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San Francisco verliert Super Bowl LIV

Kyle Shanahans Murmeltiertag: Mit Playcalling leitete 49ers-Coach das Drama ein

  • Aktualisiert: 03.02.2020
  • 16:24 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© Getty Images

Statt mit der sechsten Vince Lombardi Trophy zu den New England Patriots und den Pittsburgh Steelers aufzuschließen, kassierten die San Francisco 49ers ihre zweite Super-Bowl-Pleite nacheinander. Head Coach Kyle Shanahan durchlebte dabei sein zweites großes Final-Drama ohne Happy End - welches er mit seinem Playcalling einleitete.

Miami/München - Am Ende dürfte sich Kyle Shanahan am Murmeltiertag gefühlt haben wie Bill Murray im gleichnamigen Film. Alles schon mal erlebt, alles schon mal dagewesen.

Musste er vor drei Jahren als Offensive Coordinator der Atlanta Falcons den New England Patriots beim Jubeln zuschauen, blieb dem 40-Jährigen beim Super Bowl LIV erneut nur die Rolle als Gratulant des neuen Champions. Diesmal eben nur in der Funktion des Head Coaches der San Francisco 49ers, die den Kansas City Chiefs dramatisch mit 20:31 unterlagen.

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Overtime-Pleite gegen Patriots vor drei Jahren

Das Konfetti regnete also wieder auf den Kontrahenten hernieder. Dabei lief lange Zeit vieles nach Plan für das Shanahan-Team - ganz wie drei Jahre zuvor. Damals ließen sich die Falcons im Offensivwirbel der Patriots eine 28:3-Führung noch aus der Hand reißen und verloren in der Overtime mit 28:34.

In Miami lagen die "Niners" bereits mit 20:10 vorne und hatten sechseinhalb Minuten vor Ende des vierten Viertels zumindest schon mehrere Finger an der Vince Lombardi Trophy. Doch erneut schien Shanahans Team der Stecker gezogen worden zu sein.

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Nur 63 Sekunden Ballbesitz zwischen zwei Chiefs-Touchdowns

Die Offense legte in den letzten vier Drives nur noch 59 Yards zurück, zwischen dem zweiten und dritten Touchdown der Chiefs hatte der NFC-Champion gerade mal 63 Sekunden den Ball. Nach einem Run über fünf Yards sowie zwei Incompletions mussten Jimmy Garoppolo und Co. wieder vom Feld.

Die Stars zeigten sich selbstkritisch. "Die Defense hat uns in die Position gebracht, das Spiel gewinnen zu können, aber das ist uns nicht gelungen", sagte Tight End George Kittle, der wohl zeitnah einen Rekordvertrag für seine Position unterschreiben wird.

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Sherman moniert eigene Fehler der Spieler

Die Blumen gab Richard Sherman umgehend zurück. "Wir haben unser Spiel nicht durchgezogen. Das waren einfach Fehler - selbst verschuldet", urteilte der Cornerback nach seiner zweiten Niederlage im dritten Super Bowl, besonders mit Blick auf das Big Play von Patrick Mahomes für 44 Yards auf Tyreek Hill.

Kritik am Coach? Fehlanzeige! Deebo Samuel stärkte Shanahan sogar demonstrativ den Rücken: "Ich glaube an Kyle genauso, wie er an uns glaubt. Er hat uns hierher geführt und wir werden ihm weiter folgen."

Armstead: "Haben es nicht zu Ende gebracht"

Im Grunde nur zu verständlich, schließlich formte Shanahan binnen drei Jahren aus einem Prügelknaben der Liga ein Siegerteam. Das eben im entscheidenden Moment versagte. Ganz kurz vor der Ziellinie.

"Ich dachte, das Momentum wäre auf unserer Seite", trauerte Arik Armstead laut "San Francisco Chronicle" der dicken Chance nach: "Es tut definitiv weh, so nah dran gewesen zu sein und es nicht zu Ende gebracht zu haben."

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Nur drei Teams verspielten im Super Bowl zweistelligen Vorsprung

Für den Pass Rusher, der zum Free Agent wird, war es das erste Mal. Shanahan kennt das Gefühl hingegen eben schon. Ist das wirklich nur ein Zufall? Schwer zu glauben. Schließlich war es erst der dritte Super Bowl, in dem ein Team trotz eines zweistelligen Punktevorsprungs im Schlussviertel noch als Verlierer vom Platz geht - zweimal war Shanahan beteiligt.

In den beiden Super Bowls haben seine Teams ab Beginn des vierten Viertels zusammengenommen 46 Punkte kassiert und selbst kein Score erzielt. Eine Bilanz des Grauens.

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Keine Trickspielzüge bei den 49ers

Und gerade in Miami zauberte der Sohn des zweimaligen Super-Bowl-Champions Mike Shanahan mit einigen Entscheidungen Fragezeichen auf die Stirn von Experten und Weggefährten. Mit seinem arg konservativen Playcalling. Auf Trickspielzüge warteten die Fans der Kalifornier vergeblich.

Nur bei einem einzigen Fourth Down ließ Shanahan, der auf einen OC verzichtet, seine Offense auf dem Rasen - als nach dem Two-Minute-Warning unbedingt Punkte her mussten. Und ihm also bei noch zehn zu gehenden Yards für ein neues First Down keine andere Wahl blieb.

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Shanahan meidet jegliches Risiko

Ansonsten wurde selbst bei Fourth and One artig der Ball per Punt übergeben. Oder im ersten Drive der zweiten Hälfte bei Fourth and Two das Field Goal aus 42 Yards genommen. Es wirkte, als wollte Shanahan jegliches Risiko vermeiden.

Besonders deutlich wurde diese Taktik kurz vor der Pause. Als die Chiefs den Ball beim Stand von 10:10 punteten und bis zur Ausführung rund 40 Sekunden verstreichen ließen. Was sie nur konnten, weil Shahahan keines seiner noch drei verfügbaren Timeouts zog.

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GM Lynch fordert vergeblich Timeout

Das sorgte nicht nur außerhalb der Franchise für Verwunderung. General Manager John Lynch machte auf der Tribüne die Timeout-Geste. Ohne den erhofften Effekt. So hatten "Jimmy G" und Co. nur noch 59 Sekunden für den Drive.

Doch wie konnte es soweit kommen? Das wurde Shanahan auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ebenfalls gefragt. Seine Erklärung: "Das Letzte, was du willst, ist, dass sie den Ball mit drei Timeouts zurückbekommen - gerade mit ihrem Quarterback und der schnellen Offense - und nochmal punkten."

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49ers schaufeln sich ihr eigenes Grab

Das klingt nach Angst vor der eigenen Courage - womit sich die 49ers letztlich ihr Grab selbst schaufelten. Tun wir euch nicht weh, tut ihr uns auch nicht weh? So funktioniert American Football nun mal nicht. Schon gar nicht im Super Bowl.

Das musste Shanahan nun also auf die harte Tour lernen. Und nun den Fokus schon auf die Zukunft richten: "Es wird einiges an Zeit brauchen, bis wir darüber hinwegkommen, aber wir werden das schaffen." Auf einen weiteren Murmeltiertag beim Super Bowl kann er ganz sicher verzichten.

Marcus Giebel

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