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Wechsel zu den Bayern fix

Borussia Mönchengladbach: Michael Cuisance und die "Generation Ego"

  • Aktualisiert: 17.08.2019
  • 13:24 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago images / eu-images
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Mittelfeld-Juwel Michael Cuisance ist ein großes Talent, das jetzt zum FC Bayern München gewechselt ist. Der Beweis: Er gehört zu der Generation an Talenten, der es nicht schnell genug gehen kann. 

München/Mönchengladbach – Es gibt Spieler, da merkt man selbst als Laie sofort: der kann was. Da ist Potenzial für mehr. 

Diese Spieler haben das gewisse Etwas, diese Aura, eine Leichtigkeit, die anderen fehlt. Eigenschaften, die einen Unterschied machen. Die zu Höherem berufen sind. Man kann das schwer fassen, weil es die Gesamtheit des Auftritts ist. Elegant, technisch ausgereift, ideenreich. Da schlummert Weltklasse.

Michael Cuisance ist so einer. 

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Feingeist und Virtuose

Ein Rohdiamant. Ein Feingeist, ein Virtuose mit einer gewissen Portion Extravaganz. Einer, der dem Spiel Kreativität, Akzente, Überraschungen verleihen kann. Man weiß: Wird er vom richtigen Trainer geschliffen, kann sich in Ruhe entwickeln, kommen die nächsten Schritte automatisch. Immer mit der Einschränkung, dass es auch bei den angeblichen Supertalenten nie eine Garantie gibt. Sondern Rückschläge, Stagnation. Es liegt dann immer auch am Spieler, was am Ende aus der Karriere wird.

Borussia Mönchengladbach im ran-Check
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Gladbach im ran-Check: Mit neuem Spielsystem in rosige Zeiten

Vor dem Start der Bundesliga-Saison 2019/20 nimmt ran.de die 18 Teams unter die Lupe. Diesmal: Borussia Mönchengladbach.Die "Fohlen" wollen mit Neu-Trainer Marco Rose sportlich einen guten Schritt nach vorne machen. Doch dafür müssen die Gladbacher erst einmal das neue Spielsystem verinnerlichen.

  • 11.08.2019
  • 20:52 Uhr

Doch es schien ja zu passen. Denn Borussia Mönchengladbach ist so ein Klub, der genau das bietet: Weiterentwicklung auf hohem Bundesliga-Niveau, ohne den ganz großen Druck, Mega-Hype oder Boulevard-Blödsinn.

Das Problem: Individualisten, die Egoisten auf dem Platz sind, sind es oft auch außerhalb. Schwierige Charaktere. Was erst einmal nicht schlimm, bei großen Künstlern vielleicht sogar auch unabdingbar ist.

Cuisance ist beides: Ein großes Talent, aber auch eines mit großem Ego. Er ist allerdings auch gerade erst 20 geworden. Und damit ein Paradebeispiel der heutigen Talente. Generation Z. 

Im Fußball inzwischen sehr häufig erkennbar an Merkmalen wie Selbstbewusstsein, Selbstverständnis, Selbstinszenierung und Selbstverwirklichung. Geduld? Demut? Leider oft Fehlanzeige. 

Es ist ein schmaler Grat zwischen Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung. Oft ein Faktor: das Umfeld mit Familie und Berater.

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Noch nichts erreicht

Denn bei allem Talent: Erreicht hat der Franzose in seinen beiden Jahren in Gladbach nichts. Von den Fans wurde er 2017/18 zum Spieler der Saison gewählt. Zurecht, er ragte mit seiner Unbekümmertheit in einer enttäuschenden Saison heraus, machte Lust auf mehr, weckte Hoffnungen.

Doch 2018/19 kam der U20-Nationalspieler nur noch auf 402 Einsatzminuten, der Star war plötzlich nur noch Statist, hatte im 4-3-3 keinen Platz. Seine Position, den klassischen Zehner, den Dirigenten, den gab es im Gladbacher System nicht.

Nun gibt es Spieler, die diese Situation annehmen, sich unverzichtbar machen, aufdrängen und so den Trainer unter Druck setzen. Und es gibt die, die es anders machen. Wie Cuisance.

Verbal, mit Körpersprache. Demonstrativer Unlust. Missmutigkeit. Oder bescheuerten Aktionen. 

Für das vorsätzliche Fahren ohne Führerschein kassierte er im Frühjahr eine Geldstrafe. Kurz danach protzte er in den sozialen Netzwerken mit einem Foto in einem Mercedes AMG. Dort inszeniert er sich sowieso, probiert sich aus. Doch bei seiner Außenwirkung griff er immer öfter daneben, auch auf dem Platz übertrieb er es bei seinen Kurzeinsätzen mit den Kunststücken, brachte sogar die Fans mehr und mehr gegen sich auf.

Zuletzt stellte er dann auch noch irre Forderungen.

Stammplatz-Garantie

"Wir führen seit vielen Wochen Gespräche mit dem Spieler und seinem Management. Es ist überraschend für mich, dass die Unzufriedenheit so groß ist bei einem 20-Jährigen, dass er eine Stammplatz-Garantie fordert, die kein Spieler bei uns hat", sagte Sportdirektor Max Eberl zuletzt.

Wenige Tage später ist er weg, Cuisance zieht es zu den Bayern. Zum Rekordmeister. Was zum einen die missliche Transferlage der Bayern in diesem Sommer hervorhebt, zum anderen die bizarre Karriereplanung des Franzosen. Denn die Vorbereitung unter dem neuen Trainer Marco Rose verlief durchaus vielversprechend. Und eine Stammplatz-Garantie wird er auch in München nicht bekommen. Ob er zumindest mehr Einsätze als in Gladbach bekommt? Fraglich. 

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Dass einem Mann wie Eberl am Ende die Geduld ausgeht und er sein Talent ziehen lässt, lässt tief blicken, wie hoffnungslos beziehungsweise verfahren die Situation offenbar war. Denn davon lebt der Klub: Talente wie Cuisance - in seinem Fall für 250.000 Euro - kaufen und weiterentwickeln, um von ihnen zunächst sportlich, später dann finanziell zu profitieren. Bei Cuisance war dieser Prozess angesichts einen bis 2023 laufenden Vertrags freilich noch nicht abgeschlossen. Immerhin erwartet die Borussia nun aus München laut "BILD" angeblich ein "Schmerzensgeld" in Höhe von zehn Millionen Euro Ablöse plus mögliche Bonus-Zahlungen. 

Es ist nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, wenn man sich bei Cuisance an Sinan Kurt erinnert. Auch der fand sich zu Höherem berufen, pfiff auf das Versprechen von Lucien Favre, ihn zu einem Bundesliga-Spieler zu formen. Er ging im Sommer 2014 für drei Millionen Euro ebenfalls von Gladbach zu den Bayern. Auch er war eines dieser Talente, die nicht warten wollten. Bei denen das eigene Ego die Realität verzerrt.

Fünf Jahre später ist Kurt nach seiner letzten Station beim österreichischen Erstliga-Aufsteiger WSG Swarovski Tirol vereinslos.

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Positives Beispiel

Dabei gibt es auch die positiven Beispiele. Bei Granit Xhaka klafften die eigene Wahrnehmung und die Wirklichkeit in den ersten eineinhalb Jahren in Gladbach auch sehr weit auseinander.

Auch bei ihm sah man trotz aller Egomanie: Da ist Potenzial für mehr. Er blieb und biss sich durch. 

Heute ist er Kapitän beim FC Arsenal. 

Andreas Reiners

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