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"Für Wettbewerb kein Platz": So sehen die Teams Deutschlands GT3-Zukunft

  • Aktualisiert: 28.11.2022
  • 16:55 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Motorsport Images
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Die Zukunft der DTM sorgt für Verunsicherung: Wovor die GT3-Teamchefs jetzt warnen und wie sie die DTM und das ADAC GT Masters in Zukunft ausrichten würden

Hinter den Kulissen wird gerade zwischen DTM-Boss Gerhard Berger und dem ADAC über die Zukunft der DTM verhandelt. Die Gerüchte, was 2023 passieren wird, gehen von gemeinsamen Rennwochenenden bis zu einer Übernahme der Serie durch den größten deutschen Automobilklub, der mit dem ADAC GT Masters die GT3-Konkurrenzserie der DTM austrägt. Doch wie könnte eine gemeinsame Zukunft aussehen?

Der Tenor ist bei dem meisten Teamchefs ähnlich: Die DTM darf ihren Status als Profiserie mit einem Fahrer pro Auto nicht verlieren. "Das Ein-Fahrer-Konzept ist ein Alleinstellungsmerkmal dieser Serie", sagt Teamchef Gottfried Grasser im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Sonst wäre es eine GT3-Serie wie jede andere - und man würde sehr viel verlieren."

Der Österreicher schlägt vor, dass sich das Profil der beiden Serien - womöglich unter einem Dach - klarer voneinander unterscheiden muss. "Es wäre schon sinnvoll, wenn man die beiden Serien voneinander abgrenzt", sagt der Österreicher, der bis 2021 mit seinem Lamborghini-Team im ADAC GT Masters unterwegs war und dann in die DTM wechselte. "Das eine wäre dann eine Vollprofi-Geschichte, das andere eher der Einstieg."

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Abgrenzung über FIA-Status der Fahrer?

Gerüchten zufolge existieren Pläne, die beiden Serien 2023 über die FIA-Fahrerkategorien voneinander abzugrenzen: Diese besagen, dass in der DTM in Zukunft ausschließlich Vollprofis mit FIA-Status Platin und Gold zum Einsatz kommen könnten - und man pro Saison fünf Wildcards für Silber-Fahrer bereitstellen würde. Im ADAC GT Masters müsste hingegen einer der beiden Fahrer zwingend den FIA-Status Silber haben, wodurch Fahrerduos mit zwei Platin- oder Gold-Fahrern pro Auto ausgeschlossen wären.

Dass zwei starke GT3-Serien in Deutschland parallel existieren könnten, hält Grasser für absolut vorstellbar. "Man muss sagen, dass Deutschland ein GT3-Kernland ist", sagt er. "Nirgendwo sonst gibt es so viele GT3-Autos auf der Welt. Wenn man das zum Beispiel mit den USA im Verhältnis zur Einwohnerzahl vergleicht, dann ist das gewaltig: Die USA hat die achtfache Einwohneranzahl, aber es gibt acht Mal weniger GT3-Autos."

Grasser: DTM-Konzept trotz Kosten langfristig umsetzbar

Dass das Konzept der DTM mit einem Fahrer pro Auto und Performance-Boxenstopps langfristig zu teuer ist, glaubt Grasser nicht. "Der Markt ist nicht da für 40 Autos", überlegt der Ex-Rennfahrer, dessen Team in der Nähe des Red-Bull-Rings in Knittelfeld ansässig ist. "Aber für 26 Autos ist der Markt definitiv da. Es ist nicht einfach zu finanzieren, aber in der heutigen Zeit ist nichts einfach zu finanzieren."

Seine Einschätzung: "Haben der Fahrer und das Team gute Sponsoren, dann ist es das richtige Format. Denn die mediale Präsenz ist mega, die Rennen funktionieren super im Fernsehen. Medial ist die DTM nach Formel 1 und MotoGP die Serie schlechthin." Aber auch das ADAC GT Masters habe eine absolute Berechtigung: "Dort hast du den Vorteil, dass auch ein richtig guter Silber-Fahrer wie zum Beispiel Rolf Ineichen Rennen gewinnen konnte."

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Stuck fordert: "DTM muss Ein-Fahrer-Sprintserie bleiben"

Auch DTM-Legende Hans-Joachim Stuck ist übrigens der Meinung, dass das Ein-Fahrer-Konzept pro Auto in der DTM beibehalten werden muss, wie er im ausführlichen Interview mit 'Motorsport-Total.com' klarstellt. Der 71-Jährige, der 1990 als erster Audi-Pilot DTM-Meister wurde, würde es für "vollkommen unlogisch" halten, aus den beiden großen GT3-Serien eine zu machen und das Ein-Fahrer-pro-Auto-Konzept aufzugeben.

"Die DTM hat einen Namen als Ein-Fahrer-Sprintserie", sagt Stuck. "Und das muss auch so bleiben. Sonst wären die Grund-Gene weg. Das würde sonst sicher auch bei den Fans zu großen Diskussionen führen."

Er ist der Meinung, dass es zwischen den beiden Konzepten genügend Unterschiede für eine Co-Existenz gibt: "Das eine ist ein Einzelsprint auf höchstem Niveau, das andere Teamsport mit zwei Fahrern." Er würde aber die Serien nicht in erste und zweite Liga unterteilen: "Ich würde von der Wertigkeit keinen Unterschied machen.

Vosse: ADAC GT Masters als Sprungbrett in die DTM?

Für WRT-Teamchef Vincent Vosse, der mit seinem belgischen Rennstall in der Vergangenheit in beiden Serien am Start war und auch als BMW-Kandidat für 2023 in der DTM gehandelt wurde, könnte das ADAC GT Masters in Zukunft eine Art Nachwuchs-Plattform sein.

"Ich würde im ADAC GT Masters maximal Fahrer mit Gold-Status einsetzen, keine Platin-Fahrer, mit Fahrerwechsel und all diesen Dingen - also für Halbprofi-Fahrer, die in Zukunft in die DTM wollen", erklärt der Belgier im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', wie eine Abgrenzung aussehen könnte.

"Leute, die aus dem Formelsport kommen oder aus dem Porsche-Carrera-Cup - und die Profis werden wollen und von einem Hersteller bezahlt werden wollen - könnten ihr Talent im ADAC GT Masters zeigen. Und die DTM wäre dann die Profi-Plattform, in der vier Autos pro Hersteller oder so fahren."

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"Für Wettbewerb der beiden Serien ist kein Platz"

Der Belgier ist der Meinung, dass die beiden Serien nur gemeinsam eine gute Perspektive haben. "Es würde für den deutschen Markt und für den GT3-Markt viel mehr Sinn ergeben, wenn die beiden zusammenarbeiten oder Dinge gemeinsam machen könnten", so Vosse, der auch gemeinsamen Wochenenden etwas abgewinnen kann.

"Beide zahlen für die Organisation von unterschiedlichen Rennwochenenden. Das verursacht Kosten", erklärt er. "Wenn sie diese Kosten aufteilen könnten, dann wäre das schon etwas. Und ich könnte mir vorstellen, dass ein Team zwei Autos in der DTM und zwei Autos im ADAC GT Masters einsetzt. Auch für die Hersteller wäre es besser, wenn alles an einem Wochenende stattfindet. Außerdem finde ich es falsch, wenn sich die beiden Serien im Wettbewerb befinden. Dafür ist kein Platz."

Torsten Schubert, der dieses Jahr mit seinem BMW-Team in beiden Serien am Start war und in der DTM mit Sheldon van der Linde den Meistertitel holte, forderte schon vor einiger Zeit, dass nun die Weichen für die GT3-Zukunft richtig gestellt werden. "Es ist wichtig, dass es eine GT3-Serie gibt, die auf einem Spitzenniveau läuft", so der 59-Jährige. "Zwei auf Spitzenniveau wird glaube ich schwierig."

Man könnte "versuchen, etwas hinzubekommen, um Leuten die Chance zu geben, die vielleicht nicht ganz auf dem Spitzenniveau sind, aber dennoch im GT Spaß haben wollen", deutete er an, dass das ADAC GT Masters den Amateurmarkt in Deutschland bedienen könnte, während die DTM weiterhin als Profiserie existieren könnte.


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