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17 Siege in 18 Rennen: Red Bull löscht historischen McLaren-Rekord aus

  • Aktualisiert: 08.06.2023
  • 08:15 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Motorsport Images
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McLaren-Rekord ausgelöscht, riesiger Punktevorsprung, technisch überlegen: Jetzt träumt Red Bull davon, 2023 vielleicht sogar alle 22 Rennen zu gewinnen!

Moderne Manager wie Christian Horner, stets bedacht darauf, dass ihnen kein Wort, das sie sagen, später irgendwie auf den Kopf fallen kann, würden so etwas nie direkt aussprechen. Helmut Marko hat da weniger Skrupel. Er antwortet auf die Frage, ob Red Bull in der Formel-1-Saison 2023 alle 22 Rennen gewinnen könnte, ohne falsche Bescheidenheit: "Möglich ist es!"

Der Motorsportkonsulent sagt, was er denkt, und ist aufgrund dieser erfrischenden Offenheit ein beliebter Interviewpartner. Während Toto Wolff in den Jahren der Mercedes-Dominanz in Fancommunitys oft dafür auf die Schaufel genommen wurde, dass gefühlt jeder Sieg am seidenen Faden hing, spricht Marko aus, was derzeit alle sehen können: Red Bull hat weit und breit keinen Gegner.

Nach Max Verstappens dominantem Sieg in Barcelona sagt Marko im Interview mit 'oe24': "Sie haben doch auch gesehen, wie Max mit alten Reifen am Schluss noch die schnellste Runde hingeknallt hat. Er ist, wie man so sagt, derzeit wie von einem anderen Planeten. Er hat eine Überlegenheit herausgefahren, wie wir sie noch nie hatten."

"Die Updates unserer Mitbewerber haben nur eine Verschiebung gebracht. Aber ohne überheblich sein zu wollen: Wirklich näher an uns herangekommen sind sie nicht. Sie haben sich nur abgewechselt. Und das ist wieder gut für uns, weil unser Vorsprung in der WM mit jedem Rennen größer wird."

Aktuell steht Verstappen bei 170 Punkten aus sieben Rennwochenenden. Fernando Alonso auf Platz 3, der erste Red-Bull-Verfolger in der WM, hat bereits 71 Punkte Rückstand. Es ist zwar noch früh in der Saison, aber: So einen großen Punkterückstand hat in der Geschichte der Formel 1 noch nie ein Fahrer aufgeholt.

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Alter McLaren-Rekord von 1988 ausgelöscht

Und Red Bull schreibt auch sonst die Geschichtsbücher neu. Barcelona war nicht nur der 99. Sieg des Teams, womit Red Bull als Nummer 5 der ewigen Siegerliste (hinter Ferrari, McLaren, Mercedes und Williams) drauf und dran ist, in den 100er-Club vorzustoßen; sondern auch der 17. Sieg aus den vergangenen 18 Grands Prix.

Eine solche Siegesserie mit nur einem Rennen Unterbrechung ist neuer Rekord in der Formel 1. McLaren hätte 1988 mit 15 Siegen aus 16 Rennen fast eine perfekte Saison geschafft, wäre nicht in Monza Ayrton Senna beim Überrunden mit Jean-Louis Schlesser kollidiert. Das letzte Rennen 1987 (Gerhard Berger) und das erste Rennen 1989 (Nigel Mansell) gewann allerdings Ferrari.

Der Blick in die Datenbank zeigt: 15 Siege aus 16 Rennen haben neben McLaren auch andere geschafft. Ferrari gewann zwischen Monza 2003 und Budapest 2004 15 von 16 Grands Prix, und Mercedes schaffte dieses Kunststück von Monza 2014 bis Silverstone 2015. McLaren bleibt bis heute aber das einzige Team, das innerhalb einer Saison alle bis auf ein Rennen gewinnen konnte.

Darauf, diesen historischen Bestwert zumindest saisonübergreifend übertroffen zu haben, ist Teamchef Christian Horner "enorm stolz", wie er sagt. Und: "Es bedeutet für uns noch mehr, weil wir schon mal so erfolgreich waren, dann nach hinten gefallen sind, und jetzt sind wir wieder da. In einem Sport wie der Formel 1 auf so einem Niveau zu performen, das muss man feiern."

Red Bull muss neues Trophäenkabinett bauen

Es sind aktuell Luxusprobleme, mit denen sich Horner herumschlägt. Zum Beispiel jenes, dass das Trophäenkabinett in Milton Keynes aus allen Nähten platzt. Ein neues soll aber noch nicht gebaut werden, denn: "Ich bin da abergläubisch. Ich will kein leeres Kabinett. Wir gewinnen zuerst die Pokale, dann bauen wir das Kabinett."

Die Verlagerung der Themen bei Red Bull ist bemerkenswert und spricht für die derzeitige Überlegenheit. Wurde vor ein paar Wochen noch darüber diskutiert, ob Aston Martin dank der Handicapregel, von der Red Bull am stärksten betroffen ist, im Sommer näher herankommen kann, so geht's inzwischen nicht mehr drum ob, sondern nur noch wann Verstappen Weltmeister wird.

Denn der Vorsprung nach hinten ist immer noch groß, wie 24 Sekunden Vorsprung nach 66 Runden in Barcelona (also durchschnittlich 0,365 Sekunden pro Runde) beweisen. Und selbst wenn die nächsten Updates von Mercedes nochmal so anschlagen sollten wie jenes, das in Monaco eingeführt wurde, kann Red Bull noch von genug Vorsprung zehren, sowohl technologisch als auch beim Punktestand.

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Marko: Keine Angst vor Mercedes & Co.

Helmut Marko sieht das Thema Ressourcenhandicap daher "relaxt". Mercedes habe zwar "einen großen Schritt nach vorn gemacht", aber Panik kommt deswegen nicht auf: "Das, was wir in der Pipeline haben, ist lang geplant. Solange wir noch relativ gut vorn sind, soll uns das beruhigen. Wir haben zwei, drei Zehntel Vorsprung, und das ist einiges."

Ein Punkt, in dem sich Marko und Toto Wolff einig sind (was selten vorkommt). Denn auch der Mercedes-Teamchef sagt: "Ich glaube, der Abstand sind zwei, drei Zehntel. Das ist für uns ein enormer Fortschritt." Aber er warnt: "Wir müssen cool bleiben, denn vor einem Jahr haben wir in Barcelona auch ziemlich gut ausgesehen."

Wolff sieht durchaus einen "Vorteil in Aerozeit" für Mercedes, aber: "Wir müssen auch realistisch sein. In Barcelona sind uns die Temperaturen sehr entgegengekommen. Es war perfekt für uns: nicht zu kalt, nicht zu heiß. Das Auto war in einem mega Fenster. Trotzdem: Solange unsere Kurve wie ein Aktienkurs nach oben zeigt, ist alles gut."

Was Wolff damit meint: Es werden nach der verhältnismäßig starken Performance in Barcelona auch wieder kleine Rücksetzer kommen. Vielleicht schon in Montreal, wo Aston Martin ein Upgrade fahren wird und Fernando Alonso als heißer Geheimtipp gilt. Oder auch auf Angststrecken der vergangenen Jahre wie etwa Singapur im September.

Red Bull kann schon für 2024er-Auto arbeiten

Bei Red Bull kann man inzwischen darüber nachdenken, die ohnehin knappen Aeroressourcen, die man 2023 noch hat, bereits für das 2024er-Auto einzusetzen, weil man die WM wahrscheinlich auch ohne nennenswerte Weiterentwicklung in der laufenden Saison gewinnen würde. Man könne in der Frage jetzt "strategisch" denken, räumt Christian Horner ein.

"Wir müssen zwischen diesem und nächstem Jahr ausbalancieren", erklärt er. "Das Team macht derzeit einen unglaublichen Job und ist extrem effizient. Wir haben unser Auto seit Bahrain nur sehr subtil weiterentwickelt, während andere große Updates gebracht haben. Trotzdem ist der Abstand ziemlich gleich geblieben. Das ist sehr ermutigend."

Im Moment, findet Horner, sehen sowohl Fahrer- als auch Konstrukteurs-WM "sehr gesund" aus: "Wir konzentrieren uns auf Montreal. Dort wollen wir den 100. Sieg holen. Danach haben wir unser Heimrennen in Österreich und danach das nächste Heimrennen in Silverstone. Wir rollen von einem Grand Prix zum nächsten und denken nicht zu weit nach vorn."

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Warum der Erfolg besonders süß schmeckt

Wolffs jüngste Aussagen, wonach er "genervt" sei vom Verlieren, mag Horner womöglich innere Befriedigung verschaffen - die beiden waren einander noch nie sonderlich grün -; zugeben möchte er das aber nicht. Allerdings räumt Horner ein: "Wir haben sieben Jahre lang vergeblich darum gekämpft, wieder zu gewinnen. Und es tut weh, wenn man verliert."

"Wir haben hart dafür gearbeitet, wieder in diese Position zu kommen. Das ganze Team arbeitet auf einem enorm hohen Niveau, nicht nur Max. Wir haben ein phänomenales Auto. Wir haben zwei tolle Fahrer, und Max wird als Fahrer immer besser. Er wird immer feiner auspoliert, und die geistige Kapazität, die er beim Fahren hat, ist wirklich beeindruckend."

Es spricht für Verstappens Reife, dass er sich trotz der jüngsten Erfolge nicht zu sicher fühlt: "Im Moment sieht alles super aus, aber du kannst es dir heutzutage nicht mehr leisten, einfach stillzustehen. Wir müssen versuchen, das Auto weiterzuentwickeln und zu lernen, dann werden wir sehen, wie die nächsten Rennen laufen", sagt der zweimalige Weltmeister.


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