Formel 1
Formel 1: Vettel und Stroll erleben mit Aston Martin "Scheißtag" in Melbourne
- Aktualisiert: 09.04.2022
- 15:25 Uhr
- ran.de / Franziska Wendler
Für Sebastian Vettel und Lance Stroll läuft am Renn-Wochenende in Melbourne so gut wie nichts rund. Mehrere Unfälle, Strafen und Defekte sorgen für einen "Scheißtag" - und dennoch gibt es ein kleines "Wunder".
München - Mit diesen fünf Worte war eigentlich alles gesagt.
"Es ist einfach ein Scheißtag." So fasste Aston-Martin-Pilot Lance Stroll die Geschehnisse rund um seinen Rennstall beim Qualifying zum Großen Preis von Australien zusammen. Treffender hätte der Kanadier das Geschehen wohl kaum formulieren können.
Aston Martin, die bereits bei den ersten beiden Saisonrennen mit ihrer Performance nicht überzeugen konnten, erlebten in Melbourne einen wahren Katastrophentag, der sich bereits am Freitag angekündigt hatte.
Desaster in Melbourne
Sebastian Vettel, der aufgrund einer Coronainfektion die ersten beiden Rennen verpasste, hatte bereits am ersten Tag Grund zur Klage. Gleich im ersten freien Training musste er seinen Boliden aufgrund eines Motorschadens abstellen und mit einem Feuerlöscher bearbeiten.
Der viermalige Weltmeister machte sich im Anschluss mit einem Roller auf den Weg in die Boxengasse. Zwar jubelten die Fans an der Strecke und in den sozialen Netzwerken über die lässige Aktion, von der FIA kassierte er für das "unerlaubte Aufhalten" auf dem Albert Park Circuit aber eine 5.000-Euro-Strafe.
Das defekte Auto verhinderte in der Folge auch seine Teilnahme am zweiten freien Training. Und es kam noch schlimmer.
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Stroll mit nächstem Unfall
In der dritten Trainingseinheit verlor der Deutsche die Kontrolle über seinen Boliden und krachte in die Mauer. Auch Teamkollege Lance Stroll verunfallte und erklärte später, er habe sich "einfach verbremst". Viel Arbeit für die Mechaniker, die das Auto von Vettel für das Qualifying zunächst nicht rechtzeitig reparieren konnten.
So hatte das Team eine Teilnahme von Vettel an der Qualifikation bereits abgeschrieben. "Dann hat die Crew auf die andere Seite [der Box] gewechselt und geschaut, dass Lance rauskommt", erklärte Vettel im "ORF".
Das gelang auch, der Kanadier schied allerdings nur wenig später nach einem Crash mit Latifi aus. DIE Gelegenheit, um Vettels Boliden doch noch rechtzeitig fertig zu bekommen. "Als die rote Flagge kam, sind alle [Mechaniker] wieder auf die andere Seite zu mir."
Start von weit hinten
Und es gelang. Für die auf der Uhr noch verbleibenden gut zwei Minuten konnte der Deutsche auf die Strecke fahren – mit mäßigem Erfolg. Am Ende sprang Platz 18 für den 34-Jährigen heraus (aufgrund der späteren Disqualifikation von Alexander Albon startet Vettel aber von Rang 17 aus). "Die ersten beiden Sektoren waren ganz okay. Im letzten Sektor wusste ich aber einfach nicht, wo das Limit ist. Da habe ich sehr viel Zeit verloren."
Und weiter: "Ich hatte dieses Wochenende ja fast keine Runden, auch selbstverschuldet durch meinen Unfall heute Vormittag. Man kennt zwar die Strecke und das hilft, aber der Rhythmus ist noch nicht da und der war auch in der einen Runde nicht da." Demnach gebe es noch "viel Luft" nach oben, vor allem "wenn man nicht weiß, wo das Limit ist."
Dem stimmte auch der Teamchef zu. "Ich glaube, wir hätten heute eine Chance gehabt, vor allem mit Sebastian, aber auch mit Lance, dass wir da ein bisschen weiter nach vorne kommen, dass wir es schaffen. Aber [die Unfälle] am Vormittag haben uns natürlich komplett zurückgeworfen", erklärte Mike Krack.
Vettel erneut bestraft
Dass Vettel die tolle Arbeit der Mechaniker nicht mit einem Einzug in den zweiten Qualifying-Abschnitt belohnen konnte, nahm ihm sein Boss derweil nicht übel. Demnach habe der Deutsche "sicher noch das Beste daraus gemacht. Selbst ein Fahrer wie Sebastian, der kann natürlich nicht einfach rausfahren und über das Limit gehen, wenn er nicht weiß, wo das Limit liegt."
Ein anderes Limit wiederum hat der Deutsche am Samstag klar überschritten. Im Qualifying fuhr Vettel mit 85,1 km/h durch die Boxengasse. Mehr als fünf km/h zu schnell, die FIA verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 600 Euro.
Zwei Unfälle von Stroll, ein Unfall und ein Motorschaden bei Vettel, zwei Strafen für Vettel, die Startplätze 17. und 20. für das Rennen – die Bilanz von Aston Martin an diesem Wochenende liest sich wie eine Liste des Schreckens.
Vettel ärgert sich über fehlende Belohnung
Negative Gedanken lässt Vettel deshalb aber noch lange nicht aufkommen. "Es war überhaupt ein Wunder, dass wir noch rausgekommen sind", erklärte er bei "Sky". "Alle in der Garage haben super zusammengearbeitet und es war ein super Beispiel für Teamwork, die Autos bereit zu kriegen."
Eine Belohnung gab es dafür dennoch nicht, was den 34-Jährigen schmerzt. Man "schläft ja nicht dahinten und macht nix", erläuterte er, "sondern im Gegenteil: Ich glaube, die Arbeit, die reingesteckt wird, ist sogar noch mehr als am anderen Ende des Feldes."
Demnach sei die Stimmung im Team trotz der aktuell schwierigen Situation dennoch "gut. Wir kriegen viel Schelte ab von außen, aber wir reden auch viel Klartext intern. Wir sind nicht, wo wir sein wollen. Da gibt es viele Fragen."
Mercedes hat die gleichen Probleme
Fragen, die sich auch Mercedes derzeit stellt. Die Silberpfeile haben aktuell mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Aston Martin. "Wir wissen, unser Auto hat mehr Potenzial, aber wir kriegen es nicht freigesetzt. Damit stehen wir aber nicht alleine da", konstatierte Vettel.
Für ihn und Teamkollege Stroll geht es beim Rennen am Sonntagmorgen vermutlich nicht um Punkte. Vielmehr geht es darum, Rennkilometer ohne Unfälle oder sonstige Probleme zu absolvieren und hilfreiche Daten für die kommenden Monate zu sammeln: "Am Sonntag fahren wir zum ersten Mal mehr als zwei, drei Runden. Ich bin gespannt und freue mich auf das Rennen, vor allem auf die Zeit im Auto."
Gänzlich abschreiben wollte der viermalige Weltmeister eine bessere Platzierung aber dennoch nicht. "Ergebnistechnisch können wir nicht den Riesensprung erwarten. Aber wer weiß, was am Sonntag passiert? Hier kann durchaus immer was passieren."
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