Los Angeles Rams
Johnny Hekker: Ein Punter als Waffe
- Aktualisiert: 31.01.2019
- 11:49 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Ein Punter muss nur den Ball in die Luft schießen? Nicht wenn man Johnny Hekker heißt und bei den Los Angeles Rams spielt. Hekker ist nämlich der Meister der Fake-Punts. Patriots-Trainer Bill Belichick ist daher im Hinblick auf den Super Bowl (Sonntag ab 22:45 Uhr live auf ProSieben und ran.den) voller Respekt.
Atlanta / München - Ausgerechnet ein Punter brachte im NFC-Championship-Game die Wende. Die Los Angeles Rams hatten einen totalen Fehlstart hingelegt, lagen nach dem ersten Viertel bereits mit 0:13 zurück und hatten kein einziges First Down zustande gebracht. Dann traf Head Coach Sean McVay eine mutige Entscheidung: Statt von der eigenen 30 Yard Linie aus erneut zu punten, wagte er einen Fake-Punt.
Das Risiko war groß: Wäre kein First Down heraus gekommen, hätten die Saints tief in der gegnerischen Hälfte ihren Angriffszug begonnen - mit einem Quarterback wie Drew Brees fast gleichbedeutend mit einem Touchdown. Wie hätten die Rams dann einen 0:20 Rückstand aufholen sollen?
Ähnliche Gedanken dürften dem Punter Johnny Hekker durch den Kopf gegangen sein, als er seine Position einnahm. "Ich war ein bisschen nervös", gibt er rückblickend zu. "Aber ich habe zu mir selber gesagt: Wir haben das trainiert. Also gehe raus und führe es einfach aus."
Genau das tat er: Der Pass von Hekker gelangte in die Arme von Sam Shields - First Down, kurz danach die ersten Punkte der Rams. Das Spiel war wieder völlig offen, ging letztendlich zugunsten der Rams aus.
Ein Special Teamer für die besonderen Momente
Johnny Hekker ist eben ein Special Teamer für die besonderen Momente. Dies bewies er bereits als Debütant: Kaum hatte er 2012 als ungedrafteter Rookie einen Job bei den Rams ergattert, war er als alleiniger Punter und Holder gesetzt und sorgte direkt für Aufsehen.
Am vierten Spieltag warf er bei einem Fake-Field-Goal einen Touchdown-Pass auf Danny Amendola. Eine Woche später stellte er mit einem Punting-Durchschnitt von 56,9 Yards einen neuen Franchise Rekord auf.
Seitdem bewegt sich der bekennende Fußball-Fan (europäischer Lieblingsverein: Ajax Amsterdam) auf konstant hohem Niveau. Vier Mal wurde er für den Pro Bowl nominiert. Als er im Jahre 2014 einen Sechs-Jahresvertrag für 18 Millionen Dollar unterschrieb, neun davon garantiert, mutierte er zum damals bestbezahlten Punter der NFL.
Sein aktueller Verdienst: 3,469,119 Millionen Dollar im Jahr. Damit ist er nach Thomas Morstead von den New Orleans Saints aktuell der zweitbestverdienende Spieler seiner Zunft.
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In der regulären Saison 2018 rangiert er mit einem Punting-Durchschnitt von 46,3 Yards auf Position sieben. Selbige Position belegt er mit seinem längsten Punt über 68 Yards.
Vor allem aber genießt er in der Liga großen Respekt – nicht nur wegen der Punts, sondern auch wegen der Trickspielzüge. Elf seiner insgesamt 19 Fake-Punts waren erfolgreich. Die Ausbeute: 156 Yards und ein Touchdown.
Belichick: Hekker ist eine gewaltige Waffe
Als die Patriots und die Rams 2016 aufeinandertrafen, bezeichnete Bill Belichick Hekker als Waffe. Vor dem Super Bowl am Sonntag (ab 22:45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) tat der Patriots-Trainer dies erneut, sprach diesmal sogar von einer "gewaltigen Waffe".
Der Erfolgstrainer erklärt: "Er kann die Feldposition verändern, ist ein situationsbedingt guter Punter und offensichtlich auch sehr sportlich. Wenn man das Punt-Return-Team rausschickt, will man vor allem sicherstellen, am Ende des Spielzugs den Ball zu haben. Das ist normalerweise nicht so schwierig, aber gegen diese Jungs ist es das eben schon. Wie gesagt, das sind alles Waffen. Zuerlein (der Kicker, Anm.d.Red.) ist eine Waffe, Hekker ist eine Waffe. Sie machen einen guten Job im Return-Game."
Und was sagt Hekker dazu? "Dies dürften die ersten Male gewesen sein, dass ich als Waffe bezeichnet wurde", antwortet er humorvoll. Er hätte auch sagen können: Es dürften die ersten Male gewesen sein, dass überhaupt irgendein Punter in der NFL als Waffe bezeichnet wird.
Doch so eigensinnig wollte er nicht sein,gab sich stattdessen lieber dankbar: "Das bedeutet mir sehr viel. Vor allem da es von einem Trainer kommt, der schon so lange in der Liga ist und viel Respekt erntet."
Doch was bedeutet es überhaupt, wenn ein Punter als Waffe bezeichnet wird? "Es bedeutet, dass man in der Lage ist, einen Beitrag zum Spiel zu leisten und es positiv zu beeinflussen. Man kann einige Yards gutmachen und das Team in eine gute Position bringen, um das Spiel zu gewinnen", antwortet der 28-Jährige.
Long Snapper Jacob McQuaide sagt über die Trickspielzüge von Hekker: "Es ist die eine Sache, einen Mann zu haben, der so etwas kann. Aber es ist noch einmal eine ganz andere Sache, ihn tatsächlich zu bitten, dies in einem großen Spiel zu tun. Er ist eben eine Waffe."
Und zwar eine Waffe, die auch im Super Bowl für die eine oder andere Wende sorgen könnte.
Oliver Jensen
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