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WM 2022 in Katar

WM 2022: Torsten Frings exklusiv zum DFB-Aus in Katar - "Die Gier nach Erfolg hat gefehlt"

  • Aktualisiert: 07.12.2022
  • 10:52 Uhr
  • ran.de
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Die Blamage ist perfekt. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist nach der WM 2018 in Russland nun auch in Katar vier Jahre später bereits in der Gruppenphase bei einer Weltmeisterschaft ausgeschieden. Ex-Nationalspieler Torsten Frings ordnet das frühe und vor allem unerwartete Ausscheiden der DFB-Elf in der "ran WM Webshow" ein und spricht unter anderem über das Aus der DFB-Elf, die Gründe für den Misserfolg und die Rollen von Bundestrainer Hansi Flick und Teammanager Oliver Bierhoff.

München – Das wars. Aus und vorbei. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft muss bei der WM 2022 in Katar ihre Koffer packen. Wieder nach der Gruppenphase. Wie schon bei der WM 2018 in Russland. Die Blamage ist also perfekt. Der 4:2-Sieg gegen Costa Rica im letzten Gruppenspiel reichte nicht, weil Japan gleichzeitig die favorisierten Spanier mit 2:1 besiegte. Platz drei in Gruppe E und Tristesse Royale beim DFB.

Ex-Nationalspieler Torsten Frings hat das erneut frühe Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der "ran WM Webshow" exklusiv eingeordnet und spricht in der Sendung über …

… das deutsche Ausscheiden bei der WM 2022 in Katar: "Ehrlich gesagt hat mich das Ausscheiden nicht mehr wirklich überrascht. Zumal wir es ja auch nicht mehr in der eigenen Hand hatten – was schon traurig genug ist. Es ist einfach immer schwer, wenn du von anderen Mannschaften abhängig bist. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Das war von der ersten Sekunde an ein schlechtes Turnier von uns und deswegen sind wir auch verdient ausgeschieden. Die anderen Teams waren einfach besser als wir."

… Joshua Kimmich, der gegen Costa Rica als Rechtsverteidiger spielen musste: "Warum Joshua Kimmich ausgerechnet in diesem Spiel hinten rechts gespielt hat, kann nur Hansi Flick beantworten. Ich habe es ehrlich gesagt nicht verstanden. Es spricht auch nicht gerade für die anderen Rechtsverteidiger im Kader, wenn ein Mittelfeldspieler auf diese Position rücken muss. Auf der anderen Seite ist Kimmich aber ein Spieler, der das eigene Spiel permanent mit ankurbeln und unheimlich gute Flanken schlagen kann. Nur braucht es dann eben auch jemanden im Strafraum, der diese Flanken verwertet. Deswegen ist es für mich total unverständlich, warum Niclas Füllkrug nicht von Anfang an gespielt hat."

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Frings-Vorwurf an Flick: Kein "Leistungsprinzip" und keine "Konflikte"

Torsten Frings kritisiert die Aufstellung von Deutschland gegen Costa Rica und wirft Bundestrainer Hansi Flick vor, Konflikte gescheut zu haben. Wer den Mund nicht aufmache, spiele nicht.

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… die Nicht-Beachtung von Niclas Füllkrug in der Startelf und das womöglich ausgesetzte Leistungsprinzip in der deutschen Mannschaft: "Hansi Flick hat bei diesem Spiel vor allem seinem großen Bayern-Block vertraut. Das ist für mich ein bisschen bezeichnend, denn es wirkte bei diesem Turnier generell auf mich so, als ob man Konflikten aus dem Weg gehen wollte. Spieler, die auch mal den Mund aufmachen, wurden eher in die Startelf berufen als die Jungs, die still sind und nichts sagen. Man weiß, dass Füllkrug den Mund hält und sich nicht beschweren wird, wenn er auf der Bank sitzt. Ganz im Gegenteil beispielsweise zu einem Leon Goretzka, Ilkay Gündogan, Thomas Müller oder wie sie auch alle heißen mögen. Ein Thilo Kehrer ist auch eher ruhig, wenn ihm ein Kimmich hinten rechts vor die Nase gesetzt wird."

… die Aufgabe eines Trainers, in der Mannschaft für Ruhe zu sorgen und das Leistungsprinzip anzuwenden: "Das ist sicherlich die Aufgabe eines Trainers, aber auch die Mannschaft ist da in meinen Augen gefordert. Du kannst nur erfolgreich sein, wenn du dich komplett unterordnest und dir klar machst, dass das Team über allem steht. Als Spieler musst du die Kröte eben schlucken, wenn du gerade nicht zufrieden bist – aber vielleicht wirst du im Laufe eines solchen Turniers noch wichtig. Und dann musst du bereit sein. So ein Zusammenhalt, so ein Teamspirit macht eine Mannschaft eigentlich auch aus. Da hatten wir aber anscheinend so unsere Probleme."

… die Zitterpartie gegen Costa Rica: "Der Spielverlauf ist mir völlig unerklärlich. Wenn ich mir diese Partie so anschaue, dann muss man doch diese Gier entwickeln, das zweite, dritte oder sogar vierte Tor zu machen und dem Gegner so frühzeitig zeigen, dass für ihn aber auch gar nichts drin ist. Ich finde nur, dass wir dann leider einfach zu lässig gespielt haben, zu viel Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Da war keine Konsequenz mehr zu erkennen, keine Flanken mehr über außen, so wie wir auch das 1:0 gemacht haben. In der Defensive sind wir dann auch lässig geworden, wollten den Ball locker über den Gegenspieler drüber lupfen anstatt ihn auf die Tribüne zu knallen. Das ist dann fast schief gegangen, aber Manuel Neuer hat uns in dieser Situation ja noch gerettet. Aber durch solche Aktionen holst du einen Gegner wieder zurück ins Spiel."

… das deutsche Unverständnis über die Spanien-Pleite: "In erster Linie sollten wir sauer auf unsere eigene Mannschaft sein. Ich habe ja bereits gesagt, dass es immer schlecht ist, wenn man sich auf andere verlassen muss und es nicht mehr in der eigenen Hand hat. Außerdem muss man auch mal den Japanern ein Kompliment machen. Sie sind nach ihrem Debakel gegen Costa Rica stark zurückgekommen und haben nach Deutschland nun auch Spanien geschlagen. Und wenn man diese beiden Teams in der Gruppe schlägt, steht man letztlich auch verdient im WM-Achtelfinale."

… das diskussionswürdige 2:1 der Japaner, als der Ball zuvor womöglich im Tor-Aus war: "Wenn ich die Bilder alle so sehe, hätte ich im ersten Moment auch zu einhundert Prozent gedacht, dass der Ball im Aus ist. Aber laut dem Regelwerk berührt der Ball eben noch ein kleines Stück die Linie und somit war der Treffer offensichtlich korrekt. Sie werden sich schon sämtliche Kameraperspektiven angeschaut haben, um auch ganz sicher zu sein, dass der Treffer zählt. Auf der anderen Seite sollten wir uns nicht mit solchen ‚Kleinigkeiten' beschäftigen. Wir haben das ganz alleine verbockt. Kein Linienrichter, kein Schiedsrichter, kein VAR. Nur wir ganz alleine."

… den möglichen Rücktritt von Thomas Müller: "So einen Abgang wünscht man einem Spieler wie Thomas Müller natürlich nicht. Ich habe großen Respekt vor seiner Karriere und vor seinen Leistungen. Er war über viele Jahre hinweg ein ganz wichtiger Mann in dieser Nationalmannschaft. Die Rede nach dem Spiel gegen Costa Rica hörte sich für mich fast so an, als ob er sie im Vorfeld schon mal geübt hat für den Fall der Fälle. Deswegen sagt mir mein Bauchgefühl, dass er mit der Nationalmannschaft aufhören wird, um sich voll und ganz auf den Verein zu konzentrieren und um Platz für die jüngere Generation zu machen."

… den möglichen Rücktritt von Ilkay Gündogan: "Bei Gündogan könnte ich mir auch gut vorstellen, dass er sich wie Müller ab sofort auf den Verein konzentrieren will. Und sollte das Gerücht wirklich stimmen, dass Hansi Flick ihn tatsächlich vor dem Turnier überreden musste, bei der WM in Katar dabei zu sein, sollte man sich sowieso grundsätzlich mal Gedanken machen, ob man in der DFB-Elf noch weitermachen will. Denn wenn man wirklich als Spieler für eine WM überredet werden muss, scheint irgendwas nicht zu stimmen."

… die Diskussionen um Bundestrainer Hansi Flick: "Es ist das erste Mal seit Jahren, dass Hansi Flick so richtig Gegenwind bekommt. Und natürlich ist es nicht gut, wenn du als deutscher Bundestrainer mit deiner Mannschaft in der Vorrunde einer WM rausfliegst. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass Flick nach wie vor der richtige Mann ist für diesen Job. Vor allem, weil er unheimlich gut mit diesen jungen, talentierten Spielern umgehen kann. Und davon haben wir ja in Deutschland auch eine Menge. Außerdem stellt sich bei Flick auch die Frage der Alternativen. Wer soll es denn besser machen? Für mich wäre das nur Jürgen Klopp – und der ist im Moment nicht zu haben. Deswegen ist Hansi Flick wie bereits gesagt der richtige Mann."

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… fehlende Selbstkritik bei Oliver Bierhoff und Hansi Flick: "Ich glaube schon, dass jeder beim DFB weiß, dass er den einen oder anderen Fehler gemacht hat. Auf der anderen Seite stehen da erfahrene Spieler und junge Talente auf dem Platz, die bei den besten Klubs in Europa spielen. Und da hat dann womöglich bei dem einen oder anderen der nötige Ernst gefehlt, der bei einer WM aber absolut nötig ist. Die Spieler sollten eigentlich jede Minute bei so einem Turnier genießen und auf dem Rasen um jeden Millimeter fighten – doch das habe ich bei unserer Mannschaft leider nicht gesehen. Gegen Costa Rica darfst du eigentlich niemals zittern. Das ist eine Mannschaft, die du klar besiegen musst. Wenn du wirklich bei einhundert Prozent bist, dann gewinnst du von zehn Spielen gegen Costa Rica auch alle zehn. Da darf es eigentlich keinen Zweifel geben. Auch gegen Japan haben wir den Sieg letztlich verschenkt. Da hat mir in vielen Phasen die Gier nach Erfolg gefehlt."

… die Rolle von Oliver Bierhoff: "Ich finde, dass Oliver Bierhoff im deutschen Fußball sehr viele Projekte angeschoben und somit sehr viel für den Sport in unserem Land gemacht hat. Wenn ich alleine an das neue Nachwuchsleistungszentrum des DFB in Frankfurt denke. Das war und ist auch ein Projekt von Bierhoff gewesen. Ich glaube allerdings nicht, dass es uns an Talenten mangelt, sondern an Spielern, die eine gewisse Mentalität mitbringen. Denn bei allem Talent: Mentalität kann man nicht trainieren. Die hat man oder auch nicht. Deswegen müssen wir eher sie, die Mentalität, suchen. Wenn man dann nämlich Spieler auf dem Rasen hat, die das Sagen haben, sich zerreißen und die anderen mitziehen, dann kann man auch solche Top-Talente wie beispielsweise Jamal Musiala frei über den Platz laufen und ihnen ihre Freiräume lassen."


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