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Nach heftigen Crashes bei DTM-Finale in Hockenheim: Sind Indy-Restarts schuld?

  • Aktualisiert: 15.10.2022
  • 15:50 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Motorsport Images
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Nach den wilden Unfällen beim DTM-Finale in Hockenheim, die für Verletzte sorgten, standen die Restarts nach Indy-Vorbild in der Kritik: Besteht ein Zusammenhang?

Schon am Norisring gab es bei den Starts viel Schrott, aber das DTM-Samstagsrennen in Hockenheim toppte das Sommer-Crashfestival noch einmal. Die Bilanz: Sieben Boliden waren nach den Unfällen, die jeweils in der Runde nach dem Start oder dem Restart passierten, am nächsten Tag nicht mehr fahrtüchtig - die Schäden gingen in die Millionen.

David Schumacher zog sich einen Lendenwirbel-Bruch zu, Thomas Preining erlitt bei seinem 50g-Anprall Prellungen und erhielt wie Porsche-Kollege Dennis Olsen am Sonntag keine Starterlaubnis. Und Schubert-BMW-Pilot Philipp Eng der Kragen: "Ich weiß nicht, was noch passieren muss, bis diese dummen Indy-Restarts abgeschafft werden!", forderte er bei bei 'ran.de' Konsequenzen.

Er sei in der "ersten Kurve abgeräumt worden, was weiß ich von wem", so der Österreicher. "Das war wie in einem Horrorfilm. Das hat echt krass ausgesehen, wie das Auto brennt", verwies er auf Olsens Porsche-Motor, der in einem Feuerball in Nick Cassidys Ferrari geschleudert wurde und beinahe ins Auto eindrang .

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Timo Bernhard: "Verstehe Double-File-Restarts nicht"

Aber liegt es wirklich an den rollen Indy-Starts in engen Zweier-Reihen, dass es in der DTM nach Freigabe des Rennens so oft kracht? Der Startablauf, der inzwischen eine DTM-Trademark ist und DTM-Formation-Start genannt wird, war 2017 eingeführt worden, um nach einer Safety-Car-Phase für Spannung zu sorgen und ersetzte 2021 mit dem Wechsel auf das GT3-Reglement auch die stehenden Starts zu Rennbeginn.

Er ist in der DTM ein Alleinstellungsmerkmal, denn abgesehen von Oval-Rennserien wird üblicherweise nach einer Safety-Car-Phase direkt hintereinander gestartet. Das würde sich auch Le-Mans-Legende und Preining-Teamchef Timo Bernhard in Zukunft wünschen. "Ich verstehe es nicht, warum wir immer wieder die Double-File-Restarts machen", sagt er bei 'ran.de'. "Warum machen wir nicht Single-File? Das würde noch mal Stress rausnehmen."

Sheldon van der Linde: "Im Titelkampf wird mehr riskiert"

DTM-Champion Sheldon van der Linde outet sich als Fan des Restarts-Prozederes in der DTM, sieht aber auch die Schattenseiten. "Wenn man es aus der Perspektive der Sicherheit betrachtet, dann ist es manchmal sehr riskant", sagt der Südafrikaner. "Der Single-File-Restart ist viel sicherer und die Fahrer geraten nicht so oft aneinander, weil sie nicht direkt nebeneinander fahren."

Er glaubt aber, dass es in Hockenheim, wo am Samstag noch zehn Piloten theoretische Titelchancen hatten, besondere Umstände gab: "Es ging um den Titel - und da nehmen die Leute viel mehr Risiko", sagt er. "Allgemein weiß ich nicht, was der beste Weg ist, wir müssen uns das aber in Zukunft auf jeden Fall anschauen."

Teamchef Gottfried Grasser stimmt dem Champion zu, dass einige Piloten übermotiviert waren. "Es hatte sicher auch mit dem Titelkampf zu tun. Und es waren viele dabei, die noch ein gutes Rennergebnis brauchten und am Ende noch einmal alles zeigen wollten", so der Österreicher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

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Teamchef Grasser: Werksfahrer oft Crash-Auslöser

Vor allem die Werksfahrer hat er im Visier: "Man muss mehr an die Fahrer appellieren, denn es sind immer wieder die dabei, die es nicht zahlen müssen. Und dann kommen oft Fahrer zum Handkuss, die sich mühsam mit Sponsoren das Budget für eine Saison zusammenkratzen."

BMW-Pilot Marco Wittmann sieht hingegen nicht die Startformation als Ursache für die heftigen Crashes von HRT-Mercedes-Pilot Arjun Maini in der ersten Runde und den Crash in der Mercedes-Arena nach dem Restart in der sechsten Runde, bei dem zunächst Preining und Schumacher kollidierten und dann Olsen von Abt-Audi-Pilot Ricardo Feller abgeschossen wurde.

Wittmann: Unfälle nicht direkt auf Restart zurückzuführen

"Wenn wir uns im Nachhinein anschauen, wo der Crash passiert ist, dann war das nicht direkt nach dem Indy-Restart oder nach dem Start", so der Sieger des Sonntagsrennens. "Das war ausgangs Kurve 3 und beim Anbremsen von Kurve 8, das besteht also meiner Meinung nach keine direkte Verbindung zum Start oder zum Restart."

Auch Wittmann sieht die Umstände als Hauptgrund: "Ich denke, dass das Chaos vor allem darauf zurückzuführen war, dass immer noch zehn Leute um die Meisterschaft gekämpft haben, auch wenn nicht alle eine realistische Chance hatten. Der Rest des Feldes hatte nichts zu verlieren, sie wollten also auffallen und bei den letzten zwei Rennen zeigen, was sie drauf haben. Diese Mischung birgt bei den letzten zwei Rennen auch ein gewisses Risiko."

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Hauptschuld bei Indy-Restart? Renndirektor verteidigt sich

Diesen Standpunkt hat auch DTM-Renndirektor Scot Elkins. "Der Zwischenfall in Kurve acht hatte nichts mit dem Double-File-Restart zu tun, der Zwischenfall in Kurve eins vielleicht schon", verweist er auf den Crash zwischen den beiden Grasser-Lamborghini-Piloten Rolf Ineichen und Clemens Schmid, Attempto-Audi-Youngster Marius Zug und GruppeM-Mercedes-Pilot Mikael Grenier unmittelbar nach dem Restart.

Worauf er den heftigen Crash in der Mercedes-Arena zurückführt? "Das war ein typischer Fall, wo vorne etwas passiert und hinten dann was anderes passiert - und die Leute überreagieren. Olsen stieg voll in die Eisen, weil er sah, was passierte - und wurde von hinten getroffen. Da hat niemand Schuld."

Warum setzte Elkins nach Abbruch auf Single-File-Restart?

DerUS-Amerikaner verteidigt seine Entscheidung, beim Restart auf die DTM-Formation zu setzen, weil das Teil zur DNA der Rennserie gehöre. "Ich denke nicht, dass das der falsche Weg war, weil wir das eben so machen. So fahren wir Rennen - und ich hatte ehrlich gesagt großes Vertrauen, dass die Double-File-Restarts hier funktionieren, weil wir einige Übungen beim Test gemacht haben", verweist er auf den offiziellen Test vor dem Saisonstart.

Und stellt klar, dass er auch weiter mit dem DTM-Formation-Restart plane: "Ich denke nicht, dass der Start in Zweierreihen unsicher ist. Wir sollten daran festhalten." Warum man beim Restart nach dem Abbruch dennoch auf einen klassischen Safety-Car-Restart, bei dem die Autos hintereinander starten, gesetzt hat?

"Das hatte erstens damit zu tun, wie intensiv wir die Strecken an so vielen Stellen säubern mussten", sagt Elkins. "Ich hatte einfach das Gefühl, dass der Single-File-Restart mit einer Aufwärmrunde den Fahrern ein besseres Gefühl geben würde, wie die Bedingungen auf der Strecke sind." Das habe man auch schon in Spa gemacht, als sich die Bedingungen wegen des Regens verändert hatten.


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