wieder reinkommen und genau so ein Feuerwerk abbrennen wie im letzten Spiel.

ran: Und wie sehen Sie die Rolle von Thomas Müller und Leroy Sane?

Schneider: Bei Thomas Müller hat man schon gegen Japan gesehen, wie wichtig er für diese Mannschaft ist. Und das, obwohl er selbst offensiv noch keine zwingenden Aktionen hatte und auch noch keinen eigenen Torschuss in diesem Turnier abgegeben hat. Allerdings braucht man in der Offensive einen Anführer, der die Kommandos gibt und alle antreibt. Genau das zeigt Müller auf dem Rasen und ich bin mir auch sicher, dass bei ihm der Knoten bald platzen wird. Flick hat in seiner Offensive generell sehr viele Optionen. Leroy Sane ist eine davon. Das hat er gegen Spanien eindrucksvoll bewiesen und seine Stärken könnten gegen Costa Rica auch wieder gefragt sein. Ich denke da vor allem an Eins-gegen-Eins-Situationen, das Auge für den Mitspieler, aber auch seine eigene Abschlussstärke. Jeder deutsche Offensivspieler hat aus meiner Sicht die Berechtigung, von Anfang an zu spielen. Die Qualität des Kaders spricht da für sich.

ran: Wie ist Costa Rica Ihrer Meinung nach einzuschätzen und was erwarten Sie von der deutschen Mannschaft in diesem alles entscheidenden WM-Gruppenspiel?

Schneider: Ich gehe davon aus, dass die deutsche Mannschaft mit dem gleichen Einsatz und der gleichen Leidenschaft gegen Costa Rica auf den Rasen gehen wird wie gegen Spanien. Natürlich wird das aber ein ganz anderes Spiel. Costa Rica wird hinten die Mitte dicht machen, mit Mann und Maus verteidigen und versuchen, über Konter zum Erfolg zu kommen. Das ist sicherlich keine Mannschaft, vor der wir Angst haben müssen. Deswegen gehe ich davon aus, dass wir uns für das WM-Achtelfinale qualifizieren werden.

ran: Sollte die DFB-Elf die Gruppenphase überstehen, was trauen Sie dieser Mannschaft dann noch zu?

Schneider: In der K.o.-Runde ist sicherlich alles möglich. Zumal man dann schon zu Beginn des Turniers durch so ein kleines, sportliches Tal gegangen ist und somit den ersten Druck bewältigt hat. Solche Erfahrungen sind wichtig für eine Mannschaft, vor allem für den Teamgeist. Und wenn man schon mal ein wenig aufs Achtel- oder Viertelfinale schielt, dann sehe ich da eher machbare Aufgaben für die deutsche Mannschaft. Da hätte ich persönlich jetzt keine Angst davor, diese Spiele zu bestreiten. Aber natürlich muss jede einzelne Partie erstmal gespielt werden. Dennoch kann der Weg aus meiner Sicht sehr weit gehen.

ran: Und was passiert, wenn die Flick-Elf gegen Costa Rica doch ausscheidet?

Schneider: Das sind immer so hypothetische Fragen. Die kann ich gar nicht beantworten, weil wir einfach weiterkommen. Und wenn nicht, können wir gerne nochmal miteinander telefonieren. Aber ich gehe fest davon aus, dass mein Telefon ruhig bleiben wird (lacht).


© 2024 Seven.One Entertainment Group