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WM 2022 in Katar

WM 2022: Torsten Frings exklusiv vor den Halbfinals - "Marokko ist jetzt alles zuzutrauen"

  • Aktualisiert: 14.12.2022
  • 13:13 Uhr
  • ran.de
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© Getty

Die Viertelfinals der WM 2022 in Katar sind Geschichte. In den Halbfinals spielen das Überraschungsteam aus Marokko und Frankreich, sowie Kroatien und Argentinien das Endspiel in der Wüste aus. In der "ran WM Webshow" vor den beiden Semifinals spricht ran-Experte Torsten Frings unter anderem über die Stärken von Marokko, das emotionale Spiel zwischen Argentinien und den Niederlanden und er erklärt, warum er Cristiano Ronaldo bei Portugal für einen Störfaktor gehalten hat und was ihn an Kylian Mbappe ärgert.

Das war's. Die Viertelfinals der WM 2022 in Katar sind Geschichte, nun stehen die beiden Halbfinals vor der Tür. Mit dabei: das Überraschungsteam aus Marokko. Aber auch Kroatien, Argentinien und Frankreich. Wer schafft es von diesen vier Teams ins Endspiel? Wenn es nach den Wünschen von ran-WM-Experte Torsten Frings geht, heißt das WM-Endspiel Argentinien gegen Marokko. Ob es wirklich so kommt? Abwarten!

Vor den beiden Halbfinals spricht Frings in der "ran Bundesliga Webshow" zunächst einmal unter anderem über …

… das Überraschungsteam aus Marokko: "Mit Marokko hat vor dieser Weltmeisterschaft mit Sicherheit niemand gerechnet. Aber ich finde es super, dass es solche Erfolgsgeschichten, so etwas Unberechenbares im Fußball noch gibt. Diese Mannschaft zeigt einfach was möglich ist, wenn man sein Herz auf dem Rasen lässt, wenn man zusammenarbeitet und wirklich ein Team ist. Dieser Mannschaft ist jetzt wirklich alles zuzutrauen."

… die Bedeutung des Teamgeists bei einer Mannschaft: "Die Mentalität ist extrem wichtig. Das sieht man ja auch bei einer Mannschaft wie Argentinien. Die haben zwar Lionel Messi in ihren Reihen, trotzdem sieht man, dass da ein richtiges Team auf dem Platz steht. Das hat bei vielen Mannschaften in Katar gefehlt. Zum Beispiel bei Brasilien. Das sind alles unglaublich gute Fußballer, aber sie sind eben auch dafür bekannt, den einen oder anderen Egoismus zu haben. Marokko ist da das absolute Gegenbeispiel. Da stehen elf Spieler auf dem Platz, die fast schon ihr Leben dafür geben würden, um erfolgreich zu sein. Das ist zum Beispiel auch das, was der deutschen Mannschaft komplett gefehlt hat. Wenn du bei einer WM dabei bist, wenn du so eine Chance hast, musst du alle Eitelkeiten zur Seite schieben und dich voll auf die Mannschaft konzentrieren. Denn nur dann kannst du auch gemeinsam etwas erreichen."

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"Beschissenes Gefühl": CR7 für Frings Hauptgrund für Portugal-Aus

Für Torsten Frings war die Posse um Cristiano Ronaldo hauptausschlaggebend für das Aus Portugals gegen Marokko. Für die gesamte Mannschaft sei die Situation "beschissen" gewesen.

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… Cristiano Ronaldo: "Ich glaube schon, dass das ein ganz beschissenes Gefühl für die Mannschaft ist, wenn sich immer nur alles um jemanden dreht, der momentan nicht gebraucht wird. Nach der überragenden Leistung der Portugiesen im WM-Achtelfinale gegen die Schweiz, war es für mich aber auch der absolut richtige Schritt von Nationaltrainer Fernando Santos, Cristiano Ronaldo wieder erst einmal auf der Bank zu lassen. Auf der anderen Seite ist es eben immer ein Störfaktor, wenn permanent nur über einen einzigen Spieler in der Mannschaft gesprochen wird. Und der hat dann ja auch nur sehr wenig dazu beigetragen, dass die Portugiesen überhaupt in diesem Viertelfinale gestanden haben. Das kostet alles Kraft und ich kann mir schon gut vorstellen, dass es vielleicht am Ende auch die paar Prozentpunkte waren, die den Portugiesen gegen Marokko gefehlt haben und um womöglich wirklich seriös um den WM-Titel mitzuspielen."

… die Stärken Kroatiens: "Das ist eine Mannschaft, die sicherlich nochmal deutlich stärker einzuschätzen ist als beispielsweise Marokko. Einfach, weil sie auch einige Top-Spieler in ihren Reihen haben, die bei den besten Klubs Europas spielen. Ich denke da unter anderem an Luka Modric, der mit Real Madrid schon fünf Mal die Champions League gewonnen hat. Ein absoluter Leader. Dann ist da noch ein Ivan Perisic, der aktuell bei den Tottenham Hotspur spielt und davor schon bei Vereinen wie Inter Mailand oder dem FC Bayern aktiv war. Oder ein Andrej Kramaric, der für die TSG 1899 Hoffenheim in der Bundesliga jedes Jahr seine zehn bis 15 Tore macht. Und über allem steht bei dieser Mannschaft eben diese enorme Erfahrung. Sie haben in den vergangenen Jahren erfolgreiche Turniere gespielt, haben das Selbstvertrauen und wissen, dass es sehr schwer ist, gegen sie ein Tor zu erzielen. Auf der anderen Seite sind sie vorne aber auch immer gefährlich. Es ist nicht immer schön, den Kroaten beim Fußball spielen zuzuschauen, weil sie eine sehr disziplinierte Mannschaft ohne großen Zauber sind. Aber sie sind wiederum das beste Beispiel dafür, warum genau diese Disziplin im Fußball einen so hohen Stellenwert hat. Deswegen haben sie es auch absolut verdient, nach 2018 erneut bei einer WM im Halbfinale zu stehen. Eine großartige Leistung."

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… Kylian Mbappe und seine hämische Reaktion nach Harry Kanes Elfmeter-Fehlschuss gegen Frankreich: "Bei allen Emotionen finde ich diese Reaktion völlig übertrieben und sie gehört da auch nicht hin. Aber am Ende des Tages wird der Fußballgott vielleicht gerecht sein und sich etwas einfallen lassen, dass die Franzosen nicht das erreichen, was sie sich vielleicht wünschen. Er hätte seine Emotionen in dieser Situation einfach besser im Griff haben müssen. Aber so ist er halt, da werden wir uns dran gewöhnen müssen."

… die enormen Emotionen beim WM-Viertelfinale zwischen Argentinien und den Niederlanden: "Diese Provokationen sind ihre Masche. Das beherrschen sie perfekt. Als sie vor unserem WM-Spiel 2006 mit dem Bus am Stadion vorgefahren sind, haben sie schon so sehr getanzt und die Musik laut gehabt, dass man meinen konnte, sie feiern schon den WM-Titel. So ein Verhalten kann natürlich auch etwas in dir wecken, nach dem Motto: Mit uns nicht, euch werden wir es schon zeigen. Auf der anderen Seite ist es aber permanent gefährlich, sich von den Provokationen der Argentinier dazu verleiten zu lassen, irgendeinen Mist zu bauen. So, wie ich es 2006 ja leider selbst erlebt habe. Das ist ein Spiel, das sie perfekt beherrschen. Und jetzt sind sie mit den Niederlanden eben auf eine Mannschaft getroffen, die das genau so gut kann. Da haben wir Deutschen ja auch schon so unsere Erfahrungen gemacht – als Frank Rijkaard beispielsweise Rudi Völler angespuckt hat und sich mit unserem Trikot der Hintern abgewischt wurde. Wenn dann eben zwei Teams wie Argentinien und die Niederlande aufeinander treffen, die das Provozieren beide perfekt beherrschen, dann kann es auch mal eskalieren."

… Lionel Messis Verbalangriff auf den Niederländer Wout Weghorst nach dem WM-Viertelfinale: "Ein Lionel Messi hat es eigentlich gar nicht nötig, jemanden während einem Interview als Dummkopf zu bezeichnen. Das kennt man nicht von ihm und ich glaube schon, dass er das mittlerweile auch bereut."

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… den Ski-Unfall von Manuel Neuer und die Konsequenzen für den FC Bayern: "Es ist müßig darüber zu diskutieren, was richtig oder was falsch ist. Ich hatte in meinen Verträgen immer Klauseln drin, dass ich solche Dinge nicht machen durfte. Bei Manuel Neuer war das jetzt offensichtlich nicht der Fall. Auf der anderen Seite hätte so eine Verletzung auch jederzeit woanders passieren können. Für den FC Bayern ist es natürlich beschissen, weil er bis zum Ende der Saison ausfällt. Aber er hätte sich das Bein auch beim über die Straße gehen brechen oder vom Rad fallen können."

… die Inhalte solcher speziellen Klauseln in Spielerverträgen: "Ich hatte zu meiner Zeit eine Klausel drin, die unter anderem Ski oder Motorrad fahren verboten hat. Ich habe das aber trotzdem gemacht (lacht). Außer Ski fahren, weil ich selbst immer Angst davor hatte, mich dabei zu verletzen. Beim Wintersport kann halt immer gleich etwas Schlimmeres passieren. Deswegen habe ich mir das auch erspart. Diese Vereinbarungen waren damals vermutlich individuell, wobei ich natürlich nicht weiß, wie es bei den anderen war. Heute ist das sicherlich auch alles anders."