2. Bundesliga
FC St. Pauli: Vom Abstiegs-Kandidaten zum Aufstiegs-Favoriten in nur zehn Monaten
- Aktualisiert: 24.10.2021
- 12:03 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Im Januar 2021 schien der FC St. Pauli noch der 3. Liga entgegen zu steuern. Dann gelang die große Wende. Nun sind die "Kiezkicker" Tabellenführer der 2. Liga und Top-Favorit auf den Aufstieg.
Hamburg – Vier Siege in Folge, die heimstärkste Mannschaft der Liga, Tabellenplatz 1 – der FC St. Pauli hat sich zur Spitzenmannschaft der 2. Liga gemausert.
"Für mich ist St. Pauli der Favorit auf den Aufstieg. Und zwar nicht über die Relegation, sondern für den Direktaufstieg", sagte Karlsruhe-Trainer Christian Eichner bei "Sport1". Heidenheim-Coach Frank Schmidt sieht das ähnlich: "Der Aufstieg führt nur über den FC St. Pauli."
Auch Markus Kauczinski, der bis zum April 2019 selbst noch Trainer der Hamburger gewesen ist, sieht seinen Ex-Verein ganz oben und sagte bei "Sky": "Das ist eine gute Truppe. Man merkt, dass sie auch von der Bank immer noch Qualität nachlegen können. Das ist eine Mannschaft, mit der man rechnen muss."
Timo Schultz drohte im Januar das Aus
Vor knapp zehn Monaten sah die Welt auf St. Pauli noch völlig anders aus. Die Hamburger konnten nur eines der ersten 15 Spiele der vergangenen Saison gewinnen, standen auf einem direkten Abstiegsplatz und hatten drei Punkte Rückstand auf das rettende Ufer.
Timo Schultz, der erst wenige Monate zuvor vom Jugendtrainer zum Cheftrainer befördert wurde, wäre vermutlich bald freigestellt worden, hätte es nicht den sportlichen Turnaround gegeben.
Doch den gab es – und was für einer!
Die Hamburger gewannen plötzlich sieben von acht Spielen.
Ein Grund dafür war die gelungene Transferpolitik. Schultz und der Sportliche Leiter Andreas Bornemann scheuten nicht davor zurück, langjährige Publikumslieblinge vor die Tür zu setzen.
Torwart Robin Himmelmann wurde förmlich degradiert und weggeschickt, auch der ehemalige Kapitän Daniel Buballa hatte im Verein keine Zukunft mehr. Dies sorgte zwar für Kritik aus der Fanszene. Sportlich allerdings ging es rapide bergauf.
Leihspieler wie Rodrigo Zalazar (jetzt Schalke 04), Omar Marmoush (VfB Stuttgart) und Torwart Dejan Stojanovi (FC Middlesbrough) machten St. Pauli zur viertbesten Mannschaft der Rückrunde in der Saison 2020/2021.
Auch in der zurückliegenden Transferperiode lag St. Pauli unter anderem mit den Verpflichtungen von Innenverteidiger Jakov Medic und Torwart Nikola Vasilj goldrichtig.
Torjäger Guido Burgstaller "ein absoluter Torjäger"
Der Unterschiedsspieler der Mannschaft ist allerdings Guido Burgstaller. Der Mittelstürmer, der vor gut einem Jahr bei Schalke 04 aussortiert wurde, ist mit neun Treffern der zweitbeste Torjäger der 2. Bundesliga. Alleine in den vergangenen vier Spielen gelangen ihm fünf Tore – mehr als Simon Terodde.
"Das ist kein Zufall bei ihm", sagt Schultz und lobt dessen Abschlussqualität: "Er hat eigentlich schon seine gesamte Karriere bewiesen, dass er ein absoluter Torjäger ist."
In den ersten zehn Saisonspielen hat St. Pauli bereits 23 Tore erzielt und lediglich zehn Gegentreffer zugelassen. Beides sind jeweils der zweitbeste Wert der Liga. Besonders beachtlich: Die Verteidigung ließ keinen einzigen Gegentreffer per Standard zu.
Vor allem im heimischen Millerntor-Stadion ist St. Pauli eine Macht: fünf Spiele, fünf Siege – der Bestwert der Liga. Sonntag ist der Aufsteiger FC Hansa Rostock zu Gast, der lediglich eines der letzten vier Spiele gewinnen konnte. Eine Fortsetzung der Erfolgsserie erscheint also möglich.
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Schultz senkt den Hype: "Zählen nicht zu den Schwergewichten"
Schultz ist trotz der Erfolgsserie um eine realistische Einschätzung bemüht: "Mir war das ein bisschen zu viel, wenn vom Spitzenreiter St. Pauli und den zwölf Gründen geschrieben wurde, warum St. Pauli oben steht oder besser ist als der Stadtnachbar. Das geht alles so schnell."
Und weiter: "Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass wir unsere Leistung bringen. Superlative auszurufen, ist nicht unser Ding."
Und was sagt er zu dem vielen Lob der Trainerkollegen? "Mir ist es tausendmal lieber, wenn man uns mit dem Aufstieg als mit dem Abstieg in Verbindung bringt", antwortet er.
Grundsätzlich könne seine Mannschaft allerdings befreit aufspielen: "Den Druck, aufsteigen zu wollen und zu müssen, haben andere. Wir haben die luxuriöse Situation, nicht zu den Schwergewichten und Favoriten zu zählen."
Wenn er sich da nicht einmal täuscht …
Oliver Jensen
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