So geht es weiter
Antonio Brown: Fragen und Antworten zur Saga
- Aktualisiert: 08.09.2019
- 12:42 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
In den letzten Tagen ist in der Saga um Antonio Brown eine Menge passiert, der Wide Receivcer spielt jetzt für die New England Patriots. ran.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
München - Antonio Brown konnte es nicht lassen. Einen musste er noch raushauen. Einer wie er hat immer das letzte Wort.
Deshalb gab es von ihm nach seiner Entlassung bei den Oakland Raiders noch ein Video, das er auf YouTube veröffentlichte. Der kurze Clip zeigt ihn bei seinem Jubellauf durch Haus und Garten, nachdem er die Nachricht erhalten hat, dass seine Zeit bei den Raiders nach wenigen Monaten wieder beendet ist.
Immer wieder schreit er "Frei", ruft am Ende auch seine Großmutter an, um ihr die Nachricht mitzuteilen: "Sie haben mich freigelassen."
Eine weitere, kleine Episode einer jetzt schon legendären Saga, die in der Offseason begann, ehe sich in den vergangenen Tagen die Ereignisse überschlugen.
ran.de beantwortet deshalb nochmal alle wichtigen Fragen zur Brown-Saga.
Warum ist Brown bei den Raiders rausgeflogen?
Aus Platzgründen in gebotener Kürze: Frostbite, die Trainingsabstinenz und der Helmstreit überschatteten die Offseason. Am Mittwoch folgte der auf Instagram veröffentlichte Strafen-Brief von General Manager Mike Mayock , der Ausraster beim Training und Fast-Prügelei mit dem GM am Donnerstag.
Dann am Freitag die Brown-Entschuldigung, die Aussicht auf Einsatz in Week 1, doch das aufgezeichnete Telefon mit Head Coach Jon Gruden als Video auf YouTube war der Todesstoß, gefolgt von einer Geldstrafe über 215.000 Dollar und dem Verlust seines Anspruchs auf die garantierten 29 Millionen. Seiner Forderung nach einem Rausschmiss kamen die Raiders schließlich nach. In unserer Chronik gibt es auch eine ausführliche Version.
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Was verdient Brown bei den Patriots?
Der Star-Receiver unterschrieb einen Einjahresvertrag und kann bis zu 15 Millionen Dollar verdienen.
Zehn Millionen sind dabei garantiert, fünf Millionen möglich durch nicht näher genannte Prämien. Brown erhält zudem einen Signing Bonus in Höhe von neun Millionen Dollar.
Warum haben die Patriots ihn geholt?
Der triftigste Grund: Weil sie ihn sportlich generell gut gebrauchen können, auch wenn der Depth Chart der Patriots bei den Wide Receivern gut bestückt ist.
Neben Super-Bowl-MVP Julian Edelman haben die Patriots Josh Gordon, Demaryius Thomas, Phillip Dorsett und die Undrafted Rookies Jakobi Meyers und Gunner Olszewski im Kader, dazu die verletzten Cameron Meredith und N'Keal Harry. Viel Potenzial, aber auch Fragezeichen, was Gesundheit (zum Beispiel Thomas) und Verfassung (Gordon) betrifft.
Ja, Brown ist bereits 31 Jahre alt, kam aber in den vergangenen sechs Jahren bei den Steelers stets über 100 Receptions und über 1000 Yards. 2018 schaffte er 1297 Yards und 15 Touchdowns. Topwerte.
Hinzu kommt ein überschaubares Risiko angesichts des finanziell überschaubaren Vertrags, der auch nur auf ein Jahr begrenzt ist.
Warum ging das mit den Patriots so schnell?
Ein rein "technischer" Grund dürfte Browns Agent Drew Rosenhaus sein. Er kennt Belichick gut, durch zahlreiche Patriots-Spieler, die er über die Jahre unter Vertrag hatte, darunter zum Beispiel auch Rob Gronkowski. Der Draht ist also ein kurzer.
Klar ist: Hat man Brown im Griff, ist er sportlich ein Gewinn, eine echte Verstärkung. Rosenhaus erklärte, es habe einige Angebote gegeben. Man sieht: Trotz aller Verfehlungen ist das Interesse groß. Schnelligkeit war gefragt.
Es gibt aber auch noch eine andere Theorie, die fleißig diskutiert wird: Dass Brown seinen Abgang provoziert hat, weil er von Anfang an zu den Patriots wollte. Da von Anfang an ebenso klar war, dass die Steelers ihn nie zu den Pats getradet hätten, musste Brown also irgendwo hin, um über diesen Umweg zum Super-Bowl-Sieger zu gelangen.
Wilde Gerüchte? Ja, und auch nicht nachweisbar. Komplett unlogisch allerdings auch nicht. Und nach dem Trara auch nicht mehr unvorstellbar.
Patriots und Brown: Passt das überhaupt?
Nunja, auf den ersten Blick erscheint es unmöglich, dass Brown und die Pats-Philosophien beziehungsweise -Prinzipien wie "Team First" oder "Do your Job" kompatibel sind.
Sein Agent Drew Rosenhaus versucht, den Fokus von den letzten Wochen wegzubekommen. "Was die Leute bedenken sollten: Acht Jahre lang war er einer der besten Spieler der Liga - auf und neben dem Platz. Ich möchte nur nicht, dass die Leute das vergessen."
Rosenhaus hat die Philosophie, den "Patriots Way", mit Brown besprochen. "Er ist bereit, dorthin zu gehen, sich einzufügen, hart zu arbeiten, wie jeder andere Spieler im Team zu sein, das zu tun, was von ihm verlangt wird, seinen Job zu erledigen. Er fühlt sich geehrt durch die Gelegenheit und freut sich darauf, davon zu profitieren."
Die Sorge, dass Brown auch bei den Patriots den "Locker-Room-Cancer" gibt und das Team spaltet, wird die Franchise mit Verweis auf Trainer-Legende Bill Belichick wegwischen. Dass vor allem Belichick einer ist, der das Beste aus Brown herausholen kann, dürfte als nahezu sicher gelten.
Was passiert mit dem garantierten Geld aus dem Raiders-Vertrag?
Das ist unklar. Der Streit eskalierte am Ende auch, weil durch die 215.000-Dollar-Strafe für sein schädliches Verhalten gegenüber dem Team auch sein Anspruch auf die garantierten 29 Millionen Dollar erlosch. Der gesamte Vertrag, den Brown in Oakland unterschrieben hatte, war rund 50 Millionen Dollar wert.
Alles andere als Browns Versuch, zumindest das garantierte Geld zu retten, wäre nach den vergangenen Wochen und Monaten und angesichts seiner Expertise mit Klagen und Gerichtsverfahren eine echte Überraschung.
Was sagen die Verantwortlichen?
Jon Gruden kann man im Grunde keinen Vorwurf machen, er hat wirklich alles probiert, war geduldig mit der launischen Diva, die eigentlich die Raiders auf ein neues Level heben sollte. Sportlich, nicht in Sachen Entertainment.
"Wir haben einfach alles versucht", sagte Gruden, der sich immer hinter seinen exzentrischen Superstar stellte. "Wir haben alles versucht, damit es funktioniert. Es tut mir leid, dass es nicht so war. Ich entschuldige mich, aber ich bin sehr stolz darauf, was wir als Organisation versucht haben."
Gruden, der Brown "die am meisten missverstandene" Person nannte, die er getroffen habe, sagte: "Er ist ein guter Kerl. Er wird von vielen Menschen missverstanden. Er ist ein großartiger Spieler und ich hoffe, er bekommt, wonach er sucht."
Quarterback Derek Carr wollte eigentlich gar nichts mehr sagen, sein Bruder verriet aber, dass er erleichtert sein soll, auch wenn er grundsätzlich enttäuscht über den Abgang ist. Das zeigt: Der AB-Wahnsinn war auch für das Team extrem belastend.
In Foxboro freut man sich dafür auf den Neuen. Was Receiver-Kollege Edelman mit einem witzigen Tweet unterstrich, in dem er "America's Worst Nightmare Tour" ankündigte. Und zwar als Longsleeve, den man auf seiner Homepage für schicke 35 Dollar kaufen kann.
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Darf er schon in Week 1 spielen?
Es wäre die Sahne auf dem Kuchen gewesen, denn die Patriots spielen am Sonntag gegen Browns Ex-Team Pittsburgh Steelers. Nochmal großes Kino, leider nur ohne den Hauptdarsteller.
Denn: Brown stand am Samstag bis 22 Uhr deutscher Zeit nicht im Kader der Patriots. Heißt: Er ist erst ab Week 2 spielberechtigt.
Dann geht die Saga weiter. Hoffentlich dann endlich auch auf dem Platz.
Andreas Reiners
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