Gewinner und Verlierer der Trade-Deadline 2020: Von Williamson bis Rodgers
Die Gewinner und Verlierer der Trade-Deadline 2020
Bis Dienstag, 22 Uhr deutscher Zeit, konnten sich die NFL-Teams per Trade noch einmal für die entscheidende Phase der Saison verstärken. Die "Trade-Deadline" wird jedes Jahr mit Spannung erwartet und hat in der Vergangenheit schon für die eine oder andere Überraschung gesorgt. Auch in diesem Jahr waren wieder zahlreiche Teams aktiv und haben mal mehr, mal weniger gute Trades abgeschlossen (eine Übersicht findet ihr hier). ran.de wirft einen Blick auf die Gewinner und Verlierer der diesjährigen Trade-Deadline.
Gewinner: Avery Williamson (Pittsburgh Steelers)
In diesem Jahr gab wohl keinen größeren Gewinner als Linebacker Avery Williamson. Der 28-Jährige wurde von den sieglosen New York Jets (0-8) zu den noch ungeschlagenen Pittsburgh Steelers (7-0) getradet und hat plötzlich sehr gute Chancen, an den Playoffs teilzunehmen. Auch die Steelers dürften mit ihrem neuen Spieler zufrieden sein, da sie mit Williamson den verletzungsbedingten Ausfall von Devin Bush kompensieren können. Im Austausch für einen Fünftrundenpick im Draft 2022 erhielten die Steelers zudem noch einen zusätzlichen Siebtrundenpick.
Gewinner: Seattle Seahawks
Die vielleicht größte Schwäche der Seahawks-Defense ist der Pass Rush, der nach dem frühzeitigen Ausfall von Bruce Irvin kaum Druck auf den gegnerischen Quarterback ausüben konnte. Wenige Tage vor der Deadline tauschte Seattle daher Offensive Lineman B.J. Finney und einen Siebtrundenpick für das Jahr 2021 gegen Bengals-Defensive-End Carlos Dunlap. Der zweimalige Pro Bowler, der zuletzt mehrfach seine Unzufriedenheit in Cincinnati geäußert hatte, kommt in seiner elfjährigen Karriere auf 82,5 Sacks und ist eine gute Verstärkung für die Seattle.
Gewinner: Tennessee Titans
Auch die Tennessee Titans konnten wenigen Tage vor der Deadline noch ihre Defense verstärken. Im Austausch für einen Sechstrundenpick (2021) wechselte Cornerback Desmond King von den Los Angeles Chargers nach Nashville. King wurde in der Saison 2018 zum All Pro ernannt und war durch die Verpflichtung von Chris Harris ins Hintertreffen geraten. Bei den Titans bekommt er nun die Chance, wieder in die Stammformation aufzurücken, während Tennessee eine dringende Verstärkung für den Kampf um die Playoffs erhält.
Gewinner: Isaiah Ford (New England Patriots)
Isaiah Ford war Teil eines eher ungewöhnlichen Trades, so wechselte er von einem AFC-East-Team zum direkten Rivalen: Die New England Patriots verpflichteten den flinken Receiver für einen Sechstrundenpick (2022) aus Miami. In Foxborough soll Ford nach der Verletzung von Julian Edelman die Position des Slot-Receivers ausfüllen, bei den Dolphins gelangen ihm dieses Jahr so immerhin 184 Receiving Yards. Da die Patriots auch sonst ohne einen echten Top-Receiver auskommen müssen, könnte Ford nun auf sich aufmerksam machen und ein wichtiger Passempfänger für Cam Newton werden.
Gewinner: Baltimore Ravens
Die Ravens sicherten sich im Austausch für zwei Draftpicks die Dienste von Pass Rusher Yannick Ngakoue, der selbst erst wenige Wochen vorher zu den Minnesota Vikings getradet worden war. Baltimore verstärkt damit eine ohnehin schon starke Defense, die zu den besten in der NFL zählt. Bereits am 8. Spieltag feierte Ngakoue sein Debüt für die Ravens, blieb im Topspiel gegen die Pittsburgh Steelers allerdings ohne einen Sack. Seine Verpflichtung sieht dennoch vielversprechend aus.
Verlierer: New England Patriots
Dem sechsmalige Super-Bowl-Gewinner fehlt weiterhin eine klare Richtung. Setzen Bill Belichick und sein Team alles daran, noch irgendwie in die Playoffs zu preschen oder schenken sie das Jahr zugunsten eines Rebuilds ab. Eine klare Antwort gab es am Dienstag nicht. Ein Ausverkauf der Stars blieb aus, auch für den heißgehandelten Trade-Kandidaten Stephon Gilmore wurde kein Abnehmer gefunden. In der Offensive konnte man sich immerhin mit Isaiah Ford verstärken, allerdings spekulierte man in New England auch mit einem gestandenen Star-Receiver wie beispielsweise A.J. Green. Für die Patriots war es ein Tag zum Vergessen.
Verlierer: Will Fuller (Houston Texans)
Wochenlang schien ein Trade für Will Fuller beschlossene Sache zu sein, am Ende der Deadline blieb der Receiver dann doch bei den Houston Texans. Ähnlich wie die Patriots wurde bei den Texans über einen Großverkauf spekuliert, besonders das Receiver-Korps sollte ausgedünnt werden. Selbst Fuller, der am Deadline-Tag seine Ungeduld auf Twitter äußerte, schien fest mit einem Wechsel zu rechnen. Der Vertrag des Erstrundenpicks aus dem Jahr 2016 läuft nach dieser Saison aus, sodass er im Frühjahr wahrscheinlich als Free Agent ein neues Team für sich aussuchen kann.
Verlierer: Aaron Rodgers (Green Bay Packers)
Zu den Favoriten für eine mögliche Verpflichtung Fullers zählten lange Zeit die Green Bay Packers, die sich nach "ESPN"-Informationen mit den Texans aber nicht einig wurden. Neben Davante Adams fehlen Quarterback Aaron Rodgers gute und konstante Anspielstationen - eine Rolle, die Fuller sicher hätte einnehmen können. Nach dem Draft verpasste die Franchise es erneut, ihrem Star-Spielmacher eine neue Waffe zur Seite zu stellen, sodass Rodgers wohl oder übel erstmal so durch die restliche Saison kommen muss.
Verlierer: Dwayne Haskins (Washington Football Team)
Trotz der bisherigen Bilanz von 2-5 hielt sich das Washington Football Team während der Trade-Deadline zurück. Somit steht fest, dass Dwayne Haskins weiterhin in der US-Hauptstadt bleibt und sich seinen Platz auf dem Feld wieder erkämpfen muss. Der Erstrundenpick aus dem Jahr 2019 galt nach seiner Degradierung zum Backup-Quarterback als heißer Kandidat für einen Trade und hätte in einem neuen Team endlich sein Talent unter Beweis stellen können. Nachdem ein Wechsel ausblieb, wird sich der 23-Jährige erstmal wieder hinter Kyle Allen und Alex Smith anstellen müssen.
Verlierer: Die NFL-Fans
Gerade aus Sicht der Fans war die diesjährige Trade-Deadline ein doch sehr unspektakulär. Obwohl einige Stars von ihren Teams ins Schaufenster gestellt wurden, blieb ein großer "Blockbuster-Trade" aus. Der sonst so lebhafte Abschlusstag war an Langeweile kaum zu überbieten, insgesamt wurden nur zwei unspektakuläre Trades abgeschlossen. Obwohl einige Teams dringend auf Verstärkungen angewiesen waren, hielten sich die meisten vollkommen zurück und sorgten so für wenig Verständnis bei ihren Anhängern.