Premier League
FC Liverpool: Jürgen Klopp vor Duell mit Manchester City dünnhäutig und angezählt
- Aktualisiert: 15.10.2022
- 23:00 Uhr
- ran.de
Vor dem Duell mit Manchester City am Sonntag (ab 17:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) liegen beim FC Liverpool die Nerven blank. Trainer Jürgen Klopp stänkert gegen alles und jeden - doch die Gründe kennt in Liverpool scheinbar keiner.
München – Es gibt zwei unmissverständliche Indikatoren im Profi-Fußball für absolute Krisenstimmung. Erstens: Die Vereinsführung stellt sich demonstrativ hinter den Trainer. Häufig der Anfang vom Ende des selbigen.
Zweitens: Spieler, Trainer, Verantwortliche verfallen in extreme Dünnhäutigkeit. Selbst berechtigte Kritik kann einen Vulkanausbruch auslösen. Letzteres trifft derzeit auf den FC Liverpool zu. Speziell auf Trainer Jürgen Klopp.
Als der 55-Jährige erfuhr, dass Ex-Liverpool-Verteidiger und "Sky"-Experte Dietmar Hamann den "Reds" einen fehlenden "Funken" attestiert hatte, schlug "Kloppo" verbal um sich. "Oh toll, er ist eine fantastische Quelle. Überall hoch angesehen." Der sarkastische Unterton war kaum zu überhören.
Hamann habe kein Recht so etwas zu sagen, vor allem wenn er keine Ahnung habe. Den fragenden Journalisten raunzte Klopp an: "Didi Hamann hat es nicht verdient, dass du seine Worte benutzt, um mir eine Frage zu stellen." Ein Paradebeispiel, wie ein Funke sprichwörtlich ein Feuer entfacht.
Jürgen Klopp zofft sich mit Dietmar Hamann
Dass Klopp Rot sieht, ist in der aktuellen Situation durchaus nachvollziehbar. Mit nur zwei Siegen in acht Ligaspielen dümpeln die "Reds" auf Rang zehn der Premier League herum. 14 Zähler hinter Spitzenreiter FC Arsenal, der Rückstand auf einen Champions-League-Platz beträgt auch bereits sechs Punkte.
"Unsere Situation ist nun ganz offensichtlich ziemlich schwierig", räumte Klopp nach dem 2:3 gegen die "Gunners" am vergangenen Spieltag ein und empfahl - ein wenig desillusioniert - die Vogel-Strauß-Taktik. "Wir sollten nicht auf die Tabelle schauen. Wir wissen ohnehin, dass wir nicht oben stehen." Auf's Butterbrot geschmiert bekommen möchte er die Krise trotzdem nicht.
Denn auch Klopp kennt die Mechanismen im Profi-Fußball. Bei anhaltender Erfolglosigkeit wackelt früher oder später auch der Stuhl des besten Trainers. "Wenn das Spiel und die Ergebnisse nicht besser werden, kommt diese Diskussion. Das ist ja klar. Egal, was du die letzten vier oder fünf Jahre gemacht hast", legte Hamann unter der Woche bei "Sky" nach.
Virgil van Dijk: Keine Gründe für die Krise
Derzeit gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass Klopp um seinen Job bangen müsste. Nach sieben Jahren an der Merseyside, dem langersehnten Gewinn der Meisterschaft 2020 sowie dem Triumph in der Champions League 2019 ist Klopp für die Fans ein Heiliger. Der schlechteste Saisonstart der "Reds" seit zehn Jahren wird ihm bislang verziehen.
Die Gründe für die aktuelle Durststrecke einer der erfolgreichsten Mannschaften der vergangenen Jahre gibt jedoch allen Rätsel auf. "Es ist schwierig, eine Ursache zu finden. Es könnten viele Dinge sein. Aber ich habe keine genau Idee, warum es nicht läuft", gestand Abwehr-Chef Virgil van Dijk bei "Sky" beinahe hilflos.
Der Niederländer ist in dieser Saison - wie viele seiner Teamkollegen - nur noch ein Schatten seiner selbst. Allein in den letzten beiden Ligaspielen kassierte Liverpool sechs Gegentreffer. Indiskutabel für "Mr. Clean-Sheet".
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Mohamed Salah mit Ladehemmung
Dabei hatte Liverpool noch in der Vorsaison bis zum Ende im Kampf um die Meisterschaft mitgemischt. Im Sommer noch gewann die Klopp-Truppe das prestigeträchtige Community Shield – den englischen Supercup – mit 3:1 gegen Manchester City. Seitdem ging es abwärts.
Der Abgang von Sadio Mane traf Liverpool härter als erwartet. Mohamed Salah, Torschützenkönig der Vorsaison, ist jetzt meistens Chancentod. Zu allem Elend schlugen die Neuzugänge nicht so ein wie erhofft.
Jürgen Klopp schwärmt von Haaland
Ausgerechnet in dieser Phase geht es am Sonntag (ab 17:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) gegen Manchester City - und Erling Haaland. Der Superstürmer schießt seit seinem Wechsel auf die Insel alles kurz und klein. 15 Tore sind es nach nur neun Spielen allein in der Premier League.
"Ist das der perfekte Gegner, um sein Selbstvertrauen wiederzuerlangen? Wahrscheinlich nicht", orakelte Klopp schon vor einer Woche. Haaland sei der aktuell beste Stürmer der Welt.
"Physisch setzt er neue Maßstäbe, die Kombination aus Körperlichkeit, Technik und sensationeller Aufmerksamkeit, seine Orientierung auf dem Platz ist außergewöhnlich." Ziel sei es, dass Haaland nicht so viele Bälle bekomme.
Jürgen Klopp stänkert gegen Citys Transferpolitik
Lob für den Gegner ist nichts Neues bei Klopp. Schon im vergangenen Jahr hatte er Pep Guardiola als "besten Trainer der Welt" geadelt. Doch diesmal kam die Bewunderung für City nicht ohne Seitenhieb aus.
Auf die Frage eines Journalisten, was Liverpool tun könne, um mit den "Skyblues" mitzuhalten, entgegnete Klopp: "Du wirst die Antwort nicht mögen. Keiner kann mit City mithalten. Sie haben das beste Team der Welt und verpflichten dann auch noch den besten Stürmer auf dem Markt. Egal, wie viel er kostet, du machst es einfach." Liverpool habe diese Möglichkeiten nicht.
Angesichts der Verpflichtungen von Darwin Nunez für 75 Millionen Euro und Luis Diaz für 50 Millionen allein im Jahr 2022 – ein wenig Kritik aus dem Glashaus und ein klassisches Beispiel für eine etwas verzerrte Wahrnehmung. Ein weiteres Zeichen der Krise. Schwamm drüber.
Hoffnungsschimmer Champions League
Schwerer als die auf hohem Niveau begrenzten Finanzen wiegen bei Liverpool derzeit auch eher verletzungsbedingte Ausfälle. Trent-Alexander Arnold, Luis Diaz und eventuell auch Ibrahima Konate werden schmerzlich vermisst.
Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. In der Königsklasse fertigten die "Reds" am Mittwoch die Glasgow Rangers mit 7:1 ab. Der in dieser Saison eher glücklose Salah schnürte binnen fünf Minuten einen Hattrick.
Vielleicht die Initialzündung zum richtigen Zeitpunkt. Notwendig wäre es, damit das Fell auch bei Trainer Klopp wieder etwas dicker wird.
Carolin Blüchel
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