Amateurfußball
Kurioser Protest: 75 Tore bei Jugend-Spiel, weil Schiri nicht kommt
- Aktualisiert: 29.10.2021
- 23:39 Uhr
- ran.de
Weil der Schiedsrichter nicht zum Anpfiff erschien und kein Ersatz aufzutreiben war, lieferten sich zwei B-Jugendmannschaften in der Kreisklasse ein fröhliches Scheibenschießen. Doch wie es dazu kam, ist dramatisch.
München – 75 Tore in 90 Minuten, 57 allein in der Schlussphase. Was unterhaltsam klingt, ist das Resultat eines Protests zweier B-Jugendmannschaften in der U17 Kreisklasse A13 Lübeck. Dahinter steckt ein besorgniserregender Trend im Amateurfußball. Doch von vorn.
Der Unparteiische, der das Jugendspiel zwischen dem 1. FC Phönix Lübeck und dem ATSV Stockelsdorf II leiten sollte, hatte sich geirrt. Statt am Sonntag stand er bereits am Samstag auf dem leeren Platz. So berichtet es der "kicker" unter Berufung auf das regionale Internetportal "HL-SPORTS". Weil er tags darauf selbst kicken musste, schwänzte er kurzerhand den Schiri-Job.
An sich kein Problem, hätte sich unter den Zuschauern in Lübeck ein Ersatz gefunden. Doch genau hier lag die Krux. Keiner der Erwachsenen – größtenteils Eltern der Spieler – erklärte sich bereit, die Partie zu pfeifen. Aus Angst, schreibt "HL SPORTS".
Gewaltdelikte im Amateurfußball
Seit Wochen nehmen im Amateurfußball Gewaltdelikte überhand. So musste erst kürzlich das Verbandsliga-Spiel zwischen dem SC Rapid und SV Hamberge nach einer Massenschlägerei auf dem Feld abgebrochen werden.
Auch in der Kreisklasse B sowie der Kreisklasse C kam es in den vergangenen Wochen zu Vorfällen mit Körperverletzungen. Zuletzt endete ein Kreisligaspiel zwischen dem SV Heringsdorf und SG Insel Fehmarn vorzeitig, nachdem zwei Gästespieler mit Nasen- und Schädelprellungen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.
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Torhüter krankenhausreif geprügelt
Der schlimmste Vorfall ereignete sich bereits Ende September. Nach dem Kreisligaspiel zwischen SCE Gütersloh II und FC Inter Gütersloh kam es in der Kabine zu einer wüsten Schlägerei. Laut "HL SPORTS" prügelten bis zu sieben Personen den gegnerischen Torhüter krankenhausreif.
Auch Wochen später leidet der Keeper, der zwischenzeitlich auf der Intensivstation lag, an Erinnerungsverlust, Hör- und Sehproblemen. Das Sportgericht sperrte fünf Schläger bis Sommer 2023. Strafrechtliche Konsequenzen stehen noch aus.
Bei Absage droht Strafe
Zurück zum 75-Tore-Spiel: Das B-Jugend-Spiel fand schließlich ohne Schiedsrichter statt. Denn eine Absage hätte eine Strafe für die Heimmannschaft bedeutet. Mit der Torflut wollten beide Teams auf die starren Statuten aufmerksam machen. Das Spiel endete 40:35 zugunsten von Phoenix.
Ob den Teams eine Strafe droht, ermittelt jetzt der Kreisfußballverband. Sinnvoller wäre es aber wohl, das Gewaltproblem auf Deutschlands Amateurplätzen in den Griff zu bekommen.
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