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Quo Vadis, Packers? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Rodgers-Beben
- Aktualisiert: 30.04.2021
- 18:05 Uhr
- ran.de
Das Verhältnis zwischen Superstar Aaron Rodgers und den Green Bay Packers scheint im Moment nahezu vollständig zerrüttet zu sein. Während der Quarterback wohl nicht nach Green Bay zurückkehren will, bleibt die Franchise bei Trade-Anfragen stur.
München - Die Meldung stellte den NFL-Kosmos knapp vier Stunden vor dem Draft auf den Kopf. NFL-Insider Adam Schefter berichtete, dass Star-Quarterback Aaron Rodgers extrem unzufrieden sei und plane, seine Karriere woanders weiterzuführen.
ran.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Rodgers-Beben.
Warum will Rodgers die Packers verlassen?
Die Stimmung zwischen Rodgers und den Packers gilt bereits seit einiger Zeit als angespannt. Zwar entschleunigten sich diese Spannungen während der vergangenen Saison, in der Rodgers den MVP-Titel gewann, dennoch kamen immer wieder Spekulationen auf, dass der 37-Jährige die Franchise verlassen könnte. Nach dem erneut verpassten Super Bowl - die Packer schieden im Championship Game gegen die Buccaneers und Tom Brady aus - nahmen sie wieder mehr und mehr an Fahrt auf.
Der Ursprung der Streitigkeiten liegt genau ein Jahr zurück. Als die Packers in der ersten Runde des NFL Drafts 2020 statt eines - von Rodgers gewünschten - Wide Receivers in Quarterback Jordan Love einen potenziellen Nachfolger auswählten, fühlte sich die Packers-Legende sichtbar auf den Schlips getreten.
Er merkte öffentlich an, dass er mit der Wahl seines Teams nicht zufrieden sei. Warum die Gerüchte nun genau ein Jahr später erneut ihren Höhepunkt erreichen, könnte auch mit der Draft-Wahl der Packers in diesem Draft zu tun haben. Erneut verzichteten die Packers auf eine offensive Waffe in der ersten Runde und wählten stattdessen mit Eric Stokes einen Cornerback aus.
Wollen die Packers Rodgers loswerden?
"Nein, wir werden Aaron Rodgers nicht traden", erklärte General Manager Brian Gutekunst beim "NFL Network": "Er ist unser Quarterback. Er ist unser Anführer. Wir haben das schon eine Weile durchgearbeitet. Ich denke, dass das noch ein bisschen Zeit braucht. Aber er ist der Typ, der dieses Ding hier zum Laufen bringt", so der Packers-Boss.
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Auch in den Wochen zuvor beteuerten die Packers, dass Rodgers ihr Quarterback der Zukunft sei. Der Spielmacher forderte dem Bericht von Schefter zufolge in den vergangenen Wochen eine langfristige Vertragsverlängerung über 2023 hinaus. Die bisherigen Ersuche der Packers habe er laut "ESPN" allesamt abgelehnt.
Die Franchise verhandelte gleichzeitig mit dem Berater von Rodgers über eine mögliche Umstrukturierung seines bestehenden Vertrages, um in der kommenden Saison Gehalt einzusparen. Auch hier verärgerten sie wohl ihr Zugpferd, da durch eine Umstrukturierung oftmals eine frühzeitigere Trennung zu Gunsten der Franchise wahrscheinlich ist. Ein Deal kam bislang nicht zustande.
Wie wahrscheinlich ist ein Trade?
Während Gutekunst jegliche Trade-Aktivitäten ins Reich der Fabeln verwies, bestätigten die San Francisco 49ers zumindest einen Anruf bei den Packers. "Ja, wir haben uns erkundigt", erklärte 49ers-GM John Lynch nach dem Draft gegenüber der "New York Times": "Es ging recht schnell und es kam nicht zustande", sagte Lynch weiter.
Die Absage der Packers an die 49ers soll dem 37-Jährigen ebenfalls nicht gefallen haben. Der aus Chico, Kalifornien stammende Rodgers hätte sich ein Engagement in der Bay Area durchaus vorstellen können. Da die 49ers mit dem dritten Pick in der vergangenen Nacht Trey Lance als Quarterback der Zukunft auswählten, gilt ein Trade zu den 49ers nun als ausgeschlossen.
Wer könnte ernsthaftes Interesse anmelden?
Als die brodelnde Gerüchteküche unmittelbar vor dem Draft ihren Höhepunkt erreichte, geisterte vor allem der Name der Denver Broncos durch die Gazetten. Einige der nahestehenden Reporter vermeldeten sogar, dass sich die Broncos in Verhandlungen mit den Packers befänden und ein Deal kurz bevor stünde.
Ian Rapoport vom "NFL Network" nahm dieser Dynamik schließlich den Wind aus den Segeln und berichtete, dass sich sowohl die Packers als auch die Broncos auf den anstehenden Draft vorbereiten würden. Grundsätzlich schätzen die Experten die Broncos jedoch als realistisches Ziel für Rodgers ein.
Mit einer starken Defense sowie genügend Waffen in der Offense würde die Franchise aus Colorado mit Rodgers unmittelbar zu einem der Top-Favoriten aufsteigen. Dass die Broncos im Draft dann keinen Quarterback auswählten, obwohl mit Justin Fields ein vielversprechendes Talent zur Auswahl stand, lässt die Tür für einen möglichen Rodgers-Trade weit offen. Die derzeitigen Optionen mit Drew Lock und Teddy Bridgewater gelten allgemeinhin höchstens als Übergangslösung.
Wie teuer wäre der amtierende MVP?
Mit einem Cap Hit von 37 Millionen US-Dollar besitzt Rodgers derzeit den teuersten Vertrag aller NFL-Spieler für die Saison 2021. Nur wenige Franchises in der NFL wären zu diesem Zeitpunkt der Saison in der Lage, genügend Cap Space für Rodgers freizuschaufeln.
Zudem stellt sich die Frage, wie viel Gegenwert die Packers für Rodgers verlangen können. Auf der einen Seite ist er der amtierende MVP der Liga und individuell gesehen gibt es nur wenige Quarterbacks, die ihm wirklich das Wasser reichen können.
Auf der anderen Seite erwies Rodgers den Packers mit dem öffentlich gewordenen Streit einen Bärendienst. Die General Manager der Liga wissen ums Rodgers Abwanderungsgedanken und können die Packers in den Verhandlungen unter Druck setzen.
Ein Paket aus mehreren Erstrunden-Picks sowie einem oder mehreren talentierten Spielern müsste für Rodgers mindestens geboten werden. Zum Vergleich: Für Matthew Stafford, der im Frühjahr von den Detroit Lions nach Los Angeles wechselte, legten die Rams zwei Erstrundenpicks (2022, 2023) und einen Drittrundenpick (2021) sowie Quarterback Jared Goff auf den Tisch.
Welche Alternativen hat Green Bay?
Womöglich hat Green Bay den Nachfolger von Aaron Rodgers bereits in den eigenen Reihen. Ausgerechnet Jordan Love, dessen Verpflichtung das Zerwürfnis zwischen Rodgers und den Packers befeuerte, könnte sich letztlich als langfristiger Nachfolger von Rodgers etablieren.
Wie Ian Rapoport berichtet, sind die Verantwortlichen innerhalb der Franchise vom 22-Jährigen überzeugt und sehen in ihm die Zukunft des Teams. Wann genau diese Zukunft ist, wird sich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.
Denkbar ist auch, dass die Packers zunächst auf eine erfahrene Übergangslösung setzen, um mit dem teilweise hochkarätig besetzten Team nochmal angreifen zu können. Anschließend würde mit Love der Umbruch eingeleitet werden.
Wiederholt sich das Jahr 2008?
Auch im Football wiederholen sich die Geschichten, mögen sie noch so speziell sein wie in diesem Fall. Bereits im Jahr 2008 standen die Green Bay Packers vor einer äußerst ähnlichen Situation. Schon damals standen die Packers mit einem alternden Top-Quarterback im Zwist, da dieser einen Trade forderte.
Obgleich die Situation um Brett Favre und seiner plötzlichen Rückkehr aus dem Ruhestand andere Voraussetzungen mit sich bringen, sind die Ähnlichkeiten verblüffend. Auch damals hatten die Packers mit Aaron Rogders einen talentierten Quarterback in der Hinterhand, der Favre später ersetzen sollte. Schließlich trennten sie sich vom Oldie und gaben der jungen Zukunft eine Chance.
Lösen die Packers das Problem mit Rodgers und Love nicht, könnte ihnen ein ähnliches Szenario blühen. Auch wenn ein Trade derzeit noch in weiter Ferne scheint, die Situation in Green Bay ist spätestens seit der vergangenen Nacht nicht mehr dieselbe zu sein.
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