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VAR-Bilanz der WM: Das kann die Bundesliga lernen

  • Aktualisiert: 05.07.2018
  • 13:15 Uhr
  • ran.de/ Daniel Braun
Article Image Media
© getty
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Über kaum etwas lässt sich bei der Weltmeisterschaft in Russland so schön streiten, wie über den Videobeweis. Eine Zwischenbilanz.

München - Der Videobeweis ist längst Alltag für Fußball-Fans hierzulande. In der Bundesliga wird er jetzt seit einem Jahr eingesetzt und auch bei der WM in Russland ist der Video Assistant Referee (VAR) ein ständiger Begleiter. Und doch scheint die Wahrnehmung unterschiedlich zu sein.

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Trifft der Videobeweis in der Bundesliga und im DFB-Pokal auf viel Skepsis und Ablehnung, so wird die im Prinzip gleiche Vorgehensweise beim Turnier in Russland wohlwollend aufgenommen. Woran liegt das?

Wie oft wurde eingegriffen?

Es gibt klare Richtlinien, wann der Videoassistent eingreifen darf und wann nicht. Die sind bei der FIFA und der DFL gleich. Tore werden überprüft, strittige Elfmetersituationen, direkte Rote Karten und Verwechslungen, wenn also zum Beispiel der falsche Spieler eine Verwarnung erhält.

Laut FIFA wurden in der Gruppenphase 335 Szenen überprüft. Darunter waren natürlich alle 122 Tore, aber auch viele strittige Elfmeter-Szenen. Nur 17 Mal griff der Mann in Moskau, von wo aus zentral die Entscheidungen überprüft werden, auch wirklich ein. 14 Mal schaute sich der Unparteiische auf dem Platz die Bilder auf seinem Monitor neben dem Spielfeld auch selbst an. Ebenfalls 14 Mal wurde eine vorher getroffene Entscheidung revidiert.

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Vier Assistenten sehen mehr als einer

Im Vergleich zur Bundesliga oder zum DFB-Pokal kommen wesentlich mehr Schiedsrichter während einer Partie zum Einsatz. In Deutschland agiert ein einzelner Schiedsrichter vor dem Bildschirm, der von zwei Video-Operatoren assistiert wird, die ihm die verschiedenen Kameraperspektiven zur Verfügung stellen. Bei der FIFA gibt es vier zusätzliche Schiedsrichter und auch vier Video-Operatoren.

Die Schiedsrichter teilen sich dabei verschiedene Entscheidungsbereiche auf:

  • Der wirkliche VAR hat die Führungskamera im Blick und kommuniziert mit dem Unparteiischen auf dem Platz.
  • Der erste Assistent kümmert sich ebenfalls um die Live-Bilder der Führungskamera und informiert den VAR über die Ereignisse auf dem Platz, falls dieser gerade mit dem Bewerten einer Szene, dem wirklichen Videobeweis, beschäftigt ist.
  • Der zweite Assistent ist für Abseits-Situationen zuständig.
  • Der dritte Assistent hat die TV-Übertragung im Blick und kann so auch Szenen wahrnehmen, wie womöglich nicht erkannte Tätlichkeiten, die erst per Zeitlupe nachgereicht werden.

Videobeweis verzögert das Spiel? Von wegen!

Diese Aufteilung sorgt vor allem für eine relativ schnelle Entscheidungsfindung, da die Aufgabenbereiche klar abgesteckt sind. Statistischer Nebeneffekt der Schiedsrichter-Armada: Es gab in Russland viel mehr Elfmeter als noch vor vier Jahren in Brasilien. Ganze 24 in der Gruppenphase statt zehn.

Die Nachspielzeit ging durch den Videobeweis von 5:19 Minuten im Schnitt auf 6:15 Minuten pro Partie nach oben. Laut FIFA ist der Videobeweis aber nur für 38 Sekunden pro Match verantwortlich, die der Ball nicht im Spiel ist. Das ist er aber insgesamt durchschnittlich fast 40 Minuten lang. Der Anteil vom VAR also ist ziemlich gering, gerade wenn man bedenkt, wie viele Informationen verarbeitet werden müssen.

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Doppelt so viele Kameras, mehr Nachspielzeit

Insgesamt stehen bei den WM-Spielen nämlich 35 verschiedene Perspektiven, in der K.O.-Phase sogar 37, zur Verfügung. Von diesen Kameras bieten acht eine Super-Zeitlupe an, vier weitere sogar eine Ultra-Zeitlupe. Zwei Abseits-Kameras sind exklusiv für die Entscheidungsfindung vorhanden, bleiben dem TV-Zuschauer also verborgen.

In der Bundesliga hingegen werden die meisten Spiele "nur" mit 17 Kameras begleitet. Ensprechend stehen auch weniger Perspektiven und Zeitlupen zur Verfügung, um in strittigen Fällen eine gute Entscheidung zu treffen.

FIFA punktet mit Transparenz

Zumindest beim Video-Beweis kann man der FIFA fehlende Transarenz nicht vorwerfen. Der TV-Zuschauer und, viel wichtiger, das Publikum im Stadion sehen beide die Entscheidungsfindung live. Die strittigen Szenen und auch die verschiedenen Perspektiven und Zeitlupen, anhand derer eine Entscheidung getroffen wird, werden allen gezeigt. Jeder ist also informiert, was warum entschieden wird. Da hat der Videobeweis in der Bundesliga noch klar Nachholbedarf. Die Fans in den deutschen Stadien werden bei strittigen Situationen nämlich ohne Zeitlupen im Dunkeln gelassen.

Insgesamt ist der Videobeweis bei der WM bisher noch einmal deutlich besser eingesetzt worden als in der Bundesliga. Ganz klare Fehlentscheidungen blieben aus, die Fans sind in jeder Situation mit im Boot. Deshalb ist die Akzeptanz größer als in der Liga, die sich an einigen Stellen etwas von der FIFA abschauen kann.

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