Flacco in der Pflicht: Alte Ravens brauchen den Erfolg - jetzt!

München/Owings Mills - 50 Tage vor Saisonauftakt startet mit den Baltimore Ravens das erste NFL-Team in die Vorbereitung.

Und auf den Klub aus Maryland wartet eine Make-it-or-break-it-Saison. Ob für Quarterback Joe Flacco, Head Coach John Harbaugh oder den scheidenden General Manager Ozzie Newsome - für sie alle geht es um ihre Zukunft.

Das Scheitern am letzten Spieltag in der vergangenen Saison ist noch in den Köpfen, als ein später Touchdown der Cincinnati Bengals die Buffalo Bills in die Wildcard Playoffs schickte. Und die Ravens in den frühzeitigen Urlaub.

Jedes Jahr aufs Neue beweisen

Baltimores Oldies müssen sich daher beweisen. Dies gilt insbesondere für Quarterback Flacco. Nicht nur, dass der 33 Jahre alte Passgeber seinem Drei-Jahres-Vertrag über 66 Millionen Dollar gerecht werden muss, er erhält auch noch Konkurrenz von Rookie Lamar Jackson, den die Ravens in der ersten Runde drafteten.

"Sie haben ihn ganz deutlich heraugefordert", weiß auch Eric Weddle, der sich mit ebenfalls 33 Jahren im selben Boot sieht wie Flacco.

"Für uns älteren Spieler ist jedes Jahr ein Jahr, in dem wir uns beweisen müssen. Wenn wir anders denken würden, würden wir uns nur selbst belügen. Ich muss beweisen, dass ich immer noch Starter in der Liga sein kann, dass ich mithalten kann, dass ich in diesem Team sein darf. Das gilt für alle von uns. Wenn ich nicht so denken würde, wäre ich schon längst weg."

Zusammenspiel mit Hurst braucht etwas Zeit

Flacco spürt den Druck, dem er sich durch die Verpflichtung von Jackson ausgesetzt sieht. Auch deshalb kam er in der Offseason mit seinen Receivern und Tight Ends zusammen. "Wir haben schon ein paar Tage zusammengearbeitet", verrät Rookie-Tight-End Hayden Hurst. "Es hat ein paar Trainingseinheiten gebraucht, bevor ich wusste, wo er mich haben will."

Der Erstrunden-Pick ist einer von Flaccos neuen Waffen. Hurst soll die Lücke füllen, die Dennis Pitta vergangene Saison mit seinem Rücktritt hinterließ. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass er mir vertraut und von mir einige Plays erwartet", führt der Rookie aus. "Und das werde ich für ihn umsetzen."

Mit Hurst und Drittrunden-Pick Mark Andrews hat Flacco eine Zwei-Tight-End-Option, die zahlreiche Teams immer wieder in der Offense einsetzen, die den Ravens aber aufgrund des Spielerpools nicht zur Verfügung stand.

Snead lobt Flaccos Einsatz

Zudem erwartet den Quarterback mit den Neuzugängen Michael Crabtree aus Oakland, John Brown aus Arizona und Willie Snead aus New Orleans ein völlig neues Receiver-Corps. Und ein so gutes, wie er es seit Jahren, seit dem Super-Bowl-Sieg 2013, wohl nicht mehr hatte.

"Joe ist neuen Ideen sehr offen gegenüber. Er nimmt sie an und bringt sehr viel Energie rein", beschreibt Snead seine Eindrücke. "Es ist großartig für uns Wide Receiver, wenn dein Quarterback darauf eingeht und gleichzeitig seine Ideen an dich weitergibt. Das bringt uns zusammen, das schweißt uns zusammen."

Jackson ist Baltimores Zukunft

Jackson muss sich zunächst hinter Flacco anstellen, soll dem etablierten Passgeber aber Dampf machen. "Die Verpflichtungen von Lamar und auch RGIII haben ein Feuer in Joe entfacht", bemerkt Weddle. "Das spürst du, das siehst du. Er arbeitet unheimlich hart an sich."

Aber Coach Harbaugh denkt auch weiter, lässt Spielzüge mit Flacco und Jackson auf dem Feld ausprobieren - und auch mit Jackson allein. Klar ist in Baltimore: Jackson ist die Zukunft der Ravens. Er soll aufgebaut werden.

Dennoch soll die Gegenwart das Geschehen bestimmen. "Wir werden jede Menge Spaß haben", sagt Flacco, hält sich sonst aber sehr bedeckt.

Heiß auf Training und Saison

Spaß verspricht sich auch Safety Tony Jefferson. Gemeinsam mit Weddle und den Cornerbacks Marlon Humphrey und Jimmy Smith wird er aller Voraussicht nach die Starting Secondary bilden. Und in der Hinterhand hat Harbaugh auch noch Routinier Brandon Carr, der vergangene Spielzeit - in seiner ersten für die Ravens - mit vier Interceptions einen persönlichen Bestwert eingestellt hatte.

"Wir haben so viel Talent in diesem Team. Jeder ist aufgewühlt, wegen der Möglichkeiten, die uns offenstehen", sagt Jefferson, der vor dem Start des Training Camps geheiratet hat.

"Jeder kam hier mit einem Lächeln an. Wir sind heiß auf das Training hier und die kommende Saison", führt er aus - und verspricht der Fanbase große Taten. "Mit diesem Team können wir alles erreichen."

Rainer Nachtwey

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