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WM in Katar

WM in Katar: Ein einziger Skandal – ein Kommentar

  • Aktualisiert: 18.11.2022
  • 22:14 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Shutterstock
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Es gibt unzählige Gründe, warum die Fußball-Weltmeisterschaft niemals in Katar hätte stattfinden dürfen. Schuld daran ist vor allem die FIFA, aber viele andere haben über Jahre weggeschaut – auch in Deutschland. Ein Kommentar.

Von Martin Volkmar 

München - Immerhin: Katar wird nicht die schlimmste WM der Geschichte werden. Schon immer haben Mächtige sportliche Großereignisse missbraucht, auch und gerade Fußball-Weltmeisterschaften.  

Vor vier Jahren hatte der damalige Gastgeber Russland mit dem Kriegsverbrecher Wladimir Putin bereits völkerrechtswidrig die Krim annektiert. 1934 stand Faschistenführer Benito Mussolini auf dem Höhepunkt seiner Macht und ließ sich für den Titel von Italien bei der Heim-WM feiern. 

Den bisherigen Tiefpunkt allerdings erlaubte sich die FIFA mit der Vergabe an Argentinien 1978. Damals herrschte dort eine Militärdiktatur, deren Verbrecherregime rund 30.000 Andersdenkende in Konzentrationslagern erschoss, ertränkte und folterte.  

Bei der Endrunde wurde dann von vorne bis hinten manipuliert, um das Heimteam erstmals zum Weltmeister zu machen. Fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen en masse, gedopte Spieler der Albiceleste und Bestechungsgelder für die Gegner wie Peru gehörten dazu.  

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Die WM hat in Katar nichts zu suchen  

Zumindest das wird Katar nicht gelingen, denn für einen WM-Erfolg ist die kleine Nation trotz aller Anstrengungen und des sensationellen Gewinns der Asienmeisterschaft 2019 einfach zu schwach. Das Land am Golf hat einfach keine Fußball-Tradition und damit wäre man auch recht schnell beim Kernproblem dieser Katastrophen-Titelkämpfe: Die WM hat in Katar nichts zu suchen.  

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Dafür gibt es zahlreiche Gründe: Die fehlende Historie kann man dem Land nur bedingt vorwerfen, aber es gibt in Katar eben auch keine echte Fußball-Begeisterung, wie die normalerweise leeren Stadien genauso wie die offensichtlich bestellten und völlig überforderten Jubel-Fans beweisen. 

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WM in Katar: Schlechteste Bewerbung, aber das meiste Geld  

Das Emirat, das die nachweislich schlechteste Bewerbung vorlegte, hätte auch niemals 2010 die Austragung zugesprochen bekommen dürfen. Dass es doch geschah, hatte weniger mit Entwicklungshilfe für den Fußball im Nahen Osten, sondern ganz offensichtlich mit schnöder Bestechung der FIFA-Funktionäre zu tun. Geld ist das geringste Problem im ölreichen Land der seit Jahrzehnten regierenden Herrscherfamilie Al Thani. 

Dadurch bekam man auch den Zuschlag für eine Sommer-WM, obwohl jedem klar war, dass man bei Temperaturen jenseits der 40 Grad kein solches Mammut-Event in der Wüste stattfinden lassen kann. Stattdessen wurde der gesamte Spielplan aller großen Ligen umgeworfen, um erstmals eine WM in den Winter zu verlegen. Ein Grund, wenngleich nicht der entscheidende, für die fehlende Vorfreude hierzulande auf Public Viewing auf dem kalten Weihnachtsmarkt. 

WM in Katar: Paradebeispiel für Greenwashing 

Daher ist auch das PR-Geschwafel von der "nachhaltigsten WM aller Zeiten" nichts anderes als Volksverdummung. Die Kataris drücken ihre desaströse Umweltbilanz nämlich mit dem millionenschweren Einkauf von Zertifikaten im Ausland.  

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Damit sollen dann die klimatisierten und dennoch offenen Stadien, die permanenten Pendelflüge für Fans ohne Unterkunft und der riesige Ausstoß von CO2-Emissionen beim Bau der Stadien, Straßen und Hotels vergessen gemacht werden. Weshalb die Deutsche Umwelthilfe von einer "Umweltsauerei" und einem "Paradebeispiel für Greenwashing" spricht. 

Beinahe noch schlimmer ist aber das generelle milliardenschwere Sportswashing, das Katar mit der WM und seiner sonstigen Sportoffensive mit anderen Großevents wie der Formel 1 seit gut zwei Jahrzehnten betreibt: Der durchschaubare Versuch, das autoritäre Scheichtum mit seinen teils mittelalterlichen gesellschaftlichen Vorstellungen aus Hoffnung auf wirtschaftliche Effekte als Vorzeige-Staat hinzustellen. 

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Katar: Fast 16.000 tote Bauarbeiter 

Das Gegenteil ist aber der Fall: Auf den WM-Baustellen werden die Arbeiter aus Drittwelt-Staaten ausgebeutet, auch ungeachtet aller Verbesserungen im Vergleich zu anderen Despotenregimes in der Region. Fast 16.000 meist ausländische Todesopfer auf allen Baustellen im Land (nicht nur auf WM-Baustellen) sind ein erschütterndes Zeugnis, wie unwichtig den Kataris offensichtlich Menschenleben sind. 

Gesellschaftlich sind die Verhältnisse ebenfalls verheerend. Politisch Andersdenkende haben ebenso wie Frauen und Homosexuelle praktisch keine Rechte, Menschenrechtsverletzungen sind eher die Regel denn die Ausnahme. Und eine freie Berichterstattung über die zahlreichen Defizite ist den Mächtigen völlig fremd, wie mehrere Drohungen von Sicherheitskräften gegenüber akkreditierten Journalisten schon vor WM-Beginn zeigen. 

WM in Katar: FIFA trägt die Hauptschuld - aber nicht nur 

Daher ist die WM in Katar ein einziger Skandal. Und Schuld daran trägt vor allem die FIFA, die diese Farce überhaupt zulässt und bis heute mit sinnfreien Erklärungen schönredet. Allen voran der eigentlich schon lange untragbare Präsident Gianni Infantino, der sogar seinen Wohnsitz nach Katar verlegt hat und somit einer Strafverfolgung in seinem Heimatland Schweiz entkommen könnte. 

Mitschuldig sind aber auch alle, die rund zwölf Jahre geschwiegen und sogar weiter gute Geschäfte mit Katar gemacht haben. Deshalb ist so manche schlaue Wortmeldung in diesen Tagen gerade aus dem Fußball-Business wohlfeil, wenn nicht unglaubwürdig.  

Denn als es darauf ankam, war von fast allen Handlungsträgern in Vereinen und Verbänden wie dem DFB ebenso wie aus der Politik wenig bis nichts zu hören. Es ist gut, dass die Öffentlichkeit nun zumindest umfassend über die katastrophalen Bedingungen in Katar informiert wird. 

Man sollte aber deshalb nicht so blauäugig sein und glauben, dass es solche Events in undemokratischen Ländern in Zukunft nicht mehr geben wird. 


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