Der Quarterback der San Francisco 49ers erntet viel Kritik - obwohl die Zahlen eine klare Sprache sprechen. Von seinen Teamkollegen erhält er bei ran große Unterstützung.
Das Scheinwerferlicht überlässt er Patrick Mahomes. Es wirkt, als wolle sich im Rücken des Chiefs-Quarterbacks das Ganze erst einmal anschauen, dem Gegner die Aufmerksamkeit überlassen.
Auf der Bühne, die mitten auf dem Spielfeld des Allegiant Stadiums aufgebaut ist, geht es nicht so ganz auf. Zumal die Fans von den Tribünen groß skandieren: "Pur-dy, Pur-dy!"
Brock Purdy hinterlässt einen unaufgeregten Eindruck, eher analysierend, zurückhaltend, aber doch wissend, was er tut. Bei den Fragen der Journalisten ist er Schwiegermutters Liebling, jede Frage nett beantwortend.
"Brock ist ein ruhiger Typ, wenn er seine Interviews gibt, zurückhaltend, kein Lautsprecher", sagt Wide Receiver Chris Conley im Gespräch mit ran. "Aber sobald er das Spielfeld betritt, dreht sich das komplett. Dann ist dieser verbissene Wettkämpfer, ein großartiger Anführer."
Brock Purdy: Ruhig bei Interviews, aggressiv auf dem Spielfeld
Dieses Bild des Anführers gibt der Quarterback der San Francisco 49ers tags darauf im Teamhotel ab. Beim Medientermin beantwortet er weiterhin jede Frage geduldig und unaufgeregt, aber er wirkt deutlich offensiver.
Wieder ist vor seinem Podium die größte Kamera-Traube, Purdy geht auf die Journalisten ein. "Wirklich?", kommt zwischendrin auch die Nachfrage.
Brock Purdy strahlt eine Ruhe aus, etwas, das er auch auf dem Spielfeld zeigt. Er kann aggressiv Plays angehen, aber zugleich kühl, abgeklärt bleiben.
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Cam Newton kritisiert Brock Purdy
Aber dies bringt ich auch Kritiken ein. Wie unlängst von Cam Newton, der ihn als Game-Manager bezeichnete. Die Nominierung zu einem der fünf Anwärter auf die MVP-Auszeichnung? Nichts für den ehemaligen MVP Newton.
Nicht mal zu den besten fünf seines Teams zählte ihn der einstige Super Bowl-Teilnehmer mit den Carolina Panthers.
Aber nicht nur Newton, auch in den sozialen Netzwerken schlägt Purdy Gegenwind entgegen.
Aber was entgegnet Purdy auf diese Kritik? "Das ist Teil des Spiels", sagt er. "Ich konzentriere mich darauf, was ich zu tun habe. Für mich ist es wichtig, den Respekt und das Vertrauen meiner Teamkollegen zu haben."
Und Brandon Allen, der als dritter Quarterback bei den 49ers tagtäglich mit ihm arbeitet, springt Purdy im Gespräch mit ran zur Seite.
"So ist das Leben, so ist Social Media", sagt er. "Jeder mag diese guten Geschichten, wenn ein Spieler als letztes gedraftet wird. Aber anscheinend mag man es nicht, wenn diese gute Geschichte sich in einen guten Spieler wandelt. Die Leute wollen ihn wohl wieder runtermachen, weil er oben angekommen ist. Er macht einen großartigen Job. Und er lässt sich von dem, was da täglich geschrieben wird, nicht beeinflussen."
Fazit: Offensive Offensiv dürften die 49ers die Nase vorn haben. QB Purdy schlägt Mahomes statistisch gesehen knapp. An Runningback McCaffrey kommt aktuell keiner in der Liga vorbei. So auch nicht Chiefs RB Isiah Pacheco. Tight End George Kittel hat ähnliche Zahlen wie Kontrahent Kelce. Jedoch braucht Kittle dafür deutlich weniger Catches. Bei den Receivern zeigte Aiyuk mit knapp 400 Yards mehr ebenfalls bessere Statistiken. Die Backups flachen bei beiden Teams etwas ab. In der O-Line tun sich beide Teams nicht viel.
Fazit: Defensive Bei der Defensive ist es etwas ausgeglichener. Die D-Line der Chiefs kann auf dem Papier mehr Sacks, die 49ers dafür deutlich mehr Tackle-For-Loss vorweisen. In der Laufverteidigung stehen die 49ers besser da. Gerade Fred Warner als Middlelinebacker dominiert seinen Gegenüber. Auffällig: Bei den Chiefs verteilen sich die Stats allerdings stärker auf alle LB im Kader. Kansas City hat die bessere Passverteidigung. Jedoch konnten die 49ers deutlich mehr Turnovers kreieren.
Fazit: Special Teams Beide Special Teams agieren in etwa gleichauf. Mit Harrison Butker haben die Chiefs einen der besten Kicker in ihren Reihen, auch statistisch. Dafür trugen die 49ers den Kick-Off fast 200 Yards weiter zurück. Die Chiefs sind im Punt-Return besser.
Purdys Geschichte ist schließlich wirklich eine gute. Als Letzter im Draft 2022 ausgewählt, schwingt er sich innerhalb weniger Monate - auch von Verletzungen Jimmy Garoppolos und Trey Lances begünstigt - zu San Franciscos Starter auf, der als "Mr. Irrelevant" sein Team bis ins NFC Championship Game führt.
Erst eine schwere Ellbogenverletzung stoppt ihn. Aber nur kurz. Eine OP und sechs Monate Reha später steht er wieder im NFC Championship Game, dreht gegen die Detroit Lions einen schier aussichtslosen 7:24-Rückstand in einen Sieg.
"Er ist einfach ein Gewinner. Es gibt jetzt nicht eine Eigenschaft, die ihn besonders auszeichnet, es ist einfach alles", führt Allen weiter aus.
"Er bringt die schweren Pässe an den Mann, er läuft auch, wenn sein muss, er bringt sich in die richtige Position. Er hat einfach die Gewinner-Mentalität."
Die Zahlen der Regular Season bestätigen Allen dabei. Top 5 bei den Passing Yards, Top 3 bei den Touchdown-Pässen und ganz oben beim Passer Rating, bei Quarterbacks, die mehr als fünf Saisonspiele bestritten haben.
Und auch in den Playoffs bringt Purdy die Bälle in den entscheidenden Spielsituationen an den Mann - wie bei einem Pass auf Conley gegen die Packers oder auf Kyle Juszczyk.
"Kein Spiel ist zu groß für Brock"
Im Super Bowl muss er es nun gegen den Meister der schweren Bälle, Patrick Mahomes machen. Einer der die beiden Passgeber gut kennt ist Wide Receiver Conley, der bis 2018 – Mahomes erste volle Saison - bei den Chiefs spielte.
Auch wenn beide schwer zu vergleichen sind, findet Conley eine Gemeinsamkeit: "Beide sind richtige Wettkampftypen", sagt er.
Während Purdy auf der Opening Media Night Bühne noch den Schatten Mahomes suchte, dürfte sich dies am Sonntag ändern. "Kein Spiel ist zu groß für Brock", ist sich Allen sicher.
Aktuell hinterlässt Purdy den Eindruck, dass er für die große Bühne bereit ist.