FC Bayern und DFB: Jamal Musiala fällt aus - das bedeutet die Verletzung
Aktualisiert: 25.08.2023
11:16 Uhr
Justin Kraft
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Der FC Bayern München und wahrscheinlich auch der DFB müssen in den kommenden Spielen auf Jamal Musiala verzichten. Für beide hat das weitreichende Auswirkungen. Ein Überblick.
Eine Bewegung in den Zwischenraum, eine Drehung und den Ball kurz vorgelegt. Dann der präzise Abschluss. Der FC Bayern München ist schon wieder Deutscher Meister. Dank der Genialität und des nahezu unbegrenzten Talents von Jamal Musiala.
Fußball ist ein Teamsport, wird gleichzeitig aber gern auf die wenigen besonderen Momente beschränkt. In 90 Minuten passiert viel, darunter auch vieles, was nicht gerade spektakulär oder besonders gut anzusehen ist.
Umso wichtiger sind Spieler wie Musiala, die innerhalb des Bruchteils einer Sekunde Dinge machen können, die Spiele nicht nur entscheiden, sondern auch das Publikum zu begeistern wissen.
Nun wird der dem FC Bayern mehrere Wochen fehlen. Im Training zog er sich einen Muskelfaserriss zu. Im Schnitt fehlen Spieler in der Bundesliga laut "fussballverletzungen.com" 27,1 Tage.
Damit würde der Offensivmann Mindestens gegen den FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach ausfallen. Auch das Topspiel gegen Bayer Leverkusen am 15. September ist in Gefahr. Zwischendrin wird der DFB wohl ebenfalls auf den Ausnahmespieler verzichten müssen. Ein Rückschlag, der schwer wiegt.
FC Bayern München: Jamal Musiala und die Perfektion des Straßenfußballs
Musiala kann einen Gegenspieler auf dem Bierdeckel austanzen. Er kann dasselbe auch mit zwei oder drei Spielern machen. Beim Bundesliga-Auftakt gegen vollkommen überforderte Bremer ließ er stellenweise vier stehen. Das Endprodukt ist nicht immer optimal. Hin und wieder ist der 20-Jährige vielleicht einen Tick zu ballverliebt, verrennt sich statt den einfachen Ball zu spielen.
Aber er ist zum einen eben erst 20 und zum anderen verkörpert er genau das, was viele Expertinnen und Experten in Deutschland vermissen: Spieler, die sich das Besondere zutrauen und intuitiv handeln. Musiala vereint den modernen Fußball mit der Perfektion des Straßenfußballs. Dem FC Bayern ist das in der vergangenen Saison in vielen Mannschaftsteilen abhanden gekommen.
Als Musiala nicht in Topform war, fehlten ihnen Überraschungsmomente. Wie jener in Köln, der dem Rekordmeister den elften Bundesliga-Titel in Serie brachte.
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Jamal Musiala und Harry Kane: Das perfekte Duo beim FC Bayern?
Vom Zusammenspiel mit Harry Kane erhofft sich Thomas Tuchel vermutlich einiges. Endlich wieder ein Stürmer, der in der Lage ist, Räume für die flinken und wendigen Angreifer zu öffnen, indem er Gegenspieler aus ihren Positionen zieht. Andererseits mit Musiala ein Spielmacher, der in der Lage ist, Kane regelmäßig zu bedienen und ihm ebenfalls durch Dribblings Platz zu schaffen.
Auf dem Papier ein Duo, das hervorragend zusammen funktionieren kann. In der Praxis gab es in Bremen schon einige Ansätze davon zu sehen. Das 1:0 nach nicht mal vier Minuten fiel beispielsweise, weil Musiala sich mit dem Rücken zum Gegenspieler durchsetzte und in die Richtung aufdrehte, um Leroy Sané anspielen zu können. Eine vermeintlich kleine Aktion, die aber seine gute Entscheidungsfindung unter Druck unterstreicht.
Seine Nähe zu Kane auf dem Platz ist qua Position als Zehner schon gegeben – und doch war es auffällig, wie oft beide in letzter Linie sehr nah beieinander waren. Die Bayern versuchten regelmäßig ihre Angriffe über einen von ihnen auszuspielen.
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FC Bayern München: Thomas Müller und seine vielleicht letzte Chance
In den kommenden Wochen ist Thomas Müller der natürliche Musiala-Ersatz. Ebenfalls ein Spieler, der für besondere Momente sorgen kann. Allerdings auf andere Art und Weise. Bei Müller raunt das Publikum für gewöhnlich nicht vor Begeisterung. Das liegt an seiner oft unorthodox wirkenden Spielweise.
Doch so unorthodox, also unkonventionell ist diese gar nicht. Gegen Bremen hatte Müller nur einen Kurzeinsatz, zeigte aber direkt, zu was er auch mit 33 Jahren noch in der Lage ist. Das 3:0 – wieder durch Sané – bereitete er nicht nur vor. Der zweifache Champions-League-Sieger initiierte den kompletten Angriff mit einem schönen Doppelpass mit Eric Maxim Choupo-Moting.
In den letzten Jahren stand der "Raumdeuter" immer häufiger in der Kritik. Wegen anhaltender Hüftprobleme vor der Weltmeisterschaft in Katar verpasste er deutlich mehr Spiele als gewohnt. In der Rückrunde saß er immer mal wieder auf der Bank.
Nach Musiala-Verletzung: Müller hofft auf zweiten Frühling
Nun könnte aber der zweite Frühling kommen. Dass seine Form trotz schwieriger Vorbereitung stimmt, deutete er in Bremen an. Vielleicht ist es seine letzte Chance, doch nochmal dauerhaft in die Startelf der Münchner zu rutschen.
Die Mechanismen im Spiel nach vorn werden sich etwas ändern, doch das muss nicht negativ sein. Müller hatte in der Vergangenheit seine stärksten Jahre, wenn er um einen Stürmer herum arbeiten konnte. Im vergangenen Jahr war ihm das kaum vergönnt. Als Choupo-Moting sein Formhoch hatte, war der Weltmeister von 2014 verletzt. In der Rückrunde spielte der Kameruner überwiegend keine große Rolle mehr.
Jetzt aber ist Kane da. Und mit ihm vielleicht wieder eine bessere Einbindung von Müller, dessen Läufe, Bewegungen und Pässe wieder einen Abnehmer finden dürften. Entsteht hier dieselbe Symbiose wie einst mit Robert Lewandowski, könnten alle Seiten davon profitieren. Zumindest mal bis zur Rückkehr von Musiala.
Ausfall von Musiala: Der FCB kommt klar – und der DFB?
Während die Bayern Lösungen für den Ausfall haben dürften, sieht es beim DFB schon etwas anders aus. Auch da gibt es mit Florian Wirtz beispielsweise einen Kandidaten, der einige Qualitäten des FCB-Stars ebenfalls mitbringt. Bestätigt Leroy Sané seine Form aus dem Bremen-Spiel, ist er in Hansi Flicks Kader ebenfalls ein Kandidat, um die kreative Lücke ein wenig zu schließen.
Viele Mittel hat der Bundestrainer dafür aber nicht zur Hand und generell sind seine Probleme weit über Musiala hinaus riesig. Eigentlich sollte jetzt die Phase beginnen, in der sich das Team für die EM 2024 einspielen kann. Nun muss Flick erneut umbauen – und das auf einer Position, die sicher schien.
Dem Rhythmus des DFB-Teams wird das eher schaden als dass es hilft. Zumal gegen Japan und Frankreich ohnehin weitere Rückschläge drohen. Weniger als ein Jahr vor der EM geht es also weiter mit den schlechten Nachrichten für die Nationalmannschaft. Dabei könnte die nichts mehr gebrauchen, als jemanden, der mit wenigen Bewegungen in der Lage ist, besondere Momente zu schaffen – und die Statik des Spiels ein Stück weit aufzubrechen.