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Indianapolis Colts: Findet das Team endlich seinen Franchise Quarterback?
- Aktualisiert: 16.03.2023
- 17:34 Uhr
- ran.de
Der Verschleiß an Quarterbacks ist bei den Indianapolis Colts seit Jahren immens. Schnappt sich die Franchise beim anstehenden NFL Draft endlich den Spielmacher, der über Jahre Beständigkeit und Erfolg bringt?
Es ist der Traum eines jeden NFL-Fans: Ein Quarterback der über Jahre, im besten Fall sogar über Jahrzehnte, eine Franchise prägt. Tom Brady tat dies fast 20 Jahre lang bei den New England Patriots, Aaron Rodgers 15 Jahre bei den Green Bay Packers.
Bei den Indianapolis Colts gab es über lange Zeit hinweg auch einen Franchise Quarterback. Von 1998 bis 2010 stand Peyton Manning als Spielmacher auf dem Feld. Seitdem ist viel passiert, erfolgreich war dabei aber kaum etwas. Die Suche nach einem dauerhaften Signal Caller ist geprägt von Frust, Pech, Verletzungen und Fehlentscheidungen – und sie geht 2023 in eine neue Runde.
Eigentlich schien nach dem Abgang von Manning alles gut. In Andrew Luck holte das Team im Draft 2012 mit dem Nummer-1-Pick den etatmäßigen Nachfolger. Drei Pro Bowls in den ersten drei Jahren verhießen großartige Zeiten, doch es kam anders.
Eine Verletzung nach der anderen machte ihm zu schaffen. Nachdem Luck die Saison 2017 komplett verpasste, wurde er ein Jahr später sogar zum Comeback Player of the Year gewählt. Doch die Geschehnisse hinterließen Spuren.
Luck beendete überraschend seine Karriere
Die unzähligen Reha-Phasen hatten Luck die Lust am Football geraubt, im August 2019 verkündete er völlig überraschend im Alter von nur 29 Jahren sein Karriereende.
Seitdem ist man in Indy auf der Suche.
Zunächst versuchte das Team es mit Jacoby Brissett. Der Signal Caller spielte bereits die Saison 2017 zu Ende, war ein Jahr später der Backup von Luck und startete 2019 ganze 15 Spiele. Auch sein Backup Brian Hoyer kam in zwei Spielen zum Einsatz, ohne Erfolge zu feiern.
2020 entschied man sich bei den Colts für einen erfahrenen Quarterback. Philip Rivers kam nach unzähligen Jahren bei den San Diego respektive Los Angeles Chargers – und schaffte mit dem Team sogar die Playoffs. Doch auch er beendete dann - im Alter von 39 Jahren - seine Karriere.
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Desaster unter Wentz und Ryan
2021 mussten sich die Colts-Fans an den nächsten Spielmacher in blau und weiß gewöhnen. Carson Wentz wurde zum Schützling von Head Coach Frank Reich, beide kannten sich noch aus gemeinsamen Eagles-Zeiten. Doch auch dieses Intermezzo mutierte zum Flop. Zwar beendete das Team die Saison mit einer positiven 9-8-Bilanz, ein Desaster in Woche 17 gegen die bereits aus dem Playoff-Rennen ausgeschiedenen Jacksonville Jaguars verhinderte aber den scheinbar sicheren Sprung in die Postseason.
Und auch in der vergangenen Saison wurde es nicht besser. Nachdem Wentz zu den Washington Commanders getradet wurde, holte die Franchise Matt Ryan von den Atlanta Falcons. Doch der Routinier erwies sich als Turnover-Garant, zeigte teilweise desolate Vorstellungen und wurde erstmals in seiner Karriere auf die Bank verbannt.
Auch seine Backups Sam Ehlinger und Nick Foles, die beide jeweils als Starter zum Einsatz kamen, schienen nicht die passende Lösung zu sein.
In den vergangenen vier Spielzeiten standen in Indianapolis sieben verschiedene Starting Quarterbacks auf dem Feld. Eine Fluktuation, mit der nun endgültig Schluss sein soll.
Steichen neuer Head Coach
Mit dem neuen Head Coach Shane Steichen – der 37-Jährige erreichte als Offensive Coordinator mit den Philadelphia Eagles in der abgelaufenen Saison den Super Bowl – und einem neuen Spielmacher sollen Konstanz und Erfolg zurückkommen.
Finden will die Franchise den neuen Quarterback beim Scouting Combine, der aktuell passenderweise in Indianapolis stattfindet. Im NFL Draft hat das Team den vierten Pick. Sollten die Chicago Bears ihren Nummer-1-Pick abgeben, gilt Indy als heißer Kandidat für einen möglichen Trade. Dann könnte man an Position eins den Signal Caller aussuchen, den man für am geeignetsten hält, der nächste Franchise Quarterback zu werden.
Aber wer ist der richtige? Mit Bryce Young, CJ Stroud, Anthony Richardson und Will Levis gibt es gleich vier Rookies, die hoch gehandelt werden. Eine weitere Fehlentscheidung muss in Anbetracht der vergangenen Jahre unter allen Umständen vermieden werden. Großer Druck, der vor allem auf General Manager Chris Ballard lastet.
Druck lastet auf GM Ballard
"Wir wissen, wo wir im Draft stehen, und wir wissen, wie wichtig diese Position ist", erklärte er am Rande des Combine: "Einen Quarterback zu bekommen, mit dem man tatsächlich gewinnen kann, und dabei richtig zu liegen, ist das Wichtigste."
Geht es nach dem neuen Cheftrainer, dann ist klar, welches die wichtigsten Eigenschaften sein sollten. "Ich denke, dass Genauigkeit, die Entscheidungsfindung und die Fähigkeit, offensive Spielzüge zu kreieren, die wichtigsten drei Dinge sind, auf die ich bei einem Quarterback achte", so Steichen.
Dazu kommt: "Natürlich haben die Spieler, mit denen ich zu tun hatte - Jalen Hurts, Justin Herbert und Philip Rivers -, alle eines gemeinsam: Sie sind besessen von ihrem Handwerk. Wenn man das bei einem Quarterback findet, wird man wahrscheinlich Erfolg haben."
GM Ballard vermochte die wichtigste Eigenschaft sogar noch deutlich einfacher auszudrücken: "Einer, der gewinnt."
Traden die Indianapolis Colts hoch?
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Für Ballard muss es nicht nur sportlich passen, sondern auch abseits des Feldes: "Der Quarterback wird automatisch als Gesicht der Franchise angesehen, damit muss er umgehen können."
Eines ist schon jetzt klar: Für die Colts kommt ein Trade auf die erste Position nur in Frage, wenn sie nicht den leistesten Zweifel daran haben, dass der dann von ihnen ausgewählte Spielmacher der richtige ist.
"Wenn wir uns als Staff zusammensetzen und uns sicher sind, dass wir den Mann für die nächsten zehn bis 15 Jahre gefunden haben, dann werden wir das sicher tun. Aber wer weiß, ob wir diesen Spieler nicht auch an Position vier bekommen?"
Welcher Rookie die Colts zu neuen Erfolgen führen soll, wird sich am 27. April entscheiden, dann steigt in Kansas City Tag eins der Talenteauswahl. Klar ist aber schon jetzt: Der Druck, der auf dem Rookie lastet, wird alles andere als gering sein.