Julian Edelman: Der vielseitige Wide Receiver der New England Patriots

Foxborough – Es läuft das dritte Viertel der Divisional Playoffs zwischen den New England Patriots und den Baltimore Ravens. Im Gilette Stadion steht es 28:21 für die Gäste. Die Patriots sind im Angriff, ein Touchdown muss her – und zwar schnell. Quarterback Tom Brady ist jetzt gefragt und findet eine Antwort.

Ein Pass über 51 Yards erreicht Wide Receiver Danny Amendola. Touchdown! Die Patriots gleichen aus und drehen das Spiel. Überraschend: Nicht Quarterback Tom Brady wirft den entscheidenden Pass, sondern Wide Receiver Julian Edelman.

Kampf um Anerkennung

Dass Edelman überhaupt für ein NFL-Team spielt, dürfte für viele eine Überraschung sein. In seiner Jugend galt der viel zu schmächtige und kleine Edelman als übereifriger Perfektionist, der es niemals auf die große Bühne schaffen würde.

Vor allem seine College-Teamkameraden bei der Kent State Universität waren nicht gut auf ihn zu sprechen. "Sie mochten ihn nicht", so sein ehemaliger Kent State Safety Brian Lainhart. Vor allem sein Ehrgeiz war vielen Mitspielern ein Dorn im Auge.

Quarterback im College

Der Pass gegen die Baltimore Ravens kam für Edelman-Fans wenig überraschend. Denn Edelman spielte im College auf der Position des Quarterbacks. In seinem Senior-Jahr brachte er 56 Prozent seiner Pässe an den Mann (1820 Yards, 13 Touchdown-Pässe).

Edelmans Polyvalenz offenbarte sich bereits zur damaligen Zeit, denn zusätzlich war er mit 1370 Yards und 13 Touchdowns der beste Rushing-Spieler seines Teams.

Defense, Offense, Quarterback – Edelman kann alles

Seine aktuelle Position als Wide Receiver zeichnete sich folglich schon damals ab. Nach seinem Draft durch die New England Patriots 2009 fungierte Edelman als Wide Receiver und als Defensive Back. Zusätzlich ist der mittlerweile 1,79 Meter große Spieler unter anderem für die Punt Returns der Patriots zuständig.

Es scheint, als könnte Edelman fast jede Position bekleiden. Als Patriots-Coach Bill Belichick nach dem Draft bei Edelman anrief, sagte er: "Ich weiß nicht, was wir mit dir machen werden, aber wir werden etwas finden!" Für den Coach galt es vor allem, den Eifer seines neuen Spielers in die richtige Richtung zu lenken.

"Es war eine Schlägerei"

Als im College sein Wide Receiver einen Pass von Edelman nicht in die Endzone trug und absichtlich vorher zu Boden ging, sprintete der damalige Quarterback Edelman das ganze Feld hinunter und verprügelte seinen Teamkameraden. Aufgeben? Eine Option die der NFL-Star schon damals nicht duldete.

"Es war eine Schlägerei, aber so war Julian, der am härtesten arbeitende Junge den ich je hatte", so sein damaliger College-Trainer. Der Wide Receiver der Patriots musste stets um seine Chance kämpfen und fiel wegen seiner Größe regelmäßig durch die Scout-Raster, obwohl er bei seinen Teams in College und High-School stets gute Statistiken aufwies.

 "Minitrons" Ehrgeiz ist ungebrochen

"Ich habe damals mit dem Receiver bei Kent State etwas überreagiert", gesteht Edelman heute ein. Dennoch ist sein Ehrgeiz nach wie vor ungebrochen. Tom Brady gab ihm, in Anlehnung an Star-Receiver Calvin Johnson, den Spitznamen "Minitron".  Für Patriots Teamkollege Michael Hoomanawanui ist Edelman zum Vorbild geworden: "Er ist im Training der Erste der kommt und der Letzte der geht. Er ist eine große Inspiration für uns alle."

Mittlerweile ist der schmächtige Junge aus Kalifornien nicht mehr der unterschätzte College-Quarterback von Kent State. Mit 14 Touchdowns in seiner bisherigen NFL-Karriere und dem längsten Punt-Return (94 Yards) in der Geschichte der New England Patriots, ist Edelman aus dem Team nicht mehr wegzudenken und findet endlich die Anerkennung, um die er sein Leben lang gekämpft hat.

Parallelen zu Brady

Betrachtet man den Werdegang Edelmans, sind gewisse Parallelen zu New Englands Star-Quarterback unverkennbar. Auch Brady wurde unterschätzt und erst spät von den Patriots gedrafted. In seinem ersten Jahr stellte sich Brady bei Patriots-Besitzer Robert Kraft mit den Worten vor: "Ich bin die beste Entscheidung, die dieses Unternehmen je getroffen hat."

Auch Edelman war stets von seinen Fähigkeiten überzeugt. Zu College-Zeiten zeigte ihm sein damaliger Coach die "Hall of Fame" ehemaliger Spieler in seinem Büro. Edelmans knapper Kommentar: "Gut, wo wirst du mein Bild hinhängen?"