Schneechaos, U17, EM-Los: Sieben steile Thesen zum Fußball-Wochenende
Die Erkenntnisse des Wochenendes
Eingeschneite Bayern, DFB-Youngster im Freudentaumel, mehr Losglück als Verstand und ein BVB-Coach mit Realitätsverzerrung. Das 1. Advents-Fußball-Wochenende hatte es in sich. Und bietet Steilvorlagen für sieben steile Thesen. Aber aufgepasst: Hinter jeder Behauptung könnte sich ein Augenzwinkern verstecken.
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1. These: Mit Terzic als Trainer wird der BVB nie Meister
Er hat schon vieles mitgemacht, der gute Edin Terzic. Interims-Trainer, Chefcoach, Technischer Direktor und wieder Trainer. Wegen der eigens verpatzten Meisterschaft auch noch einer mit dem Attribut "der Herzen". Doch Terzic ist lernwillig, allerdings auf fragwürdigem Terrain.
1. These: Mit Terzic als Trainer wird der BVB nie Meister
In guter alter Tuchel-Manier holte Terzic bei DAZN zum Super-Rant aus. Der VAR hätte dem BVB den Sieg geklaut, so der Tenor. Gemeint war eine Szene, in der Adeyemi im Klinsi-Gedächtnis-Style einen Elfer erfliegen wollte. Für Terzic "der klarste Elfmeter" des Tages. Für Experte Michael Ballack "zu wenig". Der Schiedsrichter sah es ebenso.
1. These: Mit Terzic als Trainer wird der BVB nie Meister
Egal. Für Terzic war es der entscheidende Moment. Selbstkritik dafür Fehlanzeige. Zwar ging der BVB früh in Führung, hatte diese aber in keiner Minute der Partie verdient. Allenfalls die kompakte Abwehr – ein Verdienst von Oldie Mats Hummels – hatte Normalform.
1. These: Mit Terzic als Trainer wird der BVB nie Meister
Weil sich Ballack trotz Schimpftirade nicht überzeugen ließ, schnauzte Terzic: "Ich bleibe dabei und ich habe ja auch nicht für Leverkusen gespielt." Dem Ex-Leverkusener entlockte das ein müdes Lächeln. Über Terzic bleibt zu sagen: Die Opferrolle steht ihm nicht und bremst vielleicht sogar die Mannschaft aus. So wird der BVB nicht Meister.
2. These: Das Titelrennen bleibt spannend bis zum Schluss
Nun gut, so steil ist die These nicht. Als Tabellenführer ist der größte Bayern-Jäger Leverkusen seiner "Beute" aktuell sogar voraus. Nach dem Stolperer gegen Dortmund aber auch nur noch, weil die Münchner schneefrei hatten. Trotzdem können wir uns auf ein spannendes Titelrennen vorbereiten. Schuld ist Xabi Alonso.
2. These: Das Titelrennen bleibt spannend bis zum Schluss
Alonso hat dem ewigen Vize Siegermentalität eingehaucht. Selbst das Remis gegen den BVB bekräftigt das. Gerade wenn es nicht nach Plan läuft, ist auf das goldene Händchen des Trainers Verlass. Joker Schick legt Sekunden nach seiner Einwechslung das überfällige 1:1 auf. Sinnbildlich. Vorbildlich. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass das so weitergeht.
3. These: Bayern ist der Gewinner des 13. Spieltags
Es hatte durchaus Unterhaltungsfaktor. Müller und Goretzka im Schneegestöber, Profi-Kletterer bei Räumungsarbeiten auf dem Dach der Allianz Arena – und verärgerte Union-Fans, die am Münchner Hauptbahnhof unverrichteter Dinge vergeblich auf die Rückreise warteten. Trotz des unfreiwilligen Ruhetags war es dennoch der Spieltag des Rekordmeisters.
3. These: Bayern ist der Gewinner des 13. Spieltags
Leverkusen lässt gegen Dortmund bekanntlich einen Punkt liegen und hat nun nur noch drei Zähler Vorsprung auf die Münchner. Bei schlechterem Torverhältnis. In der imaginären Zukunftstabelle bedeutet das wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Machtwechsel an der Spitze. Wenn auch hauchzart. So lässt sich das Schneechaos doch genießen.
4. These: An VfB-Knipser Undav kommt der Bundestrainer nicht vorbei
Jaja, wir hören schon die Kritiker. Die Liste der Stürmer, die im Verein auftrumpften, im Nationaltrikot dann aber kaum einen Stich machten, ist lang. Helmes, Kießling, Schlaudraff, Cacau, Petersen, Volland, selbst Werner – keiner wurde der Heilsbringer. Und trotzdem war es einen Versuch wert. Deswegen führt kein Weg an Undav vorbei.
4. These: An VfB-Knipser Undav kommt der Bundestrainer nicht vorbei
Warum? Einfach. In zehn Bundesliga-Spielen erzielte der 27-Jährige acht Tore. Damit ist er gemeinsam mit Leroy Sane der beste deutsche Torschütze. Einziger Unterschied: Undav benötigte für seine Tore 544 Spielminuten, Sane – in dieser Saison in absoluter Topform – 1043 Minuten. Noch Fragen?
5. These: Mit dem WM-Titel der U17 hat sich der DFB ein Ei gelegt
Moment mal, wird uns nicht seit Jahren eingetrichtert, dass Deutschland keine Talente und der DFB eine schlechte Nachwuchsarbeit hat? Wird nicht so jedes desolate Abschneiden der Nationalmannschaft begründet? Selbst Rudi Völler konstatierte ein Qualitätsproblem. Tenor: Die Engländer, die Spanier, Franzosen – alle besser.
5. These: Mit dem WM-Titel der U17 hat sich der DFB ein Ei gelegt
Dann schießt sich die U17 plötzlich zum Europa- und Weltmeister. Noch schöner: Die Titel sind nicht glücklich, sondern erspielt. Der gemeine Fußball-Fan reibt sich verwundert die Augen – und frohlockt, während dem DFB Übles schwant: Die Ausrede vom schwachen Nachwuchs glaubt keiner mehr.
6. These: Wück löst Nagelsmann als Bundestrainer ab
Der bombastische Erfolg der U17 hat einen Vater: Trainer Christian Wück. Der frühere Stürmer ist seit 2012 in Diensten des DFB, macht einen Granaten-Job. Was man von Bundestrainer Nagelsmann aktuell (noch) nicht behaupten kann. Die Pleiten gegen die Türkei und Österreich glichen einem Offenbarungseid. Und das ein halbes Jahr vor der Heim-EM.
6. These: Wück löst Nagelsmann als Bundestrainer ab
Erschreckend Nagelsmanns Aussage nach dem letzten Test: Deutschland werde auch bei der EM kein Abwehrwunder sein. Dabei weiß der Volksmund genau, dass die Defensive Turniere gewinnt. Was passiert also, wenn die nächsten Tests erneut schiefgehen? Die Glaskugel sagt: "Das Volk fordert Wück. Wück for Bundestrainer. Mit Wück haben wir Glück!"
7. These: Der Fußball-Gott ist Deutscher
Was haben wir die Todesgruppe gefürchtet. Italien, Niederlande, die Türkei – das Worst-Case-Szenario sah rabenschwarz aus. Doch wie so oft war uns das Losglück hold. Schottland, Ungarn, Schweiz. Der Fußball-Gott muss Deutscher sein. Der Anstand gebietet es, höflichst Respekt vorzugaukeln. Insgeheim aber jubelt das Fußball-Herz bestimmt auch beim DFB.
7. These: Der Fußball-Gott ist Deutscher
Jetzt steht dem Titel doch fast nichts mehr im Weg. Wäre da nicht die K. o.-Runde. Schon im Achtelfinale warten Spanien, Italien oder Kroatien. Das kann eigentlich nur klappen, wenn sich vorher These 4 und 6 bewahrheiten. Oder wenn der Fußball-Gott die 7. These selbst unter Beweis stellt - sozusagen als Wiedergutmachung für seinen Winterschlaf in Katar.