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Nach königlicher Krise

Real Madrid im Aufschwung: Zidane, der Entfesslungskünstler

  • Aktualisiert: 15.12.2020
  • 18:40 Uhr
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© imago images/AFLOSPORT
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In Madrid stand Real-Trainer Zinedine Zidane unter enormen Druck. Doch dank eines emotionalen Befreiungsschlags träumen die Königlichen wieder von der Meisterschaft. 

München/Madrid - Alles läuft noch nicht rund für Zinedine Zidane. Zu Wochenbeginn fand der Trainer von Real Madrid, als Spieler selbst einst stilprägender Regisseur, seinen Namen nicht in der Traumelf von "France Football". Das renommierte französische Magazin hatte statt den Ballon d'Or zu vergeben eine Jahrhundert-Mannschaft aufgestellt.

Ins Mittelfeld schafften es Diego Maradona, Xavi, Lothar Matthäus und Pele. Von Zidane keine Spur. Dabei schwebte in seiner aktiven Zeit vielleicht niemand mit so viel Anmut und Eleganz durchs Mittelfeld wie der französische Großmeister.

Wenn die gegnerischen Spieler ihn umzingelten, die Kreise immer enger zogen, fand Zidane immer noch eine Lücke - und war sie noch so klein. Ein waschechter Entfesslungskünstler. Und auch als Trainer scheint er mittlerweile bestens darin geschult zu sein, brenzligen Situationen zu entschlüpfen.

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Selbst im Lieblingswettbewerb klappte wenig für Real

Zidane war Anfang Dezember angezählt wie ein altersmüder Box-Champion, der gerade auf die Bretter gegangen war. Niederlagen in der Liga gegen Cadiz, Alaves und Valencia trübten die Stimmung im erfolgsverwöhnten Madrid.

Im Lieblingswettbewerb der Königlichen, in der Champions League, gab es sogar zwei Pleiten gegen die Leibeigenen aus Donezk, die qua ihrer Stellung in Europa eigentlich Punkte liefern sollen. Das Aus in der Gruppenphase drohte, und auch die Meisterschaft entglitt Real immer mehr.

Ein emotionaler Befreiungsschlag für Madrid

Erreicht Zidane seine Spieler noch? Sind Toni Kroos, Luka Modric und Karim Benzema zu alt? Fragen wie diese drängten sich auf. Zidane lieferte Antworten – mit drei Siegen in den vergangenen sieben Tagen. Sevilla, Mönchengladbach, Atletico hätten Zidanes letzte Stufen auf dem Weg nach draußen sein können.

Doch mit den Siegen in Sevilla und gegen Gladbach sicherte er die Chancen in der Liga und den Gruppensieg in der Königsklasse. Das abschließende Glanzstück der Wiederbelebungsmaßnahme setzte der Trainer aber am vergangenen Wochenende mit einem 2:0-Sieg im Madrider Derby gegen Atletico.

Es war nicht nur ein rechnerischer Befreiungsschlag – der Rückstand beträgt nun noch drei Punkte bei einem Spiel mehr -, sondern auch ein emotionaler, weil die Madrilenen wieder die Souveränität eines Herrschers ausstrahlten.

"Es war eine komplette Leistung, der Sieg und die Art und Weise, wie wir ihn errungen haben: gegen eine Mannschaft, von der wir wissen, dass sie sehr gut ist und die seit 26 Spielen nicht mehr verloren hat", sagte Zidane: "Und, na ja, ich bin glücklich."

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Real glaubt wieder an die Meisterschaft

Atletico war als Favorit ins Derby gegangen. Mit der für ein Diego-Simeone-Team ungewohnten Offensivgewalt hatte sich Atletico zuletzt zu so etwas wie der Mannschaft der Stunde gemausert. Luis Suarez und der immer stärker werdende Joao Felix verleihen den Kämpfern aus Madrid ein neues, ansehnlicheres Gesicht. Gegen Real aber gelang der einzige Torschuss erst knapp zehn Minuten vor Schlusspfiff.

Die Atletico-Defenisve, die zuvor in zehn Partien nur zwei Gegentore zugelassen hatte, musste gegen den Erzrivalen zudem gleich zwei Treffer gegen den Erzrivalen einstecken. Bei Real lebt nach dieser Leistung wieder der Glaube an die Meisterschaft.

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Bei Zidane greifen die alten Reflexe

Der Trainer stellte danach nicht seine taktischen Verdienste bei diesen Errungenschaften in den Vordergrund, sondern seine Spieler. Typisch Zidane. Nach den starken Leistungen von Kroos und Modric gefragt, antwortete Zidane: "Nun ja … sie sind verdammt noch mal großartig."

Das Lob des Trainers beschränkte sich nicht auf die beiden Mittelfeld-Lenker. Jeder Spieler sei gemeint, natürlich, "Kroos und Modric sind außergewöhnlich, das stimmt schon". Aber eben auch Benzema, Lucas Vazquez, Sergio Ramos oder Rafael Varane. Dass auch Zidanes Matchpläne für die Erfolgsserie entscheidend waren: zweitrangig. 

Die alten Helden von Madrid bewiesen in dieser Woche zwei Dinge: Zum einen gehören sie immer noch zu den Besten, wenn es darum geht, auf den Punkt Leistung zu bringen. Und: Sie spielen für ihren Trainer. Eine solche Zurschaustellung von Selbstverständnis und Klasse wäre nicht möglich gewesen, hätten die Spieler den Glauben an ihren Trainer verloren.

Die Frage, die sich nun stellt, ist: Können die Königlichen ihre maximale Leistung konstant abrufen? Es ist zwingend nötig, um die Erfolgsgier in Madrid zu befriedigen. Das weiß auch Zidane. 

In der Corona-Zeit beschäftigt die Frage nach der Konstanz aber auch andere Top-Mannschaften. "Jeder spricht gerade darüber", erklärte Casemiro, "aber viele Teams haben gerade Aufs und Abs, das ist normal." Das will der Brasilianer zwar per se nicht als Ausrede gelten lassen, "aber wir sind keine Maschinen". Es gehe nicht nur um Intensität, es gehe darum gut zu spielen. "Wir müssen auch über Fußball sprechen."

Viel Zeit war dafür nicht geblieben. Am Dienstagabend geht es schon weiter gegen Athletic Bilbao (22 Uhr im Liveticker auf ran.de). Der Spieler Zidane hat eine eher durchwachsene Bilanz gegen die Basken. Sechs Siege, drei Remis und vier Niederlagen stehen zu Buche. Aber beim erneuten Aufeinandertreffen wird es ja auf den Trainer Zidane ankommen – und der hat noch nie gegen Bilbao verloren.

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