Bundesliga
Erst abgeschrieben, jetzt auf der Erfolgswelle: Felix Passlacks zweite Chance
- Aktualisiert: 08.10.2020
- 08:52 Uhr
- ran.de
Eigentlich hatten sie Felix Passlack beim BVB schon abgeschrieben. Nach drei Leihstationen galt der 22-Jährige als sicherer Verkaufskandidat. Doch durch die Verletztenmisere bei der Borussia bekam das einstige Talent eine unerwartete Chance - und nutzte sie. Jetzt scheint plötzlich alles möglich.
München - Es war nicht mehr als eine Randnotiz, als Felix Passlack nach dem Corona-bedingten Saisonabbruch in der niederländischen Eredivisie im Frühsommer von Fortuna Sittard zu Borussia Dortmund zurückkehrte.
Der 22-Jährige galt neben Marius Wolf und Immanuel Pherai als einer von drei sicheren Verkaufskandidaten. Das Schicksal wollte es anders.
Am dritten Spieltag gegen den SC Freiburg erzielte der Allrounder jetzt sein erstes Bundesliga-Tor. Um die Kirche im Dorf zu lassen: Das macht ihn nicht gleich zur Entdeckung der Saison. Doch für Passlack öffnen sich beim BVB gerade ungeahnte Türen, die jahrelang fest verschlossen schienen.
Erfolge in der Jugend
Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Als 14-Jähriger landete Passlack von Rot-Weiß Oberhausen in der Nachwuchsabteilung der Schwarz-Gelben, obwohl sein Herz damals noch für Revierrivale Schalke 04 schlug.
Nach Meisterschaften in der B- und A-Jugend sowie der Verleihung der Fritz-Walter-Medaille für den besten Nachwuchsspieler 2015 feierte der aufstrebende Verteidiger ein Jahr später im Alter von nur 17 Jahren sein Bundesliga-Debüt. Gemeinsam mit Christian Pulisic wurde er zu den Profis befördert. Es roch nach einer schnellen Karriere.
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Erfolglose Leih-Stationen
Doch während sich der Amerikaner durchsetzen konnte, stagnierte Passlacks Entwicklung. 2017 wechselte er auf Leihbasis zur TSG Hoffenheim, um Bundesliga-Spielpraxis zu sammeln. Er versauerte bei der zweiten Mannschaft in Liga vier. Bei Norwich City reichte es danach gerade einmal für sechs Minuten Einsatzzeit in der kompletten Zweitliga-Saison, ehe er im vergangenen Jahr dann nach Holland flüchtete.
Ein gescheitertes Talent, hieß es damals. Hinter Passlacks Bundesliga-Tauglichkeit stand ein dickes Fragezeichen. In Sittard aber kehrten Fortune und Spielfreude zurück. Ein Platz in der Startelf war im sicher. Von da an ging es wieder bergauf.
"Ich habe sehr viele Erfahrungen mitgenommen. Egal jetzt, ob positiv oder negativ - das prägt einen Menschen. Ich bin reifer geworden", erklärte Passlack jüngst im "BVB-TV" seinen steinigen Weg.
BVB-Lazarett als Passlacks Chance
Dass er unter Lucien Favre in Dortmund aktuell regelmäßig zum Zug kommt, davon hätte er noch vor wenigen Wochen kaum zu träumen gewagt. Obwohl er in der Vorbereitung die meisten Spielminuten aller Teamkollegen angehäuft hatte. "Hätte mir jemand vor der Saison gesagt: Felix, du spielst im ersten Bundesligaspiel gegen Gladbach 70 Minuten und dann im Supercup von Anfang an - da hätte ich demjenigen wahrscheinlich den Vogel gezeigt."
Die Dortmunder Verletzungsmisere machte es möglich. Denn als sich Thorgan Hazard gegen Gladbach nach 20 Minuten einen Muskelfaserriss zuzog, blieb mit Blick auf die Ersatzbank (Reus angeschlagen, Guerreiro und Schmelzer verletzt) eigentlich nur noch Passlack als Option.
Weil sich der gelernte Rechtsverteidiger scheinbar ohne Anpassungsprobleme nahtlos im linken Mittelfeld einfügte und den Trainer überzeugte, durfte er im Supercup gegen den FC Bayern sogar von Beginn an ran. Gegen den SC Freiburg blieb dem 22-Jährigen zwar dann wieder nur die Jokerrolle. Seinen sechsminütigen Auftritt krönte er aber prompt mit seinem ersten Bundesligatreffer zum 4:0-Endstand.
Plötzlich eine Zukunft in Dortmund möglich
Der DFB berief Passlack daraufhin in den U21-Kader für die kommenden EM-Qualifikationsspiele (am 9. und 13. Oktober jeweils ab 17:45 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de). Und in Dortmund ist plötzlich sogar von einer möglichen Vertragsverlängerung die Rede.
"Felix ist ein sehr positiver Junge, der jeden Tag im Training Gas gibt. Der kann gerne bleiben", hatte Sportdirektor Michael Zorc schon nach dem Gladbach-Spiel in der "WAZ" beschieden.
Dass sein 2021 auslaufender Vertrag tatsächlich verlängert wird, ist gar nicht mehr so abwegig. Zwar wird Passlack wieder ins zweite Glied rücken, sobald Trainer Favre aus dem Vollen schöpfen kann. Und seine angestammte rechte Seite ist mit Raphael Guerreiro fest besetzt. Aber der 22-Jährige hat sich innerhalb von vier Spieltagen aus dem Nichts selbst wieder auf den Radar gebracht.
Jetzt will er die Chance nutzen, um mehr als eine positive Randnotiz zu sein.
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