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Sicherheit ohne Blase? Die MLB als warnendes Beispiel für die NFL
- Aktualisiert: 28.07.2020
- 19:55 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Die Corona-Infektionen bei der Baseball-Mannschaft der Miami Marlins zeigen, wie schwierig es ist, sich vor dem Virus zu schützen. Laut dem Epidemiologen Zachary Binney wird es für die NFL sogar noch schwieriger.
München - Der Fall der Miami Marlins in der Major League Baseball schlägt hohe Wellen und lässt auch die NFL aufhorchen.
Am Montag gab der Baseball-Klub bekannt, dass zwölf Spieler und zwei Trainer positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Mittlerweile sind es sogar 17 Fälle innerhalb des Teams.
Muss die NFL ihre Strategie ändern?
Der Epidemiologe Zachary Binney sieht darin ein warnendes Beispiel für die NFL: "Wenn sie ein Verantwortlicher der NFL sind und sich ansehen, was mit den Marlins passiert ist, müssen sie damit rechnen, dass ihnen das gleiche passiert - es sei denn, sie können die Strategie noch einmal ändern und die Verhandlungen wieder aufnehmen."
Das würde bedeuten: Die NFL und die Spielergewerkschaft NFLPA müssten sich abstimmen, wie sich die Spieler von der Außenwelt abschotten können.
Laut Binney bräuchte jedes der 32 NFL-Teams eine in sich geschlossene "Blase", um Spieler sowie Mitarbeiter im Herbst und Winter vor einer Corona-Infektion zu schützen.
NBA und NHL ziehen sich in eine Blase zurück
Die Basketball-Liga NBA und die Eishockey-Liga NHL haben genau dies getan. Die Basketballspieler sind im Freizeitpark Disney World in Orlando, Florida, untergebracht und dürfen das Gelände nicht verlassen.
Ähnlich verhält es sich mit den Eishockey-Spielern im kanadischen Edmonton und Toronto.
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Für die NFL wäre das sehr aufwändig gewesen. Während die NBA und NHL den Playoffs entgegenblicken, haben die Footballer eine komplette Saison vor sich. Zudem sind Kader, Trainerteams und Mitarbeiter-Staffs wesentlich größer.
Heißt also: Jedes Team müsste für mindestens fünf Monate hunderte von Angestellten wegschließen.
Allen Sills, Hauptverantwortlicher der NFL bei medizinischen Angelegenheiten, sagt bei "ESPN" dazu: "Wir haben alle Optionen diskutiert und uns auf ein Konzept geeinigt, mit dem wir uns hinsichtlich Sicherheit und pragmatischer Aspekte am wohlsten fühlen."
Die Frage ist nur: Wird dieses Konzept genügen, um die Teams vor Infektionen zu schützen und die NFL Saison 2020 über die Bühne zu bringen?
Während NHL und NBA innerhalb der Blase zuletzt keinen einzigen Corona-Fall mehr registrierten - in der NHL bei knapp 4.300 Tests bei 800 Spielern -, erbrachte die Baseball-Mannschaft der Miami Marlins den Beweis, wie leicht sich das Virus außerhalb einer Blase verbreitet.
Risiken in der NFL sind größer als in der MLB
Laut Binney ist die Gefahr im Football sogar noch größer als im Baseball: "Die NFL muss zum Beispiel damit rechnen, dass die Miami Dolphins ein anderes Ergebnis erzielen würden als die Miami Marlins. Und für die Dolphins wird es aufgrund der Größe des Teams und dem sportlich bedingten engen Körperkontakt schwieriger."
Das Gesundheits- und Sicherheitsprotokoll der NFL ist umfangreich und soll die Risiken minimieren. Die Spieler müssen zum Beispiel vier Tage lang drei negative COVID-19-Tests vorweisen können, bevor sie die Teameinrichtungen betreten. Danach folgen innerhalb von zwei Wochen weitere tägliche Tests.
Auch wenn die Spieler die Teameinrichtungen verlassen, unterliegen sie strengen Regeln. Missachtungen werden mit Geldstrafen oder Suspendierungen geahndet.
Alle Footballspieler müssen an einem Strang ziehen
Das Problem ist nur: Das Protokoll erfüllt nur seinen Zweck, wenn ausnahmslos jeder Spieler, Trainer und Mitarbeiter die Regeln befolgt.
Das Fehlverhalten einer einzigen Person könnte genügen, um COVID-19 in ein Team einzuschleppen und zu verbreiten.
Binney erklärt das bildhaft: "Es ist ähnlich wie bei einer NFL-Defense. Wenn neun Spieler sich an den Spielzug halten und zwei nicht, kann die gegnerische Offense sehr einfach ein Touchdown erzielen. Ähnlich verhält es sich nun mit den Sicherheitsregeln: Wirklich alle Beteiligte müssen an einem Strang ziehen."
Der Fehler der Miami Marlins
Ebenfalls wichtig: Die NFL muss aus den Fehlern der MLB lernen. Die Miami Marlins hatten am Sonntag noch ein Spiel gegen die Philadelphia Phillies bestritten, obwohl vier eigene Spieler positiv getestet wurden.
Der Grund: Die übrigen Spieler, die an der Partie teilnahmen, hatten zunächst ein negatives Ergebnis. Da die MLB keinen Quarantäne-Zwang vorsieht, durften alle übrigen Spieler der Marlins auflaufen.
Eine Sicherheitslücke, die jeder Mannschaftssport zukünftig schließen muss.
Doch selbst dann bleiben Risiken.
NFL möchte der Bevölkerung als Vorbild dienen
Laut Binney würde das Konzept der NFL funktionieren, wenn die Infektionszahlen in den USA geringer wären. Bei mehr als 4,3 Millionen Infizierten - täglich kommen mehr als 50.000 Neuinfektionen hinzu - verhält es sich allerdings schwierig.
Sills wiederum bleibt optimistisch. Er hofft, dass die NFL der amerikanischen Bevölkerung als Vorbild dient: "Wir wollen ein Beispiel dafür sein, wie das Risiko gemindert und man mit diesem Virus koexistieren kann."
Der Fall der Miami Marlins dürfte allerdings auch seine Zuversicht trüben.
Oliver Jensen
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