Müller-Wohlfahrts Ende beim FC Bayern - Diesmal ist es ein Würdiges
Müller-Wohlfahrts Ende beim FC Bayern: Diesmal ein würdiges
Nach 40 Jahren ist für Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt im Sommer beim FC Bayern Schluss. Es ist nicht der erste Rücktritt. Schon im Jahr 2015 beendete er seine Karriere beim FC Bayern, nachdem die Spannungen mit dem damaligen Coach Pep Guardiola eskalierten. Eine der größten Erfolgsgeschichten im deutschen Fußball sollte ein schmutziges Ende finden. Zwei Jahre später kehrte er allerdings als Team-Arzt zurück und konnte sein Erbe zu Ende führen. Nun beendet er erneut seine Karriere, diesmal mit einem Happy End. ran.de zeigt, warum es dazu fast nie gekommen wäre.
Ein holpriger Beginn
Die Beziehung zwischen Müller-Wohlfahrt und Guardiola stand damals von Beginn an auf holprigen Füßen. In seiner Biografie erklärte Müller-Wohlfahrt im Nachhinein: "Der erste Tag war in Ordnung, der zweite auch, doch schon am dritten kam Guardiola auf mich zu und fuhr mich aus heiterem Himmel an: ‚Was ist hier eigentlich los? Ich dachte, ich komme in die beste medizinische Abteilung der Welt, und wir haben zwei Dauerverletzte, die schon längst wieder gesund sein sollten. Was soll denn das?' Er sagte das in einem aggressiven, vorwurfsvollen Ton."
Kein Vertrauen seitens des Trainerteams
Ein wichtiger Punkt in der Zusammenarbeit zwischen Trainer und Ärzte-Team ist gegenseitiges Vertrauen. Für Müller-Wohlfahrt war dies von Anfang an nicht gegeben: "Er wusste alles besser: fünf Minuten Aufwärmen im Schnelldurchlauf, das musste reichen. Doch das konnte nicht gut gehen. Ich konnte Pep aber schlicht nicht erreichen. Immer wenn ich mit ihm sprechen wollte, wandte er sich sofort ab und ging weg", sagte er. Generell schien sich die Zusammenarbeit innerhalb des Vereins zu ändern: "Unter Pep Guardiola veränderte sich das Klima beim FC Bayern. Einerseits interessierte er sich absolut nicht für medizinische Fragen, verlangte aber andererseits von uns, Wunder zu vollbringen."
Das entscheidende Spiel in Porto
Als entscheidender Punkt in der Beziehung zwischen "Mull" und Pep wird das Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel 2015 beim FC Porto gesehen. Damals mussten die Münchner auf viele verletzte Spieler verzichten und verloren mit 3:1. Für Pep war damals Müller-Wohlfahrt der Schuldige, wie sich dieser erinnert: "Ich wurde vor versammelter Mannschaft lautstark angegriffen und für die vielen Verletzten verantwortlich gemacht. Ich sei schuld am körperlichen Zustand der Spieler und letztlich an der Niederlage. Es könne nicht sein, dass die Verletzungen bei uns sechs Wochen dauerten und in Spanien nur 14 Tage. Ich fühlte mich in meinem Ehrgefühl tief verletzt", erklärte der Team-Arzt in seiner Biografie.
Der erste Rücktritt
Nach dem Spiel in Porto sollte es zu einer Aussprache zwischen den beiden Parteien kommen. Tatsächlich endete das Gespräch im Streit und sollte der Auslöser für den ersten Rücktritt von Müller-Wohlfahrt beim FC Bayern werden. "Guardiola und ich setzten uns an den großen Tisch, an dem die Spieler morgens frühstücken, das Geschirr stand noch darauf. Es sollte eine Aussprache werden – und es wurde ein Eklat. Ich habe völlig die Beherrschung verloren, Guardiola angeschrien und dann derart mit der Faust auf den Tisch gehauen, dass die Teller und Tassen nur so gescheppert haben. Zum ersten Mal in all den Jahren bin ich laut geworden."
Müller-Wohlfahrt: "Mensch mit einem schwachen Selbstbewusstsein"
Nach zwischenzeitlich 38 Jahren trat Müller-Wohlfahrt von seinem Amt als Team-Arzt beim FC Bayern zurück. Am Ende krachte es gewaltig: "Ich halte Pep Guardiola für einen Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen. Er scheint deshalb in ständiger Angst zu leben, nicht so sehr vor Niederlagen, sondern viel mehr vor dem Verlust von Macht und Autorität."
Die Rückkehr
Im November 2017 dann die große Überraschung. Müller-Wohlfahrt kehrt als Mannschaftsarzt zum FC Bayern zurück. Grund dafür war unter anderem Jupp Heynckes, mit dem Müller-Wohlfahrt gut konnte. Zudem war es eine Herzensangelegenheit, für den damals 75-Jährigen sein Kapitel beim FC Bayern friedlich beenden zu können. "Es bereitet mir Freude, wieder bei dem Verein zu arbeiten, für den ich schon so lange tätig war", sagte er damals: "Ich freue mich, wieder beim FC Bayern zu sein. Es ist wie die Rückkehr zu einer Familie", gab er an. Nun verlässt er diese Familie ein zweites Mal. Jedoch diesmal im Guten und ohne Groll.
Das Ende
Nach über 40 Jahren endet nun die Reise von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt beim FC Bayern. In Zukunft will er sich auf seine Patienten in der Praxis konzentrieren. Dazu werden auch weiterhin einige Spieler des Rekordmeisters zählen, nur eben nicht mehr am Spielfeldrand. "Wenn ich auf meine vierzig Jahre beim FC Bayern zurückblicke, bin ich glücklich und sehr zufrieden. Die Erlebnisse, die wir hier gemeinsam hatten, die Erfolge, die wir zusammen gefeiert haben und vor allem die Menschen, die ich in diesem Verein kennengelernt habe, haben mein Leben nachhaltig geprägt. Ich wünsche dem FC Bayern für die Zukunft alles erdenklich Gute", sagte er in einem offiziellen Statement. Der würdige Abschied für eine Vereinslegende, der zwischenzeitlich auf der Kippe stand.