Radsport
Ex-Radstar Jan Ullrich will in Amazon-Doku "auspacken"
- Aktualisiert: 13.09.2022
- 15:11 Uhr
- ran.de
Einst war Jan Ullrich ein gefeierter Radstar, gewinnt als erster Deutscher die Tour de France. Später ist aufgrund von Doping-Vorwürfen sein guter Ruf ebenso ruiniert, wie viele seiner sportlichen Erfolge verloren. Nun möchte der 48-Jährige in einer Amazon-Doku angeblich "auspacken".
München - Der bislang einzige deutsche Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich will in einer Amazon-Doku-Serie "auspacken - umfassend, ehrlich und exklusiv". Das kündigte der Streamingdienst in einer Mitteilung offiziell an.
In vier Episoden soll auf die Karriere des einst gefeierten deutschen Radhelden zurückgeblickt werden. Ebenso auf seine Erfolge und auf den späteren Absturz des einstigen Vorzeigeprofis.
"In letzter Zeit ist sehr viel über mich berichtet worden, Positives und Negatives. Jetzt ist es Zeit, dass ich mal meine Geschichte erzähle, die ganze Geschichte, wie ich vom Jäger zum Gejagten wurde. Ich möchte euch gerne mitnehmen auf eine Reise durch mein Leben. Mit allen Turbulenzen, Rückschlägen und Herausforderungen", wird Ullrich in der Mitteilung zitiert.
Bislang lehnte der gebürtige Rostocker, der vor gut zehn Jahren vom Internationalen Sportgerichtshof Cas wegen Dopings schuldig gesprochen wurde, ein umfangreiches Doping-Geständnis ab.
Der Absturz eines Nationalhelden
Vor 25 Jahren gewann Jan Ullrich als bislang einziger Deutscher das wichtigste Radrennen der Welt. 2006 fand die Karriere des mehrfachen Weltmeisters dann ein abruptes Ende, nachdem er mit dem Dopingarzt Eufemanio Fuentes in Verbindung gebracht wurde. Sein Team suspendierte ihn unmittelbar vor dem Start der Tour de France im selben Jahr.
Einst wurden 58 Beschuldigte namentlich genannt, darunter auch Jan Ullrich. Dieser leugnete die Doping-Vorwürfe so lange, bis das Bundeskriminalamt mittels eines DNA-Vergleichs bewies, dass mehrere bei Fuentes sichergestellte Blutbeutel das Blut von Ullrich enthielten.
Zwei Dutzend Mal soll Ullrich zwischen 2003 und 2006 bei Fuentes gewesen sein und laut "SZ"-Informationen bis zu 120.000 Euro bezahlt haben, um sich mit Eigenblut zu dopen. Die Bonner Staatsanwaltschaft sah es als "hinreichend belegt, dass Herr Ullrich Dopingmethoden angewandt hat".
2013 gab Ullrich erstmals zu, gedopt zu haben. Allerdings nur mit Eigenblut. Als Betrüger sah er sich dennoch nicht, denn er habe nichts genommen, "was die anderen nicht auch genommen haben. Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so".
Dagegen steht die Aussage des einstigen Telekom-Masseurs Jef D'hont, der schon 2007 sagte: "Jan hat Epo genommen und auch Wachstumshormone - 100 Prozent sicher."
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Skandale auch nach der sportlichen Karriere
Ob Ullrich in der Amazon-Doku tatsächlich erstmals umfänglich die Einnahme unerlaubter Substanzen zugibt, ist ebenso noch nicht bekannt, wie der Erscheinungstermin der Serie.
Ebenso wenig, ob sich Ullrich zu den anderen Skandalen nach seiner Rad-Karriere äußert. Unter anderem verursachte er 2014 unter Alkoholeinfluss einen Autounfall, bei dem zwei Personen verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Einsichtig zeigte sich Ullrich auch nach diesem Vorfall nicht. Es tue ihm zwar furchtbar leid, was passiert ist, betonte aber: "Mein Gott, das kann jedem mal passieren."
2018 erreichte Ullrich einen weiteren Tiefpunkt. Zunächst wurde der einstige Leistungssportler auf Mallorca festgenommen, nachdem er auf dem Grundstück des Schauspielers Til Schweiger randalierte und einen Unbekannten schlug. Neben Alkoholismus litt Ullrich offenbar auch an einer Drogensucht.
Nachdem er sich wenig später in Deutschland in Therapie begeben wollte, würgte er in Frankfurt eine Escort-Dame, bis dieser schwarz vor Augen wurde. Sie ergriff die Flucht und rief die Polizei. Am Tag darauf kam Ullrich in U-Haft und wurde anschließend gar in eine Psychiatrie eingewiesen, in der er nach einer Nacht schon wieder entlassen wurde.
In Ullrichs Zimmer wurden damals mehrere Flaschen Whiskey sowie Drogen sichergestellt. Anschließend begab er sich in eine Entzugsklinik in die USA.
Seitdem wurde es ruhiger um den Olympiasieger von 2000. Bereits im Juni veröffentliche die ARD die Dokumentationsreihe "Being Jan Ullrich". In dieser kam Ullrich – anders als demnächst bei Amazon – selbst allerdings nicht zu Wort.
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