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Jacksonville Jaguars: Doug Pederson - so brachte er Trevor Lawrence und die Jaguars wieder in die Spur

  • Aktualisiert: 15.01.2023
  • 12:17 Uhr
  • ran.de / Tobias Wiltschek
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© Getty Images

Jaguars-Quarterback Trevor Lawrence wird für das Wunder von Jacksonville gefeiert. Großen Anteil an der Entwicklung des Spielmachers hat aber vor allem Head Coach Doug Pederson. 

Von Tobias Wiltschek

Es ist eine dieser Geschichten, die nur ganz selten im Sport geschrieben werden.

Da gelingt der einen Mannschaft fast alles, und bei der anderen läuft so gut wie gar nichts zusammen. So wie in der Wild Card Round, als die Los Angeles Chargers bei den Jacksonville Jaguars kurz vor Ende des zweiten Viertels mit 27:0 führten.

In 99 von 100 Fällen ist anschließend nur noch die Frage, wie hoch das führende Team am Ende gewinnt. Die statistische Sieg-Wahrscheinlichkeit für die Jaguars sank laut "ESPN" zwischenzeitlich auf 1,5 Prozent.

Dass am Ende doch noch die Jags das Spiel am Wild Card Weekend mit 31:30 gewonnen haben, bezeichnete deren Wide Receiver Zay Jones als "ein Wunder". Damit sprach er sicherlich vielen Fans der Franchise aus der Seele.

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Pederson fand bei den Jaguars einen Scherbenhaufen vor

Doch im Sport passieren Wunder nicht einfach so, wie etwa im Märchen. Auch ein Wunder ist im Sport erst das Ergebnis vieler einzelnen Aspekte: lange, harte Arbeit, der Glaube an einen selbst und nicht zuletzt auch das Vertrauen der entscheidenden Akteure zueinander.

Im Fall der Jacksonville Jaguars sind es Head Coach Doug Pederson und Quarterback Trevor Lawrence, die diesen einzigartigen Erfolg des Teams hauptsächlich zu verantworten haben.

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LA Chargers at Jaguars Lawrence
News

Jaguars mit Sensations-Comeback - Lawrence dreht Partie

Die Jacksonville Jaguars sehen Mitte des zweiten Viertels wie der sichere Verlierer aus. Aber dann dreht Trevor Lawrence nach völlig verkorkstem Start gewaltig auf.

  • 15.01.2023
  • 05:38 Uhr

Bevor Pederson vor der Saison bei den Jaguars anheuere, war das gesamte Team der reinste Scherbenhaufen. Coach Urban Meyer wurde in der vorangegangenen Saison nach elf Niederlagen in 13 Spielen entlassen. Sein Nachfolger Darrell Bevell, bis dato Offensive Coordinator des Teams, durfte das Chaos interimsweise nur verwalten. Am Ende der Saison war für ihn ebenfalls Schluss.

Die Jaguars beendeten die Spielzeit als schlechtestes Team der gesamten NFL und sorgten auch außerhalb des Platzes für reichlich Negativschlagzeilen. Ein altgedienter Mitarbeiter der Franchise bezeichnete das Arbeitsklima in einem Gespräch mit "The Athletic" als das "mit Abstand giftigste Umfeld, in dem ich je tätig gewesen war".

Dennoch schaffte es die Organisation, mit Pederson eine der angesehensten Trainer-Persönlichkeiten der Liga von einem Engagement zu überzeugen.

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Lawrence: "Pederson veränderte die gesamte Kultur"

Es sollte sich als eine der besten Entscheidungen seit langem herausstellen. Denn Pederson, so erklärte es Trevor Lawrence noch vor dem ersten Spieltag der aktuellen Saison, habe die "gesamte Kultur der Organisation verändert".

Der 54-Jährige gehörte als Spieler zwar nie zu den großen Stars. Aber er profitiert noch heute von den Erfahrungen seiner aktiven Zeit. "Ich habe mit Brett Favre, einem der besten Quarterbacks aller Zeiten, gespielt", erinnerte Pederson nach dem Sieg über die Chargers an seine Zeit als Ersatzquarterback bei den Green Bay Packers Mitte der 1990er Jahre.

"Es gab Zeiten", so Pedersen weiter, "in denen Favre keine großartige erste Halbzeit gespielt hat und dann in der zweiten Halbzeit aber umso stärker zurückkam."

Dass Pederson bis heute als einer der besten "Quarterback-Flüsterer" der NFL-Geschichte gilt, liegt wohl auch daran, dass er schon als Profi mit den besten Spielmachern zusammengearbeitet hat.

Schon vor seiner Zeit bei den Packers, mit denen er 1997 den Super Bowl gewann, war er für die Miami Dolphins aktiv – als Backup für Dan Marino.

Sein besonderer Umgang mit den kreativen Köpfen auf dem Spielfeld kam ihm später auch als Head Coach zugute.

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Pederson gewann mit Foles den Super Bowl

Der erste und bislang einzige Super-Bowl-Triumph der Philadelphia Eagles 2018 wäre ohne Pedersons unerschütterliches Vertrauen in Nick Foles nicht denkbar gewesen.

Foles wurde damals erst durch die Verletzung von Carson Wentz in der Schlussphase der regulären Saison zum Starting Quarterback und zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen mit einer unglaublichen Postseason zurück – gekrönt vom Super-Bowl-Triumph über die favorisierten New England Patriots um Tom Brady und einem legendären Spielzug, der als "Philly Special" in die Historie einging.

Kurz vor Ende des zweiten Viertels entschieden sich die Eagles bei 4th and Goal zu einem riskanten Trickspielzug, an dessen Ende Foles den Ball nicht warf, sondern in der Endzone zum Touchdown fing.

Ob Pederson auch mit Lawrence irgendwann den Super Bowl gewinnen kann, steht in den Sternen. Doch auch den jungen Quarterback, der ein schweres Rookie-Jahr hinter sich hatte, trieb der Coach in dieser Saison zu fantastischen Leistungen.

Und wenn beide tatsächlich wirklich einmal die Vince-Lombardi-Trophy in Händen halten, werden sie vielleicht auch an das erste gemeinsame Telefonat zurückdenken.

Es sollte, so erinnerte sich Lawrence noch im Dezember in "The Athletic", nur ein paar Minuten dauern. Am Ende sprachen beide über eine Stunde zusammen.

"Wir sprachen über Football, über die Situationen, in die er mich bringen wollte, über die Offensive und das System", sagte Lawrence und fing an zu schwärmen: "Ich war schon sehr früh begeistert, als wir dieses Gespräch führten. Ich konnte mit ihm reden, er ist ein ganz normaler Typ. Das liebe ich an ihm. Man kann einfach mit ihm reden, sich auslassen. Natürlich ist er dein Cheftrainer, und das respektierst du. Aber er ist einfach einer von uns."

Es sind nur ein paar Sätze. Aber sie sagen viel aus. Über das Erfolgsgeheimnis von Pederson und das Wunder von Jacksonville.