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Trevon Diggs von den Dallas Cowboys: Der "Jameis Winston unter den Cornerbacks"
- Aktualisiert: 21.11.2021
- 11:04 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Zwischen Genie und Wahnsinn: Trevon Diggs von den Dallas Cowboys ist der Mann für die Big Plays. Oft im Sinne seiner Mannschafft. Aber nicht immer.
München/Dallas – Es gibt viele Top-Cornerbacks, die werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.
Sie decken den gegnerischen Passempfänger so gut ab, dass er gar nicht erst angeworfen wird. Die Folge: keine Interception, kein Tackle, kein zugelassener Touchdown. Passverteidiger von diesem Schlage tauchen in den Highlights oft nicht auf.
Und es gibt Trevon Diggs. Ein Cornerback, bei dem praktisch immer etwas los ist. Gefühlt lässt er ein Big Play nach dem anderen folgen - im positiven wie im negativen Sinne.
Acht Interceptions, zwei davon zum Touchdown
Der 23-Jährige von den Dallas Cowboys fing in der laufenden Saison bereits acht Interceptions, trug die abgefangenen Bälle daraufhin für insgesamt 142 Yards und zwei Touchdowns zurück. All das sind mit Abstand NFL-Bestwerte, die er gegen die Kansas City Chiefs am Sonntag ausbauen möchte (ab 22:25 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de).
Macht das Diggs zu einem Kandidaten für den Defensive Player of the Year?
Sam Monson, einer der führenden Football-Analysten von "Pro Football Focus", bezweifelt das. "Interceptions bieten keine gute Möglichkeit, um die Leistungen eines Cornerbacks zu bemessen", erklärt er gegenüber "nfl.com". "Man müsste viel Schlechtes ignorieren, um in Diggs einen Kandidaten zum Defensive Player of the Year zu sehen."
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Die Kehrseite: Kein anderer Spieler lässt so viele Yards zu
Der Spielstil von Diggs hat nämlich eine Kehrseite: Fängt er keine Interception, ist er teilweise völlig schlecht positioniert. Er ließ in der laufenden Saison über die Luft bereits 458 Yards zu. Auch das ist Höchstwert in der NFL.
"Ich habe gesehen, dass einige Leute Diggs als den Jameis Winston unter den Cornerbacks bezeichnen", erzählt Monson.
Zur Erklärung: Quarterback Winston, der mittlerweile bei den New Orleans Saints unter Vertrag steht, fiel jahrelang dadurch auf, dass sich Touchdown-Pässe und Interceptions regelmäßig abwechselten. Sein Spielstil bewegte sich zwischen Genie und Wahnsinn - genauso wie der von Diggs.
Möglicherweise liegen spektakuläre Plays einfach in der Familie Diggs. Trevons älterer Bruder Stefon ist Wide Receiver bei den Buffalo Bills und fing in den vergangenen drei Spielzeiten jeweils Pässe für mehr als 1.000 Yards. Vergangene Saison erreichte er mit 1.535 Receiving-Yards sogar einen Karriere-Bestwert.
Vergangenheit als Wide Receiver
Auch sein fünf Jahre jüngerer Bruder Trevon hat eine Vergangenheit als Passempfänger. Nicht nur an der High School, sondern auch in seiner ersten College-Saison bei Alabama Crimson Tide war er parallel als Defensive Back, Return-Spezialist und Wide Receiver aktiv.
Als Head Coach Nick Saban ihm mitteilte, er würde zukünftig nur noch als Cornerback aufgestellt werden, stieß das bei Diggs auf wenig Gefallen. "Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich verletzt", erzählte er bei einer Pressekonferenz. "Ich habe danach gleich meinen Bruder angerufen und geweint."
Doch für Selbstmitleid ist in der Familie Diggs kein Platz. Stefon riet seinem jüngeren Bruder dazu, hart an sich zu arbeiten, um als Cornerback richtig durchzustarten. "Genau das habe ich getan. Ich habe alles aufgesaugt und hart gearbeitet. Heute bin ich Saban dankbar", erzählt Diggs.
Zudem profitiert er von seinen Erfahrungen in der Offense. "Als ehemaliger Wide Receiver kenne ich alle Routen. Das macht die Dinge viel einfacher. Ich kann so etwas erkennen. Es ist mir nicht fremd. Ich weiß genau, was passieren wird."
Auch Head Coach Mike McCarthy führt Diggs' Interceptions auf seine Vergangenheit als Passempfänger zurück. Werde ein Ball geworfen, bei denen die Chancen für Wide Receiver und Cornerback bei "50:50 stehen, ist es nicht 50:50, wenn Diggs daran beteiligt ist." Aufgrund seiner Fangsicherheit habe er oftmals einen Vorteil.
Offense und Defense? Diggs wäre einsetzbar wie Deion Sanders
Kurzzeitig gab es bei den Cowboys sogar die Überlegung, den Zweitrunden-Pick des NFL Draft 2020 parallel in der Offense und der Defense einzusetzen. "Er könnte ein Deion-artiger Spieler sein", sagt Stephen Jones, der Director of Player Personnel der Cowboys.
Damit spielt er auf die Cowboys-Ikone Deion Sanders an, der als einer der besten Cornerbacks der Geschichte gilt, parallel dazu auch als Passempfänger eingesetzt wurde und in seiner besten Saison auf 475 Receiving Yards kam.
Die Idee, Selbiges mit Diggs zu versuchen, wurde aufgrund des gut besetzten Receiver-Corps zwar schnell wieder verworfen. "Aber es ist offensichtlich, dass er dazu gute Gene hätte, weil sein Bruder einer der besten Receiver der Liga ist. Er hat sicherlich ähnliche Ballfähigkeiten wie ein Wide Receiver."
Auch deshalb wird Diggs wohl nie zu den Cornerbacks zählen, die von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden.
Oliver Jensen
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