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WM 2022 in Katar

WM 2022: Aus gegen Kroatien! Neymars Tränen und Brasiliens Schmerz

  • Aktualisiert: 10.12.2022
  • 11:27 Uhr
  • ran.de
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Nach dem WM-Aus muss die Seleção weiter auf ihren sechsten Titel warten. Damit droht der teuerste Fußballer der Welt unvollendet zu bleiben. Er deutet sogar seinen Rücktritt an.

Aus Katar berichtet Maik Rosner

Al Rayyan - Auch hinterher wirkte Neymar noch regelrecht benommen. Seine Tränen waren zwar inzwischen getrocknet, nachdem er zuvor auf dem Rasen des Education-City-Stadions bitterlich geweint hatte. Doch einen klaren Gedanken zu fassen, auch darüber, ob und wie seine Karriere nun weitergehen soll in der brasilianischen Nationalmannschaft nach dem WM-Aus in Katar, das traute er sich noch nicht zu. "Ich bin noch zu aufgewühlt", sagte Neymar. Es komme ihm vor, als erlebe er einen "Albtraum".

Nach Brasiliens 2:4-Niederlage im Elfmeterschießen des Viertelfinals gegen Kroatien am Freitagabend hatte der 30-Jährige zunächst mit leerem Blick auf dem Boden gesessen, nur fähig zu starren vor Schock.

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Neymar: Ich kann nicht glauben, was passiert ist

Als fünfter Schütze war er vorgesehen gewesen, doch so weit kam es gar nicht mehr. Und als er so langsam die Dimension des Scheiterns begriff, begann Neymar, den Kopf zu schütteln, als wolle er nicht wahrhaben, schon wieder das große Ziel verpasst zu haben, wie 2014 und 2018. Schließlich übermannte es ihn. Der Schmerz ließ die Tränen strömen. Viele Kollegen und Fans im Stadion sowie in der Heimat weinten mit ihm. "Ich kann nicht glauben, was passiert ist", sagte Neymar später.

Trainer Tite, 61, bestätigte danach, dass er sein Amt wie angekündigt niederlegen werde. Kapitän Thiago Silva, 38, sagte, dass er keinen neuen Anlauf auf die "Hexa" unternehmen werde, auf Brasiliens sechsten WM-Titel. Neymar aber ließ seine Zukunft zunächst offen, nachdem er vor dem Turnier angedeutet hatte, die nächste WM 2026 wohl nicht mehr in Angriff zu nehmen. "Es ist sehr früh, um darüber zu sprechen. Ich schließe die Tür zur Selecao nicht", sagte er nun, "aber ich garantiere auch nicht zu 100 Prozent, dass ich zurückkehren werde." Damit deutete er an, dass auch ein Rücktritt in Kürze möglich ist. Er wolle zunächst darüber nachdenken, "was gut für mich ist, was gut für die Selecao ist". 

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Brasilien erleidet viertes Viertelfinal-Aus seit 2002

Ganz Brasilien muss das Aus nun erst einmal verarbeiten, das sich in eine Serie schmerzvoller Erfahrungen einreiht. Seit dem fünften und letzten WM-Titelgewinn 2002 war für die Selecao nun schon zum vierten Mal Schluss im Viertelfinale (2006, 2010, 2018 und 2022). Nur einmal, bei der Heim-WM 2014, ging es bis ins Halbfinale. Doch im Nachhinein hätten sie wohl lieber darauf verzichtet, in die Runde der letzten Vier zu kommen. Denn dort versank das Land erst recht in Tränen, nach der 1:7-Niederlage gegen die deutsche Mannschaft. Diese wurde ein paar Tage später auch noch Weltmeister in Brasiliens Heiligtum, im Stadion Maracanã.

In Katar hätte es nun Neymars Krönung werden sollen. So hatte er sich das ausgemalt, so hatte es auch das Drehbuch der Brasilianer vorgesehen – und ebenso das mancher Katarer. Für Neymar hatten die katarischen Besitzer von Paris Saint-Germain vor fünf Jahren 222 Millionen Euro an den FC Barcelona gezahlt, die bis heute höchste Ablöse im Fußball. Neymar nun auf den WM-Thron steigen zu sehen, wäre den PSG-Besitzern gelegen gekommen. Nun haben noch andere ihrer Spieler die Möglichkeit dazu, wie Argentiniens Lionel Messi und Frankreichs Kylian Mbappe, beide ebenfalls in Paris angestellt. Neymar aber droht unvollendet zu bleiben und als das Gesicht einer Generation in die Geschichte einzugehen, die den Brasilianern bei WMs wenig Freude bereitet hat. 

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Schwacher Trost: Neymar nun mit Pele Brasiliens Rekordtorschütze

Neymar könnte später einmal wahrgenommen als zwar hochtalentierter Kicker, der mit der Nationalelf aber nur Olympiasieger 2016 und Confed-Cup-Sieger 2013 geworden ist. Nicht einmal der Gewinn der Copa America steht auf seiner Visitenkarte. Als die Selecao diese zum einzigen Mal während seiner Karriere gewann (2019), fehlte er verletzt. Und auch die Liste seiner Vereinstitel ist gemessen an seinem Status als teuerster Spieler der Welt vergleichsweise kurz. Die Champions League gewann er bisher nur einmal, 2015 mit dem FC Barcelona.

Dass er durch sein 1:0 gegen Kroatien in der Verlängerung (105.+1) auf insgesamt 77 Tore kommt und nun zusammen mit Brasiliens Idol Pele Rekordtorschütze der Seleção ist, taugt nicht als Trost nach dem WM-Aus. Zustande gekommen war dieses, weil Bruno Petkovic mit einem abgefälschten Linksschuss noch der glückliche Ausgleich gelang (117.), mit Kroatiens erstem Schuss aufs Tor in diesem Viertelfinale. Danach nahm das Drama im Elfmeterschießen seinen Lauf, als Rodrygo gleich den ersten Versuch für Brasilien verschoss und Marquinhos den vierten an den Pfosten setzte. 

Die Selecao muss also weiter warten, mindestens noch vier Jahre lang. Dann sind bereits 24 Jahre seit dem fünften Titelgewinn vergangen. Ob es Neymar bei der WM 2026 mit dann 34 Jahren doch noch einmal versucht, ist äußerst fraglich nach seinen Tränen und Brasiliens Schmerz.


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