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Wende mit Labbadia

Hertha BSC: Vom Skandale-Klub zum Europa-Aspiranten

  • Aktualisiert: 30.05.2020
  • 23:37 Uhr
  • ran.de/Markus Bosch
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© imago/GettyImages
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Vier Punkte fehlen Hertha BSC bis zum internationalen Geschäft, eine Entwicklung, die vor allem an einer Person festzumachen ist.

Berlin/München -  So mancher Bundesliga-Fan dürfte sich am Samstagnachmittag gegen 17:20 Uhr beim Blick auf die Tabelle verwundert die Augen gerieben haben.

Auf Rang neun mit 38 Punkten taucht auf einmal Hertha BSC auf. Jene Hertha, die vor der Coronapause noch mitten im Abstiegskampf war, mischt nun plötzlich im Kampf um Europa mit. Nach dem 2:0-Erfolg über den FC Augsburg fehlen gerade einmal vier Zähler auf Rang sieben, der wohl für den Sprung nach Europa reicht.

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Erstmals seit dem zweiten Spieltag steht die Hertha wieder in der ersten Tabellenhälfte. Zwischendurch ereigneten sich Dinge, die bei anderen Klubs nicht einmal in einem Jahrzehnt ablaufen.

Nach gutem Saisonstart trennten sich die Berliner, die mit hohen Ambitionen und Millionen von Lars Windhorst in die Spielzeit 2019/20 gestartet waren, von Ante Covic. "Die Entscheidung ist uns ungeheuer schwergefallen, denn Ante ist seit mehr als 20 Jahren Teil von Hertha BSC", erklärte Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz damals die Trennung von Covic, nachdem die Berliner sukzessive in der Tabelle an Boden verloren.

Klinsmanns überstürzter Abgang schadete Hertha

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Nachfolger wurde Jürgen Klinsmann, der erst kurz zuvor von Investor Lars Windhorst in den Hertha-Aufsichtsrat berufen worden war. Bei seiner Vorstellung sprach der frühere Nationaltrainer davon, das Team stabilisieren und nach der Winterpause möglicherweise wieder nach oben schauen zu wollen. Doch der Aufschwung blieb aus, es fehlte an einem spielerischen Konzept und an Überzeugung auf Seiten der Spieler, die Hertha wirkte phasenweise wie eine Ansammlung von Individualisten.

Auch die Millioneninvestitionen im Winter in Spieler wie beispielsweise Stürmer Krzysztof Piatek führten keine Wende herbei. Und doch sorgte Klinsmann selbst für den größten Wirbel, als er aus heiterem Himmel und via Facebook nach gerade einmal zehn Spielen seinen Rücktritt verkündete. Es folgte eine Schlammschlacht über die sozialen Medien mit Herthas Verantwortlichen, geleakte Spielerbewertungen sorgten für zusätzlichen Zündstoff – die "Alte Dame" war nach Klinsmanns Abgang höchst pflegebedürftig.

Mit der Ernennung von Alexander Nouri, Klinsmanns bisherigem Assistenten, sollte zumindest sportlich das Schlimmste abgewendet werden, jedoch zeigte der Trend vor der Coronapause nicht wirklich nach oben, Hertha steckte noch immer in einer schwierigen Lage. Und so musste auch Nouri seinen Stuhl räumen.

Anstelle eines großen Namens holte die Hertha mit Labbadia einen bundesligaerprobten Trainer, der zuvor beim VfL Wolfsburg seine bis dato beste Station hatte, als er die Niedersachsen in den internationalen Wettbewerb führte.

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Bei der Hertha sollte er zunächst, wieder einmal, als "Feuerwehrmann" Schlimmeres verhindern. Aufgrund der Coronapause hatte Labbadia dabei ungewohnt viel Zeit, um die Mannschaft auf seine Ideen einzuschwören. Und doch rückte erneut das Sportliche in den Hintergrund, als Routinier Salomon Kalou in der Kabine ein Live-Video für die sozialen Medien produzierte.

Für Erstaunen und Entsetzen sorgte vor allem die Tatsache, dass die Hertha-Profis die Anweisungen des rigiden DFL-Hygienekonzeptes, das zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Prüfstand war, nicht befolgten. Der Klub griff nach Kalous Vergehen hart durch und suspendierte den Ivorer für den Rest der Saison.

Wenige Tage später startete die Bundesliga, trotz Kalous "Bärendienst", wieder durch – und auf einmal war die Hertha da. 3:0, 4:0, 2:2 und 2:0 lauten die Berliner Ergebnisse seit dem Wiederbeginn, mit zehn Punkten aus vier Spielen sind sie in der Restart-Tabelle Zweiter hinter dem FC Bayern und haben mit elf geschossenen Toren zudem die zweitbeste Torausbeute nach dem Rekordmeister.

So heißt es nun Europa-Lust statt Abstiegsfrust – vor allem dank Labbadia. Nach dem Augsburg-Spiel erklärte der Hertha-Coach bei "Sky": "Ich bin ein Mensch, der jeden Tag weiterkommen möchte. Mit jeder Station bin ich besser geworden. Ich glaube, ich bin heute der beste Trainer, der ich je war, weil die Erfahrung einfach unfassbar wichtig ist." Für die taumelnde Hertha war Labbadia ein Glücksgriff, aus einem Haufen Individualisten ist wieder ein Team geworden.

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"Wir sind ein Team jetzt"

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ran Talk: "Hertha hat übertrieben" - Küppers Kritik am Hauptstadtklub

Hertha BSC hat in den vergangenen Woche und Monaten nicht nur positive Schlagzeilen geschrieben. Der Gedanke, durch den Investor nun zu einem der größten Klubs zu werden war für Fußball-Kommentator Hansi Küpper zu viel.

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Sinnbildlich dafür die Innenverteidigung aus Dedrick Boyata und Jordan Torunarigha, die gerade einmal zwei Gegentore seit dem Restart zuließen, genau so wenige wie der FC Bayern. Auch die Offensive ist beweglicher, flexibler und gefährlicher geworden.

So zauberte Javairo Dilrosun den Ball beim 1:0 gegen Augsburg beinahe ins Tor. Zunächst lupfte er über einen heranfliegenden Augsburger Abwehrspieler, bevor er überlegt in die Ecke abschloss. Noch im März wäre ein solcher Treffer nicht denkbar gewesen. Das nötige Selbstvertrauen hat Labbadia dem Team eingeimpft.

"Wir sind sehr zufrieden mit dem neuen Trainer und seinen Gedanken, wie wir spielen sollen. Wir sind ein Team jetzt", brachte Hertha-Keeper Rune Jarstein den neuen Hertha-Geist auf den Punkt. Unter der Woche, gegen Leipzig, patzte Jarstein, doch seine Vorderleute steckten nicht auf und retteten beim Tabellendritten noch einen Zähler. Ein weiterer Beweis für Herthas neue Geschlossenheit.

Labbadia: "Keinen Bock mit Leuten zu arbeiten, die keine Lust auf Fußball haben"

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Labbadias erstes Fazit fällt daher sehr positiv aus: "Die Mannschaft hat bedingungslos umgesetzt, was wir wollten." Gleichzeitig stellte er aber klar: "Wir haben auch keinen Bock mit Leuten zu arbeiten, die keine Lust auf Fußball haben."

Doch davon ist beim ambitionierten Hauptstadt-Klub im Moment keine Spur. Und so könnte die Hertha dem Plan von Investor Windhorst, der nach Klinsmanns Entlassung erst für das kommende Jahr den internationalen Wettbewerb anpeilte, einen Schritt voraus sein – gerade einmal vier Spiele unter Labbadia haben dafür ausgereicht.

Sollte dies gelingen, würden sich am letzten Juni-Wochenende wohl der Großteil der Bundesliga-Fans verwundert die Augen reiben.

Markus Bosch

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