La Liga
Das Wunder FC Getafe: Mit Mini-Etat in die Champions League?
- Aktualisiert: 14.02.2020
- 17:47 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Sie haben einen geringen Etat, geben nicht viel Geld auf dem Transfermarkt aus und sind dennoch der erste Verfolger von Real Madrid und dem FC Barcelona. Der FC Getafe ist die große Überraschungsmannschaft von Spanien.
München/Getafe – Die Vorzeichen könnten kaum unterschiedlicher sein. Der FC Getafe ist dem FC Barcelona vor dem Auswärtsspiel (Samstag, 16 Uhr im Liveticker auf ran.de und auf DAZN) zumindest auf dem Papier in jeder Hinsicht unterlegen.
Getafe hat ein Gesamtetat von 56 Millionen Euro und zählt somit zu den günstigsten Mannschaften der spanischen La Liga, während dem FC Barcelona laut Informationen des "kicker" rund eine Milliarde Euro zur Verfügung steht.
Noch nie hat Getafe für einen Spieler mehr als zehn Millionen Euro Ablöse bezahlt, während Barcelona im vergangenen Sommer alleine für Antoine Griezmann 120 Millionen Euro überwiesen hat.
Auch die Heimstätten könnten kaum unterschiedlicher sein: Getafe spielt in dem kleinen Coliseum Alfonso Perez vor maximal 17.000 Zuschauern. Das Camp Nou von Barcelona hingegen ist mit mehr als 99.000 Plätzen das größte Stadion von ganz Europa.
Trotz Platz 3: Klassenerhalt bleibt das Ziel
Und doch treffen sich die beiden Mannschaften tabellarisch fast auf Augenhöhe. Barcelona rangiert auf Tabellenplatz 2, Getafe als Überraschungsmannschaft von Spanien einen Platz dahinter.
Trotzdem bleibt Stürmer Jaime Mata bescheiden und sagt: "Das Ziel bleibt der Klassenerhalt."
Die Spieler wissen eben, wo der Verein herkommt. Erst im Sommer 2017 feierte der Fußballclub aus der Vorstadt von Madrid den Wiederaufstieg in die 1. Liga.
Seitdem geht es steil bergauf: Erst landete Getafe auf Tabellenplatz 8, vergangene Saison qualifizierte man sich als Tabellen-5. sogar für die Europa League. Dort überstand die Mannschaft bereits die Gruppenphase und trifft kommende Woche in der K.O.-Runde auf Ajax Amsterdam.
M&M: Molina und Mata
Die Schlüsselspieler sind vielfach Akteure, die in anderen Spitzenvereinen wohl kaum eine Rolle spielen würden. Da wäre zum Beispiel der Kapitän Jorge Molina, der bald 38 Jahre alt wird und trotzdem meist in der Startelf steht.
Externer Inhalt
Aus gutem Grund: Am vergangenen Wochenende war er mit seinen beiden Toren der Sieggarant beim 3:0 gegen den FC Valencia. Zusammen mit Jaima Mata (8 Saisontore) bildet er den sogenannten "M&M" Sturm.
Angel Rodriguez: Der beste Joker von Spanien
Der effektivste Torjäger ist allerdings ein Spieler, der meist nur von der Bank kommt: Angel Rodriguez hat sieben seiner neun Tore als Einwechselspieler erzielt. Der 32-Jährige ist damit der Top-Joker der spanischen Liga.
In der Winterpause wurde die Offensive weiter verstärkt: Leihweise wechselte der Brasilianer Deyverson von SE Palmeiras Sao Paulo zu Getafe. Bundesliga-Fans dürften den Namen schon einmal gehört haben: Der 28-Jährige absolvierte in der Rückrunde der Saison 2014/2015 acht Bundesligaspiele für den 1. FC Köln.
Marc Cucurella: Leihspieler von Barcelona ist der Offensiv-Motor
Zu den großen Neuentdeckungen der Saison zählt der Flügelspieler Marc Cucurella. Der 21-Jährige steht eigentlich beim FC Barcelona unter Vertrag, wurde aber für diese Saison nach Getafe verliehen und ist dort nun der große Offensiv-Motor.
Ob Cucurella nach Barcelona zurückkehrt, ist ungewiss. Getafe besitzt eine Kaufoption. Das Auswärtsspiel bei den Katalanen ist für ihn kein Spiel wie jedes andere. "Es ist klar, dass es ein besonderes Spiel wird, ich bin seit vielen Jahren dort. In einem Stadion wie Camp Nou zu spielen, ist etwas Besonderes. Es wird ein wunderschönes Spiel."
In der Hinrunde unterlag Getafe mit 0:2. Dennoch ist Trainer Pepe Bordalas zuzutrauen, die richtige Taktik gegen Messi & Co. zu finden. Getafe-Präsident Angel Torres lobt: "Bordalas ist der beste Trainer der Liga."
So unangenehm wie ein Zahnarzt-Besuch
Sicher ist, dass sich kaum eine Mannschaft so schwer bespielen lässt wie Getafe. Partien gegen dieses Team werden in Spanien als eine Art "Zahnarzt-Besuch" beschrieben - einfach weil es so unangenehm ist.
Die Taktik: Die Verteidigung steht extrem hoch und verengt den Raum auf teilweise nur 30 Meter. Dementsprechend kurz ist der Weg, um nach Ballgewinnen umzuschalten. "Wer hoch verteidigt, hat einfach noch mehr Lust zu rennen", sagt Cucurella.
Bordalas, der Getafe im September 2016 als Erstliga-Absteiger übernommen hatte, zählt längst zu den begehrtesten Trainern von Spanien, vielleicht sogar von ganz Europa.
Im vergangenen Jahr wollte der fünffache Europa-League-Sieger FC Sevilla Bordalas abwerben – ohne Erfolg.
Offenbar hatte der Trainer eine Vorahnung, dass der Aufwärtstrend von Getafe weitergeht - und vielleicht sogar in die Champions League führt.
Oliver Jensen
Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.