"Deto" spricht über seinen Sieg beim FIWC
Kai "Deto" Wollin: "Trauere dem Finale noch hinterher"
- Aktualisiert: 24.08.2017
- 13:22 Uhr
- eSport Studio/Holm Kräusche
FIWC-Weltmeister Kai "Deto" Wollin spricht im Interview über seinen Titelgewinn und das Leben als FIFA-Profi.
Dortmund - Kai "Deto" Wollin hat es geschafft. Er ist PlayStation-Weltmeister beim FIWC geworden, der wichtigsten FIFA-Weltmeisterschaft. Im Interview erklärt uns der sympathische Champion, was er mit seinem Gewinn vorhat, warum er in fünf Jahren definitiv kein FIFA mehr spielt und was Anfänger besser machen können.
ran.de: Du bist der erste deutsche FIFA-Weltmeister auf der PS4. Du hast 40.000 Dollar gewonnen. Kannst du es überhaupt schon begreifen?
Kai "Deto" Wollin: Ja, so langsam geht das schon. Wobei ich natürlich dem Finale immer noch ein bisschen hinterher trauere und da geht es eigentlich nicht um das Geld, sondern der beste Spieler der Welt zu sein. Auch wenn ich es auf der PlayStation bin, wär ich es gern auch insgesamt gewesen.
ran.de: Was hast du mit dem Preisgeld vor?
Wollin: Einen Teil davon gebe ich meinen Eltern, weil die mich immer unterstützt und es somit auch verdient haben. Einen weiteren Teil werde ich für einen neuen PC und Streaming-Equipment ausgeben und den Rest werde ich sparen.
ran.de: Wie hast du deinen Erfolg gefeiert?
Wollin: Bis jetzt leider gar nicht. Ich habe schon am Turniertag selbst gemerkt, dass ich krank werde. Jetzt breitet sich das Ganze aus und viel Zeit hab ich ehrlich gesagt auch nicht, weil ich mich schon wieder auf das deutsche Finale am Samstag vorbereiten muss. Wenn für mich die Saison nach Samstag abgeschlossen ist, dann werde ich auf jeden Fall die komplette Spielzeit feiern und dann habe ich mir das auch verdient.
ran.de: Wer war dein härtester Gegner im Turnier?
Wollin: Ich würde sage, zwischen "TimoX" und "Gorilla" war da nicht viel Unterschied. Beide sind unglaublich starke Spieler. Gegen Timo habe ich natürlich schon ein bisschen häufiger gespielt, aber das waren definitiv meine härtesten Gegner. Timo im Golden Goal, das war schon ein Highlight.
ran.de: Du hast im Finale gegen "Gorilla" verloren. Bist du enttäuscht oder wäre mehr drin gewesen?
Wollin: Definitiv enttäuscht. Zum einen hatte er ja seinen eigenen Controller, das hat ihm einen Riesenvorteil verschafft. Und im Hin- und Rückspiel ist schon richtig viel gegen mich gelaufen, das war schon sehr bitter. Aber so ist FIFA und so ist der echte Fußball, das kann man nun Mal nicht ändern. Ich hätte ein klein bisschen mehr Glück gebraucht, oder ein kleines bisschen besser spielen können.
ran.de: Wie hast du dich auf das FIWC-Finale vorbereitet?
Wollin: Ich habe mein Trainingspensum erhöht, meistens so drei bis vier Stunden täglich gespielt und ich habe versucht, gegen jeden Spielstil, der im Turnier vorkommt, zu spielen. Dann bist du auf alles vorbereitet und fängst nicht erst im Turnier an, nachzudenken, was du gegen diese Spielstile machst.
ran.de: Welche Tipps hast du für FIFA-Spieler?
Wollin: Für Anfänger muss ich sagen, dass es jetzt eine richtig gute Zeit ist, weil man mit FUT Champions genau sehen kann, wo man steht und da auch immer gegen bessere Spieler spielt. Als ich angefangen hab, habe ich auch immer versucht, gegen bessere Spieler zu spielen, hab geschaut, was die genau besser machen als ich.
Für Fortgeschrittene: Da würde ich vorschlagen, dass man die Spiele, die man verliert, aufnimmt und dann im Nachhinein nochmal drüber schaut, was falsch gelaufen ist. Das mache selbst ich auch noch. Wenn man im Spiel ist, merkt man oft gar nicht, was genau schiefgelaufen ist in der Situation.
ran.de: Mit welchem "normalen" Team spielst du bei FIFA?
Wollin: Head2Head habe ich ehrlich gesagt so gut wie gar nicht gespielt. Aber ich glaube, wenn ich H2H spielen würde, würde ich Manchester United nehmen, weil sie einfach einen sehr ausgeglichenen und sehr guten Kader haben. Martial ist überragend in FIFA, genau die richtigen Werte. Aber natürlich wäre auch Madrid eine Option.
ran.de: Was war dein erstes FIFA?
Wollin: Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, ich glaube 2004. Vorher, als kleiner Junge, habe ich noch intensiv Fußball gespielt, da war nicht so viel mit Playstation oder PC.
ran.de: Wie und warum wurdest du FIFA-Profi?
Wollin: Das war jetzt nicht unbedingt ein Ziel von mir, ich hab halt gegen Freunde gespielt und da habe ich gemerkt, dass ich jedes Spiel gewinne. Ich wollte immer gegen noch Bessere spielen und wollte gucken, wo die Messlatte ist und ob irgendwann auch vielleicht der Punkt ist, an dem ich nicht mehr weiterkomme. Und so ist dann eins zum anderen gekommen.
ran.de: Mit deinen 28 Jahren gehörst du zu den älteren Zockern. Wie schwer ist es, gegen die Jüngeren mitzuhalten?
Wollin: Also ich persönlich glaube, dass Alter bei mir noch keine große Rolle spielt. Ich glaube, ab 35 aufwärts wird es dann schwieriger, weil da geht es auch um Reaktionen und dergleichen. Tendenziell würde ich FIFA auch eher mit Darts vergleichen, als mit echtem Sport. Das kann man eigentlich schon relativ lange machen, vor allem wenn man die Motivation und den Willen hat, auf Topniveau zu spielen.
ran.de: Kannst du als FIFA-Profi "nur" vom Gaming leben?
Wollin: Ich glaube schon, dass es funktionieren wird. Ich hab ja jetzt auch einen privaten Sponsor, Auftritte und hoffentlich auch in der Zukunft einen Verein, mit dem ich mich identifizieren kann. Es ist nur die Frage, wie lange und wie gut man davon leben kann. Das muss jeder für sich selbst abwägen.
ran.de: Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Wollin: In fünf Jahren spiele ich kein FIFA mehr. Ich versuche, das noch zwei bis drei Jahre auf Topniveau zu machen. Dann bin ich auch mit meinem Studium fertig, habe hoffentlich noch ein oder zwei Titel mitgenommen und dann schaue ich einfach, wo es mich hinführt, ob ich weiter im eSport aktiv bleibe oder mich komplett abwende. Ich schaue mir die Entwicklung an und was sich so ergibt. Ich habe kein festen Plan.
ran.de: Leipzig, Schalke oder Wolfsburg haben bereits eSport-Teams. Was fehlt der Szene noch, um den nächsten Schritt zu machen?
Wollin: Ich glaube, dass wir noch einen Riesenschritt weiter sind, wenn eine eigene Liga entsteht, mit ausschließlich Teams aus der Bundesliga. Eine richtige offizielle deutsche Meisterschaft. Dann wird es auch irgendwann soweit kommen, dass es Champions-League-Formate gibt. Ansonsten sind wir auf einem guten Weg, die Preisgelder steigen, die Zuschauerzahlen steigen. Irgendwann werden wir vielleicht ganze Stadien füllen, das wäre dann nochmal ein Schritt nach dem nächsten Schritt.